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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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halte es für das Beste, wenn du vorerst in das Haus deines Vaters zurückkehrst, bis ich da oben etwas für uns arrangiert habe.«
    Etwas arrangiert? Rose ertappte sich dabei, dass sie seine Worte nachplapperte wie ein dummer Papagei, die Art, die einige der Kolonialfrauen in ihren Bungalows hielten. Aber ihre Verwunderung war zu groß, um das alles so schnell zu verarbeiten. Erstaunlicherweise schien niemand sonst von diesen Neuigkeiten beeindruckt zu sein.
    »Du Glückliche.« Celia hatte neidisch ihren Arm gedrückt. »Ich kann es kaum erwarten, in die Heimat zu gehen. Alec plant auch schon unsere Rückkehr, obwohl mir gar nicht bewusst war, wie schlecht es hier unten steht. Über solche Dinge reden die Männer nicht gern. Sie nennen das ›Krise‹. Aber so etwas kommt vor. Wir werden wohl ein paar Feiern nachholen müssen, wenn wir uns in der alten Heimat wiedertreffen!«
    Edward hatte mit einem erleichterten Nicken reagiert, als sie ihn informierte. »Gott sei Dank. In England haben Sie eine Chance, von ihm wegzukommen, welchen Weg Sie auch immer wählen werden.«
    Manchmal redete er, als hätte Rose ihm alles anvertraut. Es war, als wüsste er, was in ihrem Kopf vorging. Trotzdem war das kein Grund, über ihr Treuegelübde hinwegzusehen und so zu werden wie ihr Vater. »Charles ist mein Ehemann.« Auf der Veranda, wo sie sich voneinander verabschiedeten, trat sie einen Schritt von Edward zurück. Die Buchung der Schiffspassage hatte so schnell geklappt, dass sie sich fragte, ob das alles nicht schon vor Wochen arrangiert worden war und sie als Letzte davon erfahren hatte.
    »Wie ich Ihnen ja bereits sagte, beabsichtige ich ebenfalls zurückzugehen.« Seine Stimme war leise und verursachte ihr eine derartige Gänsehaut, dass ihre Hand rasch an den Hals wanderte, um nach ihren Perlen zu tasten. Das hatte sie sich angewöhnt, wenn sie das Bedürfnis nach Sicherheit überkam.
    »Wann?«, flüsterte sie.
    »In Kürze. Sie müssen mir die Adresse Ihres Vaters geben.«
    Während er sprach, raschelte es irgendwo. Rose wandte den Kopf nach hinten und rechnete halb damit, das dunkelhäutige Kind zu sehen, das ihr nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr erschienen war. Aber da war nichts.
    »Wer ist das?« Edward schirmte mit der Hand seine Augen ab und deutete auf eine Gestalt im Gelände, die sich eilig vom Bungalow entfernte. Es war eine Frau, und obwohl sie den Kopf gesenkt hatte, erkannte Rose sofort mit bangem Herzen, dass es Maya war. Das roch nach Ärger, besonders, wenn Maya sie belauscht hatte, aber es hatte keinen Sinn, Edward in Unruhe zu versetzen, weil er Angst um sie haben musste, sollte Charles dahinterkommen und Gott weiß was tun.
    »Ich weiß nicht.« Sie sprach mit abgehackter Stimme, die seltsamerweise der von Phoebe ähnelte. »Genauso wenig weiß ich, ob es klug wäre, wenn wir uns in England treffen. Bitte, Edward.« Sie blickte ihn flehentlich an. »Ich denke, Sie sollten nun gehen, oder Charles wird uns beiden eine Szene machen.«
    Tatsächlich kam die Szene früher, als sie befürchtet hatte. An jenem Abend kehrte Charles später als sonst nach Hause zurück, wie immer mit einer Whisky-Soda-Fahne. Aber statt in sein Zimmer zu verschwinden, stieß er ihre Tür auf, riss die Bettdecke zurück und warf sich auf sie. »Ich werde es nicht dulden, dass du mit diesem Trottel von einem Arzt herumturtelst«, brüllte er.
    Dann hatte Maya sie also tatsächlich verraten!
    »Sch!« Roses Augen waren vor Angst weit aufgerissen. »Du weckst Helen auf.«
    Aber er war jenseits davon zuzuhören. Jenseits aller Vernunft. Wie Rose Edward später erklärte, gab es einfach nichts, was sie tun konnte, außer sich zu fügen.
    Sechs Wochen später reisten sie ab. Rose verschenkte die meisten ihrer Kissen und den Seidenschmuck an Celia und ein paar andere Frauen, die ihr alle versprachen, auf ihre Handfertigkeit wieder zurückzugreifen, wenn sie in der Heimat waren. »So hat wenigstens einer von euch Arbeit«, bemerkte Celia scherzhaft am Kai. »Alec sagt, er hat keine Ahnung, wo alle unterkommen werden, wenn sie nach England zurückgehen. Dort wird es wohl kaum Bedarf für Kautschukpflanzer geben.«
    »Charles wird auf dem Gut seines Bruders arbeiten«, erwiderte Rose leise.
    »Charles wird für jemand anderen arbeiten?« Celia stieß ihr klimperndes Lachen aus. »Bitte, du darfst nicht denken, dass ich deinen Mann besser kenne als du, aber ich bezweifle stark, dass er sich von einem anderen etwas sagen lässt, ganz

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