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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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anderen Platz!« Sein Finger wies unerbittlich auf eine Bank.
    »Dort!«
    Prinzessin zirpte einmal kurz, gehorchte aber, als Menolly in Gedanken den Befehl des Meisters wiederholte. Shonagars Augenbrauen hoben sich erstaunt, als die kleine Königin sich niederließ, die Flügel eng an den Körper gelegt und mit schwach kreisenden Augen. Er knurrte; sein Bauch wackelte verdächtig.
    »So, Menolly, Schultern zurück, Kinn hoch, aber nicht zu 114
    weit nach vorn gereckt, Hände gegen das Zwerchfell, einat-men, vom Bauch in die Lungen …
    Nein, ich will nicht sehen, daß sich deine Brust dabei bewegt wie ein Blasebalg …«
    Am Ende der Stunde war Menolly erschöpft: das Kreuz und die Bauchmuskeln schmerzten, und ihr kam es vor, als sei das Schleppen der schweren nassen Netze ein Kinderspiel dagegen gewesen. Dennoch hatte sie nicht mehr getan als versucht, ihren Atem richtig zu kontrollieren. Meister Shonagar hatte sie nur einzelne Noten und dann Folgen von fünf Noten singe n lassen, locker, aber genau im richtigen Ton und der richtigen Höhe. Sie war unendlich dankbar, als er auf einen Stuhl deutete.
    »So, Piemur, jetzt bist du an der Reihe.«
    Menolly drehte sich erstaunt um. Wie lange mochte Piemur schon still neben der Tür ge wartet haben?
    »Vor einigen Tagen, Menolly, hörten wir einen ganz und gar reinen Diskant zur Melodie unseres Chors. Piemur hier behauptet, daß die Feuerechsen für oder mit jedermann singen würden. Glaubst du das auch?«
    »Es käme auf eine Probe an. Beim erstenmal habe ich mitge-sungen, und das waren sie gewohnt.«
    »Dann machen wir doch die Probe! Mal sehen, ob sie uns begleiten, wenn wir sie ausdrücklich dazu einladen.«
    Piemur verstecktes Grinsen beruhigte sie. Der Meister hatte nichts gegen ihre Echsen, auch wenn er sich ein wenig spöttisch ausdrückte.
    »Soll ich allein die Melodie singen, die wir damals einübten?« fragte Piemur. »Denn wenn Menolly mitmacht, wissen wir nicht genau, ob …«
    »Weniger Worte, mehr Musik, Piemur«, mahnte Meister Shonagar ungeduldig.
    Piemur holte Luft, mit der richtigen Technik, wie Menolly feststellte, und öffnete den Mund. Zu ihrem Entzücken sang er 115
    einen reinen, glasklaren Ton. Der Kleine blinzelte belustigt, als er ihre Verwunderung sah, aber seine Stimme schwankte dabei nicht den Bruchteil einer Sekunde. Erst jetzt ermunterte sie ihre Echsen zum Mitsingen. Prinzessin flatterte auf ihre Schulter, ringelte ihr den Schwanz leicht um den Hals und betrachtete Piemur mit schräggelegtem Kopf, als versuche sie die Melodie und Menollys Befehl zu ergründen. Rocky und Taucher zeigten sich weniger zurückhaltend. Sie richteten sich an der Kante des Sandtisches auf und begannen Piemur zu begleiten. Prinzessin schimpfte kurz, doch dann erhob sich ihre zarte, sanfte Stimme glockenhell im Diskant zu Piemurs Gesang. Als auch Spiegel und Brownie einstimmten, trat der Junge ein paar Schritte zurück, um alle Echsen gleichzeitig im Blick zu haben.
    Ängstlich schielte Menolly zu Meister Shonagar hinüber, aber der saß da, die Hände vor den Augen, versunken ins Zuhören.
    Menolly zwang sich, kritisch zu lauschen, aber sie fand wenig auszusetzen. Sie hatte den Feuerechsen das Singen nicht beigebracht: sie hatte ihnen nur vorgesungen, um ihnen eine Freude zu bereiten, und sie hatten Spaß an den Klängen gefunden und sie imitiert. Ihre Stimmen waren nicht auf die wenigen Oktaven der Menschen beschränkt. Die süßen Töne schienen in den Schläfen der Zuhörer zu vibrieren.
    »So, junger Freund«, meinte Shonagar nüchtern, als das Echo des Gesangs verklungen war, »das weist dich in deine Schranken, was?«
    Piemur grinste nur.
    »Sie sind also durchaus bereit, auch andere Sänger zu begle iten«, fuhr der Meister fort, zu Menolly gewandt.
    Aus dem Augenwinkel sah Menolly, wie Piemur die Hand nach Rocky ausstreckte, der ihm am nächsten saß. Die Bronze-Echse rieb sofort das Köpfchen gegen seine Finger, und der Junge strahlte selig.
    »Sie singen gern, Meister. Es fällt schwer, sie ruhig zu ha lten, wenn in ihrer Nähe Musik ist.«
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    »Tatsächlich? Nun, ich werde mir die Möglichkeiten dieses Phänomens durch den Kopf gehen lassen.« Mit einer brüsken Handbewegung entließ Meister Shonagar sie alle. Er stützte das Kinn in die Hände und begann gleich darauf zu schnarchen.
    »Schläft er wirklich? Oder tut er nur so?« fragte Menolly den Jungen, als sie im Hof draußen waren.
    »Soweit man es erkennen kann, schläft er echt. Das einzige,

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