Pern 03 - Drachengesang
Füße den Boden berührten, glaubte sie vor Schmerz ohnmächtig zu werden. Sie umklammerte hastig die Pfote des Drachen; das Tier begann leise zu summen und stupste sie sanft mit der großen Schnauze an.
»Branth sagt mir, daß du verletzt bist?« Der Mann schwang sich geschickt zu Boden.
»Meine Füße!«
Sie hatte die Stiefel völlig durchgelaufen, ohne es zu merken, und an ihren Fußsohlen war kein Fetzen Haut heil geblieben.
»Ich sag gleich im Weyr Bescheid. Komm!«
Er umklammerte ihr Handgelenk und hievte sie mit geübtem Schwung über seine Schulter. Als er den Eingang der Unteren Höhlen erreichte, rief er sofort nach Heilsalbe.
Sie fand sich in einem Stuhl wieder; in ihren Schläfen dröhnte das Blut. Jemand stützte ihre wunden Füße auf einen Hocker.
Von allen Seiten liefen Frauen herbei.
»He, Manora, Felena!« rief der braune Reiter ungeduldig.
»Seht euch seine Füße an! Nur noch Fle ischklumpen sind das!«
»T’gran, wo in aller Welt …«
»Ich war in der Gegend von Nerat, als ich ihn entdeckte.
Versuchte der Fädenfront davonzulaufen, der Bursche – und hätte es um ein Haar auch noch geschafft!«
»Du liebe Güte! Manora, kannst du einen Augenb lick he rkommen?«
»Sollen wir ihm zuerst die Füße waschen oder …?«
»Zuallererst einen Fellistrank«, schlug T’gran vor. »Das betäubt den ärgsten Schmerz. Und dann schneidet ihm die Stiefel von den Füßen!«
Jemand hielt ihr einen Becher gegen die Lippen und befahl ihr, ihn rasch leerzutrinken. Sie hatte außer der Kresse noch nichts im Magen, und so wirkte das Felliskraut auf der Stelle.
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Die Gesichter ringsum verschwammen.
»Sind denn die Burgleute wahnsinnig geworden, daß sie ihre Schutzbefohlenen bei Fädeneinfall ins Freie lassen?«
Menolly glaubte Manoras Stimme wiederzuerkennen.
»Das ist nun schon der zweite, den wir heute gerettet haben.«
Danach verschmolzen die Stimmen zu einem unverständlichen Gemurmel. Menolly konnte ihre Blicke nicht mehr auf einen festen Punkt richten. Sie schien etliche Handbreit über dem Boden zu schweben, was ihr gar nicht so ungelegen kam, denn sie wollte auf gar keinen Fall die Fußsohlen belasten.
An einem Tisch auf der anderen Seite der großen KüchenKaverne saß Elgion. Er dachte anfangs, der Junge sei, vom Schock der knappen Rettung übermannt, in Ohnmacht gefallen.
Er hätte ihm das nachfühlen können, denn auch ihn hatte ein Drachenreiter aufgegriffen, als er außer Atem und völlig erschöpft zur Burg zurückhetzte.
Jetzt, da er eine ans tändige Mahlzeit im Bauch hatte und wieder ohne Seitenstechen atmen konnte, machte er sich Vorwürfe wegen seines Leichtsinns. Und er dachte nur ungern an den Empfang, den ihm der Fischerbaron bereiten würde. Mit der Erklärung, er habe nach Feuerechsen-Eiern gesucht, konnte Yanus ganz bestimmt nichts anfangen.
Und was sollte Alemi von ihm denken? Elgion seufzte und sah zu, wie mehrere Frauen den Jungen zu den Wohnquartieren trugen. Er richtete sich ein wenig auf und überlegte eben, ob er seine Hilfe anbieten solle – als er die erste Feuerechse seines Lebens erblickte und alles andere vergaß.
Es war eine kleine goldene Königin, die in die Höhle geschossen kam und zum Erbarmen jammerte. Sie schien reglos mitten in der Luft zu schweben und verschwand wie durch Zauberei. Einen Moment später tauchte sie wieder in der Küche auf, weniger erregt, aber immer noch auf der Suche nach jemand oder etwas.
Ein Mädchen kam aus den Wohnräumen, sah die Feuerechse 138
und hob den Arm. Die kleine Königin landete geschickt und schmiegte den kleinen Kopf an die Wange des Mädchens, das sie offensichtlich beruhigte. Die beiden gingen hinaus zum Weyrbecken.
»Sie haben noch nie eine Echse gesehen, Harfner?« fragte eine belustigte Stimme, und Elgion schrak aus seiner Trance.
Neben ihm stand die Frau, die das Essen gebracht hatte.
»Nein.«
Sie lachte über die Wehmut in seiner Stimme. »Das ist Grall, F’nors kleine Königin«, erklärte Felena. Dann erkundigte sie sich, ob der Harfner noch eine Kleinigkeit essen wolle.
Er lehnte höflich ab, weil er bereits zwei Teller Fleischsuppe verschlungen hatte.
»Ich überlege gerade, wie ich zurück in die Halbkreis-Bucht komme. Der Baron hat meine Abwesenheit inzwischen sicher bemerkt und …«
»Keine Sorge, Harfner, unsere Reiter haben längst ausgerich-tet, daß Sie hier sind.«
Elgion bedankte sich, aber er kam nicht von dem Gedanken los, daß er das Mißfallen des Burgherrn auf sich
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