Pern 04 - Drachensinger
fragte er und warf Prinzessin einen argwöhni-schen Blick zu.
»Darum wollte ich dich gerade bitten.«
»Klasse!« Er strahlte vor Freude. »Und denk dir nichts wegen denen da!« Er deutete mit dem Daumen zum Ho f hin. »Du siehst viel besser aus als die!«
»Du willst dich nicht nur bei meinen Feuerechsen einschme icheln …«
»Stimmt.«
Sein Grinsen war die Unverschämtheit selbst, aber Menolly spürte, daß er auch ohne Prinzeßchen und die anderen zu ihr gehalten hätte. »Aber jetzt muß ich los, sonst merken die anderen was. Bis später!«
Sie suchte Meister Oldive auf. Er hatte den Hartgummiball bereitgelegt und zeigte ihr, wie sie damit üben mußte.
»Sicher bekommt deine Hand auch sonst allerlei zu tun«, meinte er mit einem schwachen Lächeln. »Schmerzt sie sehr?«
Sie murmelte etwas. Er schaute sie aufmerksam an und drückte ihr dann ein Döschen in die Hand.
»Das hier ist die einzige Berechtigungsgrundlage für die Existenz jenes stinkenden Gewächses namens Taubwurzeln –
eine Salbe, die den Schmerz vertreibt. Reib die Hand damit ein, 106
wenn sie weh tut. Das Mittel ist so mild, daß es das Tastgefühl nicht beeinträchtigt.«
Prinzessin, die von ihrem Hochsitz auf Menollys Schulter alles beobachtet hatte, zirpte mahnend, als wolle sie Meister Oldives Rat unterstützen. Der Mann lachte leise und schaute die kleine Königin an.
»Die halten dich ganz schön in Trab, was?« Die Feuerechse hielt den Kopf schräg und tschilpte.
»Wächst die Kleine hier eigentlich noch? Soviel ich hörte, ist der Schwarm erst vor kurzem ausgeschlüpft, oder?«
Menolly lockte die kleine Goldechse von der Schulter auf ihre Hand, damit Meister Oldive sie genauer betrachten konnte.
»Was ist denn das?« fragte er kopfschüttelnd. »Da schält sich ja die Haut!«
Menolly erschrak. Sie war so in ihre eigenen Probleme vertieft gewesen, daß sie die Pflege der Echsen vernachlässigt hatte. Vermutlich sah nicht nur Prinzeßchens Haut so stumpf und rissig aus…
»Öl. Ich muß sie mit Öl einreiben …«
»Nur keine Panik, Kind. Das haben wir gleich.« Er griff in ein Regal und holte einen großen Tiegel herunter. »Das hier mache ich für die zarte Haut der Burgbewohnerinnen – wenn es deine Echsen nicht stört, wie feine Damen zu riechen …«
Menolly lachte erleichtert, denn sie erinnerte sich noch gut an den stinkenden Fischtran, mit dem sie ihre Echsen das erstemal eingerieben hatte. Meister Oldive tauchte einen Finger in das Gefäß und deutete auf Prinzeßchens Rücken. Als Menolly ihm zunickte, massierte er das Zeug sanft in die trockene Haut ein.
Prinzessin summte mit geschlossenen Augen und rieb ihr Köpfchen dankbar gegen seine Hand.
»Ein sensibles kleines Geschöpf, nicht wahr?« meinte Meister Oldive erfreut.
»Sehr«, seufzte Menolly. Der Zwischenfall mit Meister Domick steckte ihr noch in den Knochen.
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»Und nun wollen wir uns mal deine Füße ansehen. Hmm. Du bist zuviel herumgerannt«, sagte er streng. »Sie sind wieder geschwollen. Habe ich nicht deutlich genug erklärt, daß du dich noch schonen mußt?«
Prinzessin schnarrte ärgerlich.
»Ist sie meiner Meinung, oder verteidigt sie dich?« fragte der Heiler.
»Vermutlich beides, Meister. Gestern mußte ich so lange stehen …«
»Kann ich mir vorstellen«, fuhr er ein wenig freundlicher fort.
»Aber versuch wenigstens, deine Füße zu entlasten. Die meisten Leute werden dafür Verständnis haben.« Er entließ sie mit den Töpfen und ermahnte sie, am nächsten Tag nach dem Mittagessen wiederzukommen.
Menolly war froh, daß der Raum des Heilers nach innen ging, denn so konnte er nicht sehen, daß sie quer über den großen Hof wanderte, um ihre Flöte zu holen; aber es gab keine andere Möglichkeit, wenn sie das Instrument Meister Jerint zeigen sollte. Und den Mut, noch einen Harfner zu verärgern, hatte sie nicht.
Die Tür zur Pension war angelehnt, als sie ankam, aber Menolly hörte deutlich die erhobenen Stimmen von drinnen.
»Sie ist ein Lehrling « , rief Pona mit schriller, streitsüchtiger Stimme. »Er hat gesagt, daß sie ein Lehrling ist! Sie gehört nicht zu uns. Wir sind keine Lehrlinge. Wir haben auf unseren Rang zu achten. Soll sie doch hingehen, wo sie hingehört – zu den Lehrlingen!«
Bosheit und Haß schwangen in Ponas Tonfall mit.
Menolly trat zitternd zur Seite. Sie lehnte sich an die Haus-wand und wünschte, sie wäre irgendwo, nur nicht hier. Prinzessin zirpte ihr fragend ins Ohr und stupste dann mit
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