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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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aber Vorsicht schien ihr durchaus angebracht. Vielleicht war es falsch gewesen, so mit ihrem Wissen zu glänzen. Das hatte ihn erzürnt. Aber sollte er nicht gerade ihren Wissensstand prüfen?
    Wieder kamen ihr Zweifel, ob die Harfnerhalle der richtige Ort für sie war. Wenn sich nun schon Mädchen einbilden … Sie hatte sich überhaupt nichts eingebildet. Die ganze Idee stammte von Meisterharfner Robinton, oder? Gehörten Meister Domick und Meister Morshal zu den konservativen Kräften, die Robinton erwähnt hatte? Selbst wenn sie in Zukunft vielleicht nicht viel mit ihnen zu tun hatte – sie spürte ihre Abwehr und Feindseligkeit.
    Mit einem Seufzer wandte sie sich dem zweiten Treppenabsatz zu – und blieb stehen. Piemur wartete im Korridor, stocksteif, mit weit aufgerissenen Augen, und starrte die erregt flatternden Feuerechsen an. Faulpelz und Onkelchen hatten sich auf dem Geländer niedergelassen.
    »Ich sehe doch keine Gespenster, oder?« fragte er und beobachtete die beiden mißtrauisch.
    »Nein, bestimmt nicht. Der Braune heißt Faulpelz, und der 69
    Blaue da ist Onkelchen.«
    Seine Blicke folgten den anderen, die Menolly umkreisten, aber er gab es rasch auf, sie zu zählen. Dann landete die kleine Goldechse wie gewohnt auf Menollys Schulter.
    »Das ist Prinzeßchen, die Königin des Schwarms.«
    »Wirklich?« Piemur starrte Menolly nach, während sie ins Erdgeschoß weiterging.
    Prinzessin reckte den Hals, und ihre Augen kreisten ein wenig, als sie seinen Blick erwiderte. Plötzlich blinzelte sie, und Piemur tat erschrocken das gleiche. Menolly prustete los.
    »Kein Wunder, daß Camo so verrückt nach ihr ist.« Dann schüttelte sich Piemur wie eine Feuerechse, die Meerwasser aus ihren Flügeln spritzt. »Ich sollte dich abholen und zu Meister Shonagar bringen.«
    »Wer ist das schon wieder?« Menolly hatte genug von ihrer Begegnung mit Meister Morshal.
    »Hat dich der alte Morschkopf geschunden? Mach dir nichts draus! Meister Shonagar wird dir gefallen. Er unterrichtet Gesang, und ich gehöre in seine Abteilung. Er ist der netteste Lehrmeister von allen.« Piemur strahlte begeistert. »Und er hat gesagt, wenn du nur halb so gut singen kannst wie deine Echsen, dann bist du ein echter Gewinn.«
    Er machte eine Pause und schielte Prinzessin an.
    »Glaubst du, sie mag mich?«
    »Warum nicht?«
    »Sie starrt mich so an, und ihre Augen kreisen!«
    »Du starrst sie aber auch an!«
    Piemur schluckte und kicherte dann verlegen.
    »Das habe ich gar nicht gemerkt. Entschuldige, Prinzeßchen.
    Ich weiß, so was gehört sich nicht, aber ich wollte schon immer eine Feuerechse sehen. He, Menolly, komm!« Und er rannte über den Hof, als sei ihm sein Auftrag eben wieder eingefallen.
    »Du bist zwar neu hier, aber laß dir gleich eines sagen: Kein Meister wartet gern. Und noch eines! Könntest du bitte deine 70
    Feuerechsen wegschicken? Meister Shonagar hat nämlich ausdrücklich erklärt, er wolle im Moment nur dich und nicht die Echsen singen hören.«
    »Sie halten still, wenn ich sie darum bitte.«
    »Ranly – das ist der Junge, der dir heute mittag gegenübersaß
    – Ranly also kommt von Crom, und er weiß eine ganze Menge.
    Er hat behauptet, die Echsen würden nur so tun, als könnten sie singen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Da bin ich aber froh. Ich entgegnete nämlich, sie seien genauso klug wie Drachen, und das wollte er nicht glauben.«
    Piemur führte sie zu dem großen Saal, in dem am Vormittag der Chor geübt hatte. »Rasch, Menolly! Ich war nämlich eine ganze Weile unterwegs, ehe ich dich fand.«
    »Ich kann nicht schnell gehen«, erklärte Menolly mit zusam-mengebissenen Zähnen.
    »Ist mir auch schon aufgefallen, daß du so komisch humpelst.
    Was ist los mit deinen Füßen?«
    Menolly wunderte sich, daß ihm diese Neuigkeit entgangen war, wo er sonst alles aufzuschnappen schie n.
    »Ich war im Freien, als mich ein Sporenregen überraschte. Ich mußte wegrennen.«
    Piemurs Augen quollen beinahe aus den Höhlen.
    »Wegrennen?« quiekte er. »Vor den Fäden?«
    »Ich habe die Schuhe durchgelaufen – und meine Fußsohlen dazu.«
    Menolly kam nicht mehr dazu, ihm Einzelheiten zu erzä hlen, denn Piemur blieb am Saaleingang stehen. Ehe sie ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatte, das im Innern herrschte, befahl eine Stimme, sie solle nicht herumtrödeln, sondern endlich eintreten.
    »Mit Verlaub, Meister, Menolly hat sich auf der Flucht vor den Sporen die Füße verletzt«, warf Piemur ein, als sei er

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