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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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eindeutig Zuwendung brauchte. »Das mit der Scheidung war nicht meine Idee, weißt du«, sagte er traurig, als er sich abends verabschiedete, und seine Worte schürten ihren Groll, sodass sie auf einen Brief ihrer Mutter, der in der Woche darauf kam, nicht antwortete.
    Die Wärme in ihrem Rücken wurde intensiver. »Ich habe das mit Dawn erst Jahre später erfahren. Deshalb war mir lange nicht klar, wie schwer es für meine Mutter gewesen sein muss.« Caroline begann zu weinen. »Erst jetzt, nachdem mir dasselbe widerfahren ist, weiß ich, wie tief sie das alles getroffen hat. Ich hätte für sie da sein müssen, um sie zu trösten.«
    »Kinder brauchen starke Eltern«, sagte Petunia sanft.
    Allerdings! Schließlich durfte sie nicht vergessen, dass sie ihre Kinder in dieselbe Lage gebracht hatte, indem sie sie von ihren Wurzeln trennte.
    »Kein Wunder, dass Simon leichtes Spiel mit Ihnen hatte. Neben der Malerei hat er Ihnen die Sicherheit gegeben, die Sie brauchten.«
    Das war richtig.
    Simon war so attraktiv, so selbstbewusst, dass er unmöglich an ihr interessiert sein konnte, weshalb Caroline erst gar nicht auf die Idee kam, ihn als potenziellen Liebhaber zu betrachten. Später sagte er ihr, einer der Gründe, warum er sie anziehend gefunden habe, sei ihre Natürlichkeit gewesen. Dass sie sie selbst war.
    »Ich war damals noch total unselbstständig«, sagte sie zu der gegenüberliegenden Wand. Petunias Stimme erklang hinter ihr. »Sie waren noch ungeformt. Zu jung, um Entscheidungen zu treffen.«
    »Das Leben zu Hause hatte sich verändert.« Caroline fragte sich, ob sie mit sich selbst redete. »Als Simon anfing, von Hochzeit zu sprechen, fühlte ich mich wieder sicherer. Sicher wie auf einem Schiff. Ich habe mir eine Familie gewünscht, Kinder, und ich wollte malen.«
    »Warum auch nicht?«, erwiderte Petunia. »Auch Ihre Mutter hat sich das gewünscht, wie zuvor schon deren Mutter. Sie haben sich nach Sicherheit gesehnt. Darum fassen Sie ständig an Ihre Perlenkette und prüfen, ob sie noch da ist. Sie haben Angst vor Verlust. Das hier wird helfen.«
    Und die Wärme in ihrem Rücken wurde stärker und stärker.
    »Ich hatte eine Fehlgeburt.«
    »Das war bestimmt hart.«
    Sie hatte einen Traum in der Nacht, bevor es passierte. Sie träumte, dass sie beim Zahnarzt war. Sie spürte ein Ziehen im Körper, nicht im Mund. Und als sie aufwachte, war da Blut. »Hatten Sie gestern Abend Geschlechtsverkehr?«, wurde sie im Krankenhaus gefragt.
    Danach hasste sie sich selbst, weil sie ihr Baby umgebracht hatte.
    »Es war nicht Ihre Schuld.« Petunias Stimme wirkte hypnotisierend. »Viele Paare haben Sex in der Schwangerschaft. Die Schwester hätte das nicht sagen dürfen.«
    »Simon hat sich auch Vorwürfe gemacht.«
    »Schuld wächst. Sie veranlasst die Menschen, das Falsche zu tun. Aber danach kehrt das Glück zurück.«
    Nicht sofort, nicht bei den ganzen Fehlgeburten, die folgten. Nicht einmal mit Scarlet, aufgrund der Umstände.
    »Welche Umstände?«, fragte Petunia.
    »Es war nicht einfach, wieder schwanger zu werden. Und hinterher mit den Zwillingen hat es eine halbe Ewigkeit gedauert. Letzten Endes half eine künstliche Befruchtung, was ich einem fantastischen Arzt zu verdanken habe, auf den ich irgendwann gestoßen bin.« Das Bild von Dr. M und seiner scharlachroten Fliege blitzte kurz in ihrer Erinnerung auf. »Ich war nach Scarlet viel stärker als Simon darauf erpicht, noch ein Kind zu bekommen, und dieser Druck hat zwischen uns zu Problemen geführt. Und dann war da noch Mummy.«
    Das Schweigen hing zwischen ihnen in der Luft, so wie der Tumor gewachsen war, still und schwer.
    »Möchten Sie darüber reden?«
    Nein. Ja.
    Zu diesem Zeitpunkt vertrug sie sich nach dem Trauma, das der Auszug ihres Vaters bewirkt hatte, wieder mit ihrer Mutter. Die Scheidung war inzwischen rechtskräftig, und Helen hatte Peter kennengelernt. Sie heirateten sehr schnell. »Solange du glücklich bist, soll es mir recht sein«, versicherte sie ihrer Mutter.
    »Du hast leicht reden«, sagte Grace. »Du musst ja nicht mit ihm zusammenleben.«
    Mit fünfzehn wohnte Grace noch zu Hause und ärgerte sich über diesen etwas ungehobelten, aber wohlmeinenden Mann, der zu allem sehr genaue Ansichten hatte, angefangen damit, wie man Sachen in den Kühlschrank stellte, bis zu dem Denkmuster hinter Yeats’ Dichtung. Aber er machte ihre Mutter glücklich! Sie nahm endlich wieder zu, nachdem sie seit der Trennung fast zwanzig Kilo verloren

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