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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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Hügeln machte und einmal mit einem schwarzen Hund zurückkam, der ihn nach Hause begleitet hatte, obwohl sie den Hund nicht behalten durften und zur Polizeiwache bringen mussten.
    Maggy, die versprochen hatte, eine Feier im Ritz auszurichten zu Carolines einundzwanzigstem Geburtstag in ein paar Jahren, und die nie, wie Carolines Vater sagte, den richtigen Mann gefunden hatte. Dann der Anruf auf dem Münzapparat im Flur der Kunsthochschule (wo Caroline inzwischen ihren inneren Frieden gefunden hatte, weil sie das tun konnte, was sie liebte). Der Anruf von ihrer Mutter, die ihr erklärte, dass Maggy Tabletten geschluckt habe und letztes Wochenende gestorben sei, als sie, Caroline, eigentlich zur Insel runterfahren wollte, aber ihre Patentante hatte im letzten Moment abgesagt.
    »Sie lag bereits unter der Erde, als meine Mutter mich verständigt hat.«
    Petunias Hand wanderte weiter über ihren Rücken. »Sie haben sich ausgeschlossen gefühlt.«
    »Ich hätte gerne von ihr Abschied genommen.«
    Ihre Mutter hatte kein Recht gehabt, ihr nichts davon zu sagen beziehungsweise sie nicht zu fragen, ob sie an der Beisetzung teilnehmen wollte.
    »Sie hat versucht, Sie zu beschützen. Manchmal meinen wir es zu gut mit unseren Kindern.« Mehr Wärme. »Was noch?«
    Maggys Tod war in Carolines Vorstellung untrennbar mit dem Besuch ihrer Eltern verbunden – seltsamerweise, obwohl sie sich damals nichts dabei dachte, in Begleitung ihrer Großmutter. Aus irgendeinem Grund, der ihr erst später klar wurde, war Grace an diesem Tag bei einer Freundin. So tauchten sie zu dritt bei ihr im College auf, und es gab wieder ein Picknick. Dieses Mal am Fluss. Ausnahmsweise war Caroline nicht vorbereitet – sie ließ sich einlullen von dem ungewohnten Familienbild, in dem ihre Großmutter und ihre Mutter sich einen Raum teilten, ohne sich zu streiten. Warum hatte sie nichts geahnt? Warum war sie so naiv gewesen?
    »Carrie«, sagte ihre Mutter, nachdem sie auf der roten Picknickdecke hartgekochte Eier und Schinkensandwiches gegessen hatten. »Da gibt es etwas, das ich dir sagen muss.«
    Gleichzeitig nahm Caroline wahr, dass ihr Vater und ihre Großmutter aufstanden und sich langsam am Ufer entfernten. »Dein Vater und ich sind seit einiger Zeit nicht mehr glücklich miteinander«, fuhr ihre Mutter leise fort.
    Eine kalte Klinge bohrte sich in Carolines Brust, ähnlich jener, die ihre Mutter benutzt hatte, um die Picknickeier in Scheiben zu schneiden. Nicht glücklich miteinander? Sie hatte das kühle Schweigen durchaus wahrgenommen, aber das ging schon so lange, dass es doch sicher normal war, oder?
    »Darum haben wir beschlossen, uns scheiden zu lassen.«
    Sie begann zu fallen. Fiel mit einem furchtbaren Schrei und einer Klinge im Herzen und rannte vor ihnen weg, so weit wie möglich. Wenn sie schnell genug lief, bedeutete das, dass die Worte ihrer Mutter unwirklich wurden und dass sie zu diesem unbehaglichen, stillen Burgfrieden zurückkehren konnten, mit ihrem Vater in dem neuen, hellbeige gesprenkelten Sessel, den sie auf Raten gekauft hatten, und dass dann alles wieder gut sein würde.
    »Carrie!«
    Sie drehte den Kopf nach hinten, ohne stehen zu bleiben, und sah das kummervolle Gesicht ihrer Mutter. Ihre Mutter war an allem schuld, weil sie die ganze Zeit am Küchentisch Tränen vergoss. Und nun würden sie sich scheiden lassen. Weiter und weiter rannte sie, bis zu ihrem kleinen Zimmer in dem kompakten, modernen Studentenwohnheim aus rotem Backstein, wo sie mit ihren neuen Freunden lebte – Nigel, einem Bildhauer, und Jackie, die Modedesignerin werden wollte bei Biba. Caroline weinte. Ihre Mitbewohner versuchten, sie zu trösten. Sie kannte keinen, dessen Eltern geschieden waren. »Meine Mutter lebt in Ealing, mein Vater lebt in Kingston«, murmelte sie immer wieder leise vor sich hin, als müsste sie sich zwingen, etwas zu glauben, was unmöglich wahr sein konnte.
    Als sie in den Ferien nach Hause fuhr, saß ihre Mutter immer noch weinend am Küchentisch, und die Betthälfte ihres Vaters war glatt und sauber. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, also blieb sie in den nächsten Ferien im Wohnheim. Einmal kam ihr Vater sie besuchen, abgespannt und mit roten Augen, und sie hatte Mitleid mit ihm, trotz allem, was er getan hatte. »Ich bin müde«, sagte er. »Macht es dir was aus, wenn ich mich kurz hinlege und ein wenig die Augen zumache?«
    Also kochte sie ihm einen Tee in der Gemeinschaftsküche und ließ ihn schlafen, weil er

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