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Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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verdrängte den Schmerz mit ganzer Willenskraft, sagte sich immer wieder vor, daß der Fellissaft gleich wirken und seinen Körper wohltuend betäuben würde. Sein Herz begann wieder zu rasen, ein Symptom, über das viele Patienten klagten. Er hatte nicht geahnt, daß es die Kranken so sehr schwächte. Immer noch hoffte er, daß der Fellissaft ihm helfen würde.
    Lange Zeit rührte er sich nicht. Die Kopfschmerzen ließen merklich nach, aber sein Herz pochte hart, und er fand keinen Schlaf. Dabei spürte er eine Mattigkeit, die bis ins Mark ging; die wenigen Ruhestunden waren von Alpträumen durchzogen gewesen und hatten ihm keine Erholung verschafft. Capiam überlegte, welche Kräuter wohl am ehesten gegen das harte Hämmern seines Herzens halfen - Weißdorn, Adonis, Finger-hut, Tanacetum, Akonit ... Er entschied sich für Akonit, die zuverlässige Wurzel, die so viele Leiden heilte.
    Als er sich aufrichtete, unterdrückte er mühsam ein Stöhnen; er wollte nicht, daß jemand Zeuge seiner Schwäche wurde. Es reichte schon, daß der Meisterheiler zusammengeklappt war; die Einzelheiten seines Leidens mußten nicht unbedingt mit der großen Trommel verkündet werden.
    Zwei Tropfen reichten sicher. Akonit war ein starkes Mittel 147
    und mußte stets mit Vorsicht eingenommen werden.
    Capiam kramte eine dünne Pergamentrolle sowie Feder und Tinte aus seinem Schrank, nahm alles mit ans Bett und rückte den Hocker so nahe heran, daß er darauf schreiben konnte.
    Dann trug er das Datum und die genaue Uhrzeit ein und schrieb daneben seine Beobachtungen. Sein Herz schlug wie verrückt.
    Er war froh, als er sich endlich wieder hinlegen konnte. Er zählte seine Atemzüge, setzte seine ganze Willenskraft ein, um das Herz zu einem langsameren Rhythmus zu zwingen.
    Irgendwann bei dieser Übung übermannte ihn der Schlaf.
    *
    Holth ist erregt. Sh'gall hat Streit mit Leri. Orliths besorgter Tonfall weckte Moreta aus ihrem tiefen Schlaf.
    »Warum bleibt er nicht im Bett und überläßt das Kommando über den Weyr mir?«
    Er meint, daß Leri zu alt zum Fliegen sei und daß die Seuche die Alten zuerst hinrafft.
    »Beim Roten Stern! Diese Geschichte mit der Epidemie hat ihm den Verstand verwirrt!« Moreta zog sich rasch an; als sie in ihre feuchtkalten Stiefel schlüpfte, schnitt sie eine Grimasse.
    Leri beharrt darauf, mit den Bodentrupps zu sprechen - jetzt erst recht! Sie will herausfinden, wie weit sich die Krankheit ausgebreitet hat. Sie ist der Ansicht, das sei ungefährlich, solange sie jeden direkten Kontakt vermeide.
    »Sie hat völlig recht.« Leri stieg nie von ihrem Drachen, wenn sie die Berichte der Bodentrupps entgegennahm. Das hatte sich im Lauf vieler Planetenumdrehungen oft als Vorteil erweisen.
    Moreta rannte die Felsentreppe nach oben. Immer noch
    herrschte dichter Nebel. Noch ehe sie den Weyr erreichte, sah sie, wie sich Holth erregt auf ihrem Lager hin und her warf.
     
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    Sh'galls wütende Stimme klang ihr entgegen, und sie beschle unigte ihre Schritte.
    »Was fällt dir ein, dich in die Arbeit des KöniginnenGeschwaders einzumischen!« fauchte sie, noch ehe sie richtig zum Stehen kam.
    Sh'gall wirbelte herum und streckte beide Arme aus, um sie auf Distanz zu halten. Holth schwang den schweren Kopf erschrocken hin und her. »Und wie kannst du es wagen, Holth und Leri vor einem Einsatz so aufzuregen?«
    »Ich bin keineswegs so klapprig, daß ich mit einem hysterischen Bronzereiter nicht allein fertigwerde!« stellte Leri trocken fest, aber ihre Augen funkelten wütend.
    »Ihr Königinnen haltet zusammen, was?« schrie Sh'gall.
    »Auch gegen jede Vernunft und Logik!«
    Holth brüllte los, und aus dem Weyr darunter hörte man Orlith trompeten. Gleich darauf drangen die verwirrten Rufe der übrigen Drachen durch den Nebel.
    »Beruhige dich, Sh'gall! Es hat keinen Sinn, den ganzen Weyr aufzuscheuchen.« Leris Stimme klang hart, aber beherrscht, und ihre Blicke ließen Sh'gall nicht los. Auch wenn sie die Herrschaft über den Weyr abgegeben hatte, strahlte sie immer noch Macht und Befehlsgewalt aus. Als Sh'gall sich betreten abwandte, sah Leri mit strenger Miene Moreta an. Die Weyrherrin sprach besänftigend auf Orlith ein, und der Lärm außerhalb des Weyrs verebbte. Auch Holth hörte auf, den schweren Schädel bedrohlich hin und her zu pendeln.
    »So!« Leri faltete die Hände über den unförmigen Schriften, die sie auf dem Schoß liegen hatte. »Genau der rechte Auge nblick, um wegen Kleinigkeiten einen Streit

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