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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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hatte, und er verreiste mit ihr nach Frankreich und Jersey. Das Gesicht ihrer Mutter begann zu strahlen, und jeder sagte, dass Peter sie sehr glücklich machte, während Caroline die Eifersucht in ihrem Herzen unterdrücken musste, weil ihr das nicht gelungen war.
    Nachdem Scarlet auf der Welt war, konnte ihre Mutter sich nicht mehr fernhalten. Einerseits freute sich Caroline, wenn ihre Mutter bei ihr war und dieses winzige Baby im Arm hielt, das so zerbrechlich wirkte. Andererseits war sie auch manchmal von ihren Ratschlägen genervt, die völlig überholt waren. »Heutzutage stillt niemand mehr nach der Uhr«, erwiderte sie einmal. »Sondern nach Bedarf.«
    Und dann, als Scarlet gerade einmal sechs Monate alt war, rief ihre Mutter eines Abends an. »Ich muss ins Krankenhaus, um mir eine Zyste entfernen zu lassen«, erzählte sie in unbekümmertem Ton. »Es ist nichts Ernstes. Ein reiner Routineeingriff.« Und Caroline, die abgelenkt war durch einen Lungeninfekt, den Scarlet sich geholt hatte, nahm ihre Mutter beim Wort.
    Als das Telefon am nächsten Abend klingelte und Simon antwortete, spülte Caroline gerade das Geschirr und hoffte, heute früher ins Bett zu kommen, weil ihr von der Nacht zuvor mit Scarlets Erkältung Schlaf fehlte. Aber als sie Simon nach zehn Minuten immer noch in ernstem Ton telefonieren hörte, stellte sie sich zu ihm in die Diele. Es ging um ihre Mutter! Um etwas, das »so groß wie eine Melone« war.
    »Was ist los?«, fragte sie und zupfte an seinem Ärmel. Sie konnte hören, dass ihr Stiefvater am anderen Ende der Leitung war, aber Simon machte keine Anstalten, ihr den Hörer zu geben.
    »Gib her«, sagte sie laut, aber Simon scheuchte sie wedelnd fort.
    Die kalte Klinge von dem Picknick am Fluss schnitt ihr wieder in die Brust, und als hätte Scarlet etwas gespürt, begann sie oben in ihrem Zimmer zu schreien.
    Caroline riss den Hörer an sich und stammelte vor Aufregung. »Bitte, sag mir sofort, was los ist.«
    Die Wärme von Petunias Handfläche brannte nun an ihrem Rücken. »Was war passiert?«, fragte die hypnotisierende Stimme.
    »Man hatte bei ihr einen Tumor entdeckt, so groß wie eine Melone.« Caroline war wieder dort und durchlebte alles noch einmal, als wäre sie noch in dem großen Krankenhaus, zu dem sie sofort aufgebrochen war, spätabends mit dem Auto durch die Londoner Vororte, und in das man ihre Mutter gebracht hatte. »Als ich in ihr Zimmer kam, hat sie sich gerade in eine glänzende Nierenschale aus Edelstahl übergeben. Ich werde die Form dieser Schale nie vergessen. Und auch nicht den Blick, mit dem sie mich angesehen hat. Wie ein kleines Kind, das ein schlechtes Gewissen hat.«
    »Möchten Sie weitererzählen?«
    Ja. Nein. »Darüber habe ich noch nie mit jemandem gesprochen. Meine Mutter bekam anschließend eine Chemotherapie und Bestrahlungen. Grace hat sie immer hingebracht – Peter kann nicht Auto fahren.« Caroline stieß ein heiseres Lachen aus. »Eigentlich wäre es meine Aufgabe gewesen, aber ich fahre nicht gerne lange Strecken, und außerdem hatte ich Scarlet. Klingt das nicht erbärmlich?«
    Die Wärme ließ nun nach. »Jeder ist anders.«
    »Danach schien es mit meiner Mutter wieder aufwärtszugehen. Sie kam jede Woche zum Abendessen, und ich habe sie mit Scarlet besucht.«
    Sie waren dort. Sie sah es nun vor sich. Sie und Simon und die Babytragetasche und Gott weiß wie viel Zeugs, das man immer dabeihaben musste, wenn man mit einem Baby unterwegs war. Ihre Mutter öffnete die Tür, mit roten Wangen vor Freude darüber, sie zu sehen, und in ihrer Schürze. Sie gingen in die kleine Küche, und ihre Mutter nahm sie in den Arm, nach Rosen und Blue Grass und Ponds Gesichtscreme duftend.
    Ihre Mutter und Peter fuhren ein zweites Mal nach Frankreich und anschließend nach Malta in den Winterurlaub. »Ich war sauer, weil sie an meinem Geburtstag nicht da waren. Wie kleinkariert ist das denn? Und dann haben wir beschlossen, im Sommer alle gemeinsam wegzufahren – es wäre der erste Familienurlaub gewesen seit der Scheidung. Wir hatten uns sogar schon Reisekataloge besorgt. Und dann …«
    Ihre Stimme brach.
    »Was dann?« Petunias Ton klang bestimmt.
    Sie konnte nicht weitersprechen.
    »Sie müssen, Caroline, wenn Sie heilen wollen.«
    »Dann rief sie mich eines Abends an und sagte, ihre Hüftschmerzen kommen von dem Krebs, der zurückgekehrt war und überall gestreut hatte. Sie hatte nur noch wenige Monate zu leben.«
    Was tut man, wenn die eigene Mutter

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