Pern 04 - Drachensinger
hatte ich gefragt?«
Sie wiederholte es, und er setzte sein Kreuzverhör fort. Je rascher sie antwortete, desto rascher prasselten die Fragen auf sie ein. Ihre Sohlen schmerzten so sehr, daß sie ihn einfach bitten mußte, ihr eine kleine Ruhepause zu gönnen. Doch ehe sie dazu kam, deutete Morshal zu ihrer Verblüffung auf einen Hocker. Sie zögerte.
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»Los, los, setz dich!« fauchte er. »Nun wollen wir mal sehen, ob du auch schreiben kannst, was du so glatt herunterleierst!«
Also waren ihre Antworten richtig gewesen, und er ärgerte sich, weil sie soviel wußte. Ihre Niedergeschlagenheit wich, und als Meister Morshal diktierte, zog sie den Stab mit flinken Strichen durch den Sand. In ihrem Innern hörte sie eine andere, sanftere Stimme; die Übung war plötzlich ein Spiel und kein Verhör durch einen befangenen Richter.
»Geh zur Seite, damit ich sehen kann, was du geschrieben hast!«
Er warf einen Blick auf den Sandkasten, preßte die Lippen zusammen und räusperte sich. Dann befahl er ihr, die Fläche wieder glattzustreichen, und begann mit schwierigeren Aufgaben.
Aber nach den ersten Takten erkannte sie den »Rätsel-Gesang«, und sie war froh, daß Petiron ihr die düstere Melodie so gründlich beigebracht hatte.
»Das reicht!« Meister Morshal zerrte seinen Umhang fester um die Schultern. »Hast du ein Instrument?«
»Ja, Meister.«
»Dann hol es und bring die Noten da aus dem oberen Regal mit. Beeil dich!«
Menolly stöhnte leise, als sie die ersten Schritte machte. Ihre Knöchel fühlten sich steif und geschwollen an.
»Los, los – du verschwendest meine Zeit!«
Prinzessin zischte warnend, und Menolly merkte, daß auch die anderen Echsen aufgeregt waren. Sie versuchte noch einmal, ihre Schar zu beruhigen.
So rasch sie konnte, kam sie mit der Gitarre und den Noten zurück. Sie erkannte, daß es sich um eine neue Abschrift handeln mußte, denn die Häute waren noch weiß, und die Noten ließen sich klar lesen. Mit verkniffenem Mund blätterte Meister Morshal das Material durch.
»Da! Spiel mir das!«
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Menolly zuckte zusammen, als sie sah, wie nachlässig er ihr die kostbaren Pergamente zuwarf.
Der böse Zufall wollte es, daß er ausgerechnet »Moretas Ritt«
gewählt hatte. Sie wußte, daß sie die Begleitgriffe mit der linken Hand niemals schaffen würde.
»Sir, meine …«, begann sie und streckte ihm die Hand entgegen.
»Ich will keine Ausreden hören. Entweder du spielst vom Blatt, oder ich muß annehmen, daß du nicht in der Lage bist, die Traditionsballaden in angemessener Qualität wiederzugeben.«
Menolly fuhr mit den Fingern über die Saiten, um zu hören, ob sie noch richtig gestimmt waren.
»Komm, komm! Wenn du das Zeug lesen und schreiben kannst, wirst du es auch spielen können.«
Eine übertriebene Schlußfolgerung, fa nd Menolly, aber sie schlug den Anfangsakkord an, und da sie damit rechnete, daß er ihr eine Falle stellen würde, spielte sie nicht auswendig, sondern vom Blatt. Es waren in der Tat einige Variationen eingetragen; die ersten meisterte sie mühelos, aber bei der vierten und fünften patzte sie, weil die Narbe einen schnellen Griffwechsel einfach nicht zuließ.
»Aha, aha«, murmelte er, und das klang merkwürdig befriedigt. »Das Spielen vom Blatt scheint dich etwas zu überfor-dern. Nun gut, das wäre es. Du kannst gehen.«
»Ich bitte um Verzeihung, Meister Morshal…«, begann Menolly und streckte erneut die Hand aus, um ihm die Narbe zu zeigen.
» Was? «
Er funkelte sie zornentbrannt an.
» Hinaus! Ich sagte, du kannst gehen! Wohin kämen wir denn, wenn sich nun schon Mädchen einbilden, sie könnten das Harfner-Handwerk oder gar das Komponieren erlernen! «
Sein Keifen wich schriller Panik.
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» Was ist das? Was sind das für Geschöpfe? Wer hat sie hereingelassen? «
Menolly, bereits auf dem Wege zur Treppe, drehte sich um.
Ihr Ärger ließ nach, als sie die hilflose Angst in seiner Stimme vernahm. Ihre innere Wut hatte die Feuerechsen aufgescheucht, die sie in Gefahr glaubten und sich mit Geschrei auf Meister Morshal stürzten.
Sie mußte lachen, als sie hörte, wie eine schwere Tür ins Schloß schlug, doch im nächsten Moment bereute sie die Szene. Morshal war von nun an bestimmt ihr erbitterter Feind, eine Tatsache, die ihr das Leben in der Harfnerhalle nicht gerade erleichtern würde. Wie hatte T'gellan letzte Nacht gesagt?
»Du hast von den Harfnern nichts zu befürchten!«
Nun, zu befürchten hatte sie vielleicht nichts,
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