Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
nichts, um seinen Atem zu sparen. Seine Nacken-und Armmuskeln waren hart, die Adern traten hervor, seine Beine stemmten sich in den Boden.
    »Ich bringe dich um! Ich bringe dich um, wie es T’ron hätte 307
    tun sollen! Ich bringe dich um, F’lar!«
    T’kuls Stimme glich einem rauhen Schluchzen. Die Messerspitze näherte sich unaufhaltsam dem Hals des Gegners.
    Unvermittelt schwang F’lar das linke Bein vor, umklammerte damit T’kuls linken Fuß und riß den wutschnaubenden, halb wahnsinnigen Mann aus dem Gleichgewicht. Mit einem
    Aufschrei fiel T’kul gegen F’lar, der ihn zu Boden rollen ließ, ohne seine Hand mit dem Messer freizugeben. Mit einem bösartigen Tritt traf der Alte F’lar in die Magengrube. Einen Moment lang bekam der Weyrführer keine Luft und krümmte sich zusammen. T’kul wollte ihm das Messer in den Hals stoßen. F’lar rollte blitzschnell zur Seite und kam auf die Beine. Im nächsten Moment hielt er Baldors Messer in der Hand.
    Die beiden Gegner standen sich erneut gegenüber. Robinton erkannte an F’lars entschlossener Miene, daß er T’kul diesmal nicht verschonen würde, besonders jetzt nicht, da der Drache des alten Weyrführers tot war.
    Im Normalfall konnte es keinen Zweifel am Ausgang dieses Kampfes geben. F’lar war drahtig und stark und dazu weit jünger als sein Angreifer. Aber T’kul befand sich nach dem Tod seines Drachen in einem Ausnahmezustand. Außerdem besaß er die längere Klinge, so daß F’lar nicht nahe genug an ihn herankam.
    Ein lauter Triumphschrei erklang aus dem Gemach der
    Weyrherrin. Das reichte, um T’kul für den Bruchteil einer Sekunde abzulenken. F’lar hatte auf dieses Nachlassen der Konzentration nur gewartet. Er warf sich gegen T’kul, senkte den Arm mit dem Messer und stieß dem Gegner, ehe der
    parieren konnte, die Waffe von unten her ins Herz. T’kul brach tot zusammen.
    F’lar taumelte erschöpft. Er wischte sich mit dem linken Handrücken müde über die Stirn. Seine Schultern sanken nach vorn und drückten die Niedergeschlagenheit aus, die er fühlte.
     
    308
    »Sie hatten keine andere Wahl, F’lar«, murmelte Robinton. Er besaß nicht die Kraft, neben den Weyrführer zu treten.
    Aus dem Gemach der Weyrherrin kamen die zurückgewiesenen Bewerber, noch ganz wirr von den Eindrücken der Paa-rungsjagd, die ihnen ihre Drachen übermittelt hatten. Da sie den Raum in einer dichten Traube verließen, konnte Robinton nicht erkennen, wer bei der Weyrherrin geblieben war – mit anderen Worten, wer der neue Führer von Ista sein würde.
    Die unerklärliche Schwäche, die ihn befallen hatte, verwirrte den Harfner. Er bekam keine Luft, und er hatte nicht die Energie, Zair zu beruhigen, der ein schrilles, angsterfülltes Gezeter ausstieß. Der Schmerz war wieder von der Seite in die Brust gewandert und drückte ihn nieder wie ein schwerer Stein.
    »Baldor!«
    »Meister Robinton!« Der Harfner von Ista beugte sich über ihn. Seine Miene verriet Bestürzung, als er Robinton zu einer Bank führte. »Sie sehen ja ganz grau aus! Und Ihre Lippen sind blau verfärbt!«
    »Grau – genauso fühle ich mich. Meine Brust! Wein! Ich brauche Wein!«
    Der Raum begann sich immer enger um den Harfner zu
    schließen. Er konnte kaum atmen. Er vernahm Rufe, spürte Panik ringsum und versuchte sich aufzuraffen, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Hände drängten ihn zurück, bis er flach dalag und überhaupt keine Luft mehr bekam. Er kämpfte sich hoch.
    »Laßt ihn! So fällt ihm das Atmen leichter!«
    Schwach erkannte Robinton Lessas Stimme. Wie kam sie
    hierher? Dann stützte ihn jemand, und die Angst vor dem Ersticken wich. Wenn er nur ausruhen könnte, ein wenig schlafen!
    »Sorgt dafür, daß niemand den Raum betritt!« befahl Lessa.
    Harfner, Harfner, hörst du uns? Hör uns zu! Harfner, du darfst jetzt nicht einschlafen! Bleib bei uns! Harfner, wir 309
    brauchen dich! Wir lieben dich. Hör uns zu!
    Die Stimmen in seinem Kopf waren fremd. Warum schwiegen sie nicht endlich, damit er sich mit den Schmerzen in seiner Brust beschäftigen konnte, damit er die verzweifelt ersehnte Ruhe fand?
    Harfner, du darfst uns nicht allein lassen! Du mußt bei uns bleiben! Harfner, wir lieben dich.
    Die Stimmen verwirrten ihn. Er kannte sie nicht. Weder F’lar noch Lessa sprachen so. Es waren dunkle, beharrliche Stimmen, und er hörte sie in seinem Innern, wo er sie nicht verdrängen konnte. Er war so unsäglich müde. T’kul hatte es nicht mehr geschafft, seinen

Weitere Kostenlose Bücher