Pern 06 - Der Weisse Drache
Einsatz«, erklärte Menolly und deut e-te auf die Narbe. »Aber nun halt den Mund und laß den Mann endlich essen!«
»Mann?« Mirrims Stimme nahm einen spöttischen Klang an, und sie warf Jaxom einen vernichtenden Blick zu.
Menolly seufzte. »Also, wenn Path nicht bald zum Paarungsflug aufsteigt, Mirrim, führst du Krieg gegen den halben Weyr.
Wie kann man so eklig sein!«
Jaxom warf einen erstaunten Blick auf Mirrim, die tiefrot angelaufen war.
»Ach so ist das! Na, dann wirst du ja etwas von deiner Über-heblichkeit verlieren. Und dazu sonst noch einiges.« Es tat ihm wohl, sie ein wenig zu necken. »Hat Path schon einen bestimmten Bronzedrachen im Auge? Aber, aber – das ist doch kein Grund zum Rotwerden. Ich kann es nicht glauben – unsere Mirrim hat die Sprache verlo ren. Hoffentlich wird es der wildeste Flug, seit Mnementh Ramoth eroberte!«
Mirrim ballte die Hände zu Fäusten und fauchte ihn an:
»Wenigstens verhält sich mein Path normal! Das ist mehr, als man von dir und deiner weißen Mißgeburt behaupten kann!«
»Mirrim !« Bei Menollys scharfem Tonfall zuckte das Mädchen zusammen, aber die Worte ließen sich nicht mehr
zurückholen. Jaxom starrte Mirrim an und wußte nicht recht, wie er auf ihren Angriff antworten sollte. »Ich glaube, du gehst jetzt besser, Mirrim«, sagte Menolly. »Du scheinst etwas 234
überarbeitet zu sein.«
»Und ob ich gehe! Steig du meinetwegen zu Fuß in den
Weyrkessel hinunter!« Damit rannte Mirrim aus dem Raum.
»Beim Großen Ei, bin ich froh, wenn das große Ereignis erst mal vorüber ist! So wie Mirrim sich benimmt, steigt Path heute noch auf.« Menolly bemühte sich um einen gleichgültigen Tonfall.
Jaxom schluckte. Er hatte eine trockene Zunge. Eisern kämp f-te er die aufwallenden Gefühle nieder; er durfte seinen Gefährten nicht in Unruhe versetzen. Ein unauffälliger Blick zu Ruth hinüber zeigte ihm, daß der Drache sich immer noch räkelte. Er hoffte nur, daß Ruth zu schläfrig gewesen war, um das Gespräch mitzuverfolgen. Jaxom beugte sich zu Menollys Ohr und deutete auf den Drachen.
»Wißt ihr etwas, das ich nicht weiß?«
»Über Path?« Menolly tat absichtlich, als habe sie seine Frage falsch verstanden. »Also, falls du noch nie miterlebt hast, wie sich eine Weyrbewohnerin aufführte, sobald ihr Drache in Hitze gerät – Mirrim war eben ein klassisches Beispiel.«
Path ist fast erwachsen, meinte Ruth nachdenklich. Jaxom stöhnte und bedeckte das Gesicht mit einer Hand; er hätte wissen müssen, daß dem Freund wenig entging.
Menolly stieß ihn gebieterisch an und zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Würdest du Path gerne fliegen?« erkundigte sich Jaxom bei Ruth und schaute Menolly bedeutungsvoll an.
Warum sollte ich? Ich habe sie bei jedem Wettflug auf Telgar besiegt. Sie ist in der Luft längst nicht so schnell wie ich.
Jaxom wiederholte die Antwort für Menolly und versuchte seiner Stimme den gleichen verwunderten Tonfall zu geben, den er bei Ruth wahrgenommen hatte.
Menolly lachte los. »Oh, ich wollte, Ruth hätte das in Mirrims Beisein gesagt. Vielleicht wäre sie dann eine oder zwei Sprossen von ihrer Leiter heruntergestiegen.«
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Mnementh will mich sprechen, erklärte Ruth. Er hatte den Kopf gehoben und schaute zu Mnemenths Sims hinauf.
»Weißt du etwas, das ich nicht weiß? Über Ruth?« wisperte Jaxom und packte Menolly am Arm.
»Du hast doch selbst gehört, was er meinte.« Menollys Augen blitzten vor Vergnügen. »Er ist nicht an der Drachendame interessiert – noch nicht.«
Jaxoms Griff wurde härter.
»Nun denk doch mal logisch, Jaxom!« sagte sie. »Ruth ist klein, er reift langsamer als andere Drachen.«
»Du meinst – er wird vielleicht nie die Re ife erlangen, die man braucht, um zu einem Paarungsflug aufzusteigen?«
Menolly hielt seinem Blick stand. Er las darin weder Mitleid noch ein Ausweichen. »Fühlst du dich bei Corana nicht wohl?«
»Doch.«
»Du hast Angst. Unnötige Angst, wie ich meine. Ich habe nie etwas gehört, das dich beunruhigen müßte. Nur daß Ruth ein außergewöhnlicher Drache ist – und das läßt sich nicht abstrei-ten, oder?«
Ich habe Mnementh alles erklärt, was er wissen wollte, berichtete Ruth. Sie brechen jetzt auf. Glaubst du, daß ich in dem See hier ein Bad nehmen kann?
»Bestimmt«, entgegnete Jaxom. »Aber paß auf, daß Lessa keine FeuerEchsen in deiner Nähe sieht!« Und wer schrubbt mir den Rücken? fragte Ruth vorwurfsvoll. Er kroch langsam aus der
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