Pern 04 - Drachensinger
und geschlafen, aber Prinzessin begann leise zu jammern.
Da Silvina am Morgen etwas von Resten gesagt hatte, ging Menolly über den Hof zum Kücheneingang. Sie konnte in der hektischen Geschäftigkeit weder Camo noch Silvina erspähen.
Dann jedoch kam der Schwachsinnige mit einem großen gelben Käselaib aus der Kühlkammer gewankt. Er bemerkte sie, grinste breit und legte den Käse auf den erstbesten freien Platz an den Arbeitstischen.
»Camo füttern? Camo schöne kleine Drachen füttern?«
»Camo, wo bleibt der Käse? Los, Camo, sei ein braver Kerl und bring den Käse!« Menolly erkannte Abuna, die Stellvertreterin von Silvina.
»Camo füttern …« Und der Mann packte eine Schüssel, kippte den Inhalt einfach aus und marschierte zum Kühlraum.
»Camo! Camo, komm sofort zurück und bring den Käse her!«
Menolly tat es leid, daß sie gerade jetzt in die Küche gekommen war, aber da entdeckte Abuna sie schon.
»Ach, du bist es! Deshalb benimmt er sich so komisch. Na gut! Der gibt ja doch keine Ruhe, bis er deine Echsen gefüttert hat. Aber sorge bitte dafür, daß sie nicht in die Küche fliegen!«
»Ich werde aufpassen, Abuna. Tut mir leid, daß ich Ihnen zur Last falle …«
»Das sollte dir auch leid tun, mitten in den Vorbereitungen zum Abendessen, aber …«
»Camo schöne kleine Drachen füttern? Camo füttern?« Der 78
Knecht schleppte eine übervolle Schüssel aus dem Kühlraum an.
»Nicht in meiner Küche, Camo! Raus mit dir! Raus jetzt! Und schick ihn zurück, wenn die Echsen satt sind, ja, mein Kind? Er soll noch den Käse aufschneiden – das macht er recht brav.«
Menolly nickte Abuna zu und zog Camo aus der Küche, die Stufen hinauf. Prinzessin und die anderen kamen sofort herbeigestürzt. Die beiden Tanten und Onkelchen klammerten sich wieder an Camo fest. Das Gesicht des Mannes war glücklich, und er stand stocksteif da, als könne er mit der kleinsten Geste die Tierchen verscheuchen. Prinzessin, Rocky und Taucher ließen sich von Menolly füttern, während die übrigen einfach im Flug nach den Fleischbrocken schnappten.
Die Schüssel war bald leer.
»Camo mehr holen? Camo mehr holen?«
Menolly nahm ihn am Arm und zwang ihn, sie anzuschauen.
»Nein, Camo, sie haben genug. Nichts mehr holen, Camo. Du mußt jetzt den Käse schneiden.«
»Schöne kleine Drachen fort?« Camos Miene spiegelte tiefe Trauer wider, als die Echsen eine nach der anderen zu den Giebeln der Gildehalle hinaufflogen. »Schöne Drachen fort?«
»Sie möchten in der Sonne schlafen, Camo. Sie sind nicht mehr hungrig. Du schneidest jetzt den Käse, ja?« Sie gab ihm einen sanften Schubs zur Küche hin. Er ging, die Schüssel in beiden Händen, und schaute dabei immer wieder nach den Feuerechsen, bis er gegen den Türrahmen stieß. Geistesabwesend änderte er die Richtung und verschwand in der Küche.
»Könnte ich vielleicht auch beim Füttern mithelfen? Nur ein einziges Mal?« fragte eine sehnsüchtige Stimme neben ihr.
Verwirrt zuckte Menolly zusammen und erblickte Piemur mit seinem zerzausten Haar und dem nicht gerade sauberen Hals.
Andere Jungen und einige Gesellen wanderten über den Hof zum Speisesaal. »Spitzbub«, hatte Meister Shonagar Piemur genannt, und Menolly mußte ihm recht geben, denn in den 79
Augen des Kleinen blitzte trotz des kläglichen Tonfalls der Schalk.
»Du hast wohl mit Ranly gewettet?«
»Gewettet?« Piemur schaute sie fragend an. Dann kicherte er.
»Wenn einer so mickrig ist wie ich, Menolly, dann muß er sehen, daß er den Großen immer eine Nasenlänge voraus bleibt, sonst verspotten sie einen im Schlafsaal.«
»Und was hast du Ranly erzählt?«
»Daß du mich ganz sicher beim Füttern der Echsen helfen läßt, weil sie mich längst mögen. Das stimmt doch, oder?«
»Du bist wirklich ein Spitzbub!«
Piemurs Grinsen verwandelte sich in eine genau berechnete, schuldbewußte Grimasse.
»Ich habe schon Camo am Hals, der keine Ruhe gibt, bis er sie füttern darf …«
»› Schöne kleine Drachen ‹«, ahmte Piemur den Knecht perfekt nach, »›s chöne Drachen füttern! ‹
Keine Angst, Menolly! Camo und ich sind Freunde. Er hat sicher nichts dagegen, wenn ich dir helfe.«
Als ob damit alles geregelt sei, zog Piemur Menolly die Stufen hinauf. »He, du willst doch nicht schon wieder zu spät zum Essen kommen!« sagte er und eilte zum Speisesaal.
» Menolly! «
Die beiden blieben stehen, als sie die Stimme des Meisterharfners hörten.
Robinton kam aus dem
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