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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Tischen brach Gestöhne und unterdrücktes Schimpfen los.
    »Schon wieder den Hof kehren!« maulte Piemur. Dann sah er Menolly an. »Hast du schon eine Gruppen-Nummer?«
    »Nein.« Sie sah Ranlys finsteren Blick und fügte hastig hinzu: »Noch nicht.«
    »Du scheinst ein echter Glücksvogel zu sein!«
    Der Gong ertönte, und alle erhoben sich. Aber während die anderen zielstrebig davoneilten, stand Menolly herum und wußte nicht recht, was sie tun sollte.
    Zwei Jungen begannen das Geschirr abzuräumen, und Meno l-ly wollte ihnen helfen, aber einer der beiden entriß ihr empört den Teller.
    »He, du bist doch nicht in meiner Gruppe«, rief er mit einem Anflug von Unverständnis und kehrte ihr den Rücken zu.
    Jemand klopfte ihr leicht auf die Schulter, und sie fuhr herum.
    »Du bist Menolly?« fragte ein Mann, und das klang wie ein Vorwurf. Seine Nase sprang so weit vor, daß es ihm Schwierigkeiten zu bereiten schien, daran vorbeizuschielen. Seine Züge waren mißbilligend, und die bleiche Haut, eingerahmt 63
    von grauen Locken, unterstrich diesen Eindruck noch. Arroganz und Mißmut schienen sein Wesen zu prägen.
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich bin Meister Morshal und leite hier die Abteilung Musiktheorie und Komposition. Komm, Mädchen, in diesem Lärm versteht man sein eigenes Wort nicht!« Er nahm sie am Arm und führte sie aus dem Speisesaal. Die Lehrlinge huschten zur Seite und gaben eine Gasse frei, als wollten sie ihm nicht begegnen. »Der Meisterharfner hat mich um meine Meinung hinsichtlich deiner theoretischen Kenntnisse gebeten.«
    Menolly entnahm seinem Tonfall, daß der Meisterharfner großen Wert auf Meister Morshals Meinung in dieser und weit wichtigeren Angelegenheiten legte. Und sie gewann den deutlichen Eindruck, daß er ihre Kenntnisse nicht allzu hoch einschätzte.
    Sie bedauerte jetzt, daß sie so herzhaft gegessen hatte, denn die Mahlzeit lag ihr wie ein schwerer Klumpen im Magen.
    Morshal war zweifellos voreingenommen gegen sie.
    »Ssst! Menolly!« Ein Flüstern von der Seite her zog ihre Aufmerksamkeit an. Piemur duckte sich halb hinter einen größeren Jungen, schnitt eine fürchterliche Grimasse in Richtung Meister Morshal und gab ihr dann durch heftiges Gestikulieren zu verstehen, daß er den Daumen drücken würde.
    Irgendwie ermutigte sie das. Ein lustiger kleiner Kerl war dieser Piemur mit seinem Gewirr schwarzer Locken und dem halb abgebrochenen Schneidezahn. Wie lieb von ihm, ihr die Angst zu nehmen, obwohl er selbst einer der jüngsten Lehrlinge zu sein schien.
    Als Menolly merkte, daß Meister Morshal sie in den gle ichen Raum führte, in dem sie vor dem Mittagessen gespielt hatte, sandte sie ihren Echsen heimlich den Befehl zu, ganz still zu bleiben oder sich auf ein sonniges Dach zurückzuziehen, bis sie wieder Zeit hatte. So hörte sie nicht ein einziges Rascheln oder Zirpen, als sie mit Morshal eintrat. Entschlossen setzte er sich 64
    auf den einzigen Stuhl mit hoher Lehne neben dem Sandkasten.
    Da er sie nicht zum Platznehmen aufforderte, blieb sie stehen.
    »Nun nenne mir mal die Noten eines C-Dur-Akkords!«
    Sie tat es. Er sah sie einen Moment lang starr an und begann dann wieder zu schielen.
    »Welche Noten umfaßt eine Quint in C-Dur?«
    Als sie auch darauf geantwortet hatte, begann er neue Fragen abzufeuern, gereizt, wenn sie nur Sekundenbruchteile mit der Antwort zögerte. Aber Petiron hatte sie zu oft in ähnlicher Weise gedrillt. Morshals überhebliche Miene machte sie nervös, doch als seine Fragen schwerer und schwerer wurden, merkte sie plötzlich, daß er Beispiele aus verschiedenen traditionellen Sagen und Balladen wählte. Da sie ein gutes Gedächtnis besaß, kannte sie die meisten Stellen auswendig und konnte sie herunterschnurren.
    Mit einemmal räusperte er sich, winkte ab und wollte wissen, ob sie die Trommel schlagen könne. Als sie bejahte, stellte er eine Menge zermürbender Fragen über die einzelnen Zeit-und Schlagfolgen. Sie hätte ihm das alles viel leichter zeigen als erklären können, aber dazu gab er ihr keine Gelegenheit.
    »Halt dich still, Mädchen!« knurrte er, als sie ihre schme r-zenden Sohlen bewegte. »Schultern zurück, Füße nebeneina nder, Kopf hoch!«
    Er hörte ein leises Zischen, aber da er Menolly die ganze Zeit über wütend anstarrte, stand eindeutig fest, daß sie den Mund nicht aufgetan hatte. Er blickte umher, um den Ursprung der Störung zu suchen. Inzwischen beruhigte Menolly heimlich Prinzeßchen. »Steh nicht so krumm da! Was

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