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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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reißen, aber sobald er wieder droben auf den Trommelhöhen war und die Nachmittagswache antrat, grübelte er darüber nach, ob er im Benden-Weyr oder auf Igen etwas falsch gemacht haben könnte. Oder ob Dirzans abfällige Bemerkun-gen Menolly unbewußt doch beeinflußten. Wenn er es genau bedachte, hatte er Sebell in der letzten Zeit überhaupt nicht gesehen.
    Als Piemur am nächsten Morgen mit Menolly die Echsen fütterte, fragte er sie, wo Sebell sei.
    »Unter uns …«, erwiderte sie leise und vergewisserte sich mit einem Blick, daß Camo gerade Tantchen Eins fütterte, »er ist droben im Bergland. Eigentlich mußte er heute abend zurückkommen.«
    Sie lächelte.
    »Keine Angst, Piemur! Wir haben dich nicht vergessen.«
    Dann musterte sie ihn eindringlich.
    »Du hast dir doch keine Sorgen gemacht, oder?«
    »Ich? Nein, weshalb denn?« Er schnaubte verächtlich.
    »Ich habe meine Zeit gut genutzt. Ich kenne inzwischen weit mehr Trommelrhythmen als diese Schwachköpfe, die schon seit Planetenumläufen üben.«
    Menolly lachte.
    »Na, deine Selbstsicherheit scheinst du zum Glück wiederge-116
    funden zu haben. Du kommst also gut mit Meister Olodkey zurecht?«
    »Klar.«
    Das war nicht einmal gelogen, dachte Piemur. Er kam gut mit Meister Olodkey zurecht, weil er dem Mann praktisch nie begegnete.
    »Und Gell, dieser Grobian, läßt er dich inzwischen in Ruhe?«
    »Du kennst mich doch, Menolly!« erklärte Piemur entrüstet.
    »Ich weiß mich zur Wehr zu setzen.«
    Das klang sehr stark und erwachsen.
    »Hmm, du wirkst so … na ja, lassen wir das!«
    Sie lächelte entschuldigend.
    »Ich nehme an, du kannst für dich selbst sorgen.«
    Sie wandten sich wieder den Echsen zu, und Piemur wünschte von ganzem Herzen, er könnte Menolly erzählen, wie es auf den Trommelhöhen wirklich stand. Aber was würde das nützen? Sie konnte nur mit Dirzan sprechen, und der hatte ihn von Anfang an abgelehnt. Außerdem brachte es wenig, wenn er die anderen Lehrlinge wegen ein paar dummer Streiche bestrafte.
    Piemur hatte mit seinen Freunden selbst eine Menge Schabernack ausgeheckt, und sein schlechter Ruf schadete ihm nun.
    Er mußte sich selbst die Schuld an den Vorfällen zuschieben, also schluckte er die Kränkungen am besten stillschweigend hinunter. Und ein Trost blieb ihm: Er sollte nur so lange auf den Trommelhöhen bleiben, bis sich seine Stimme wieder gefestigt hatte.
    Diese Zeit würde er auch noch überstehen.
     
    Am selben Nachmittag traf eine Trommelbotschaft aus dem Norden ein. Piemur befand sich im Aufenthaltsraum und schrieb säuberlich eine Reihe von Trommelrhythmen nieder, die Dirzan ihm aufgegeben hatte, obwohl er sie bereits perfekt kannte. Es fiel ihm nicht schwer, nebenbei die Nachricht zu 117
    entziffern.
    »Dringend. Antwort erbeten. Nabol.«
    Piemur lächelte vor sich hin. Er hegte den Verdacht, daß der Trommler von Nabol diese Worte vor den eigentlichen Text gesetzt hatte, um die Arroganz der Botschaft ein wenig abzumildern.
    »Baron Meron von Nabol benötigt Meister Oldive. Erwarten Bestätigung.«
    Nur wenn der Trommler »schwere Erkrankung« hinzugefügt hätte, wäre das Signal »dringend« gerechtfertigt gewesen.
    Piemur schrieb weiter, weil er die Blicke der anderen Lehrlinge auf sich gerichtet spürte. Sollten sie ruhig denken, daß er genausowenig wie sie verstanden hatte!
    Rokayas, der an diesem Tag Wache hatte, kam kurz darauf in den Raum.
    »Wer hat heute Botendienst?« erkundigte er sich und schwenkte das dünne, zusammengefaltete Bla tt mit der übertragenen Botschaft in der Hand.
    Die anderen deuteten auf Piemur. Der legte sofort seine Feder hin und erhob sich. Der Geselle zog die Stirn kraus.
    »Hattest du nicht gestern Dienst?«
    »Ich habe auch heute Dienst, Rokayas«, erwiderte Piemur freundlich und streckte die Hand nach dem Blatt aus.
    »Mir scheint, da drücken sich einige«, murmelte der Geselle und musterte die übrigen Lehrlinge mißtrauisch.
    »Dirzan hat gesagt, ich müßte die Botengänge erledigen, bis er einen anderen dazu bestimmt«, erklärte Piemur achselzuckend.
    »Schon gut.«
    Der Geselle übergab ihm die Nachricht und ließ seine Blicke noch einmal über die vier anderen Lehrlinge wandern.
    »Aber komisch kommt mir die Sache schon vor.«
    »Ich bin eben der Jüngste«, meinte Piemur und verließ den Raum. Insgeheim freute er sich, daß Rokayas die Ungerechtig-118
    keit bemerkt hatte. Aber er übernahm den Botendienst gern.
    Das verschonte ihn wenigstens für kurze Zeit vor

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