Pern 07 - Moreta, die Drache
Versammlung ...«
»Der Reiter kam aus einem anderen Weyr! Willst du diese Krankheit unbedingt auf Fort einschleppen? Achtung, alles herhören! Heute während des Sporenregens nähert sich kein Reiter unseres Weyrs einem Hochlandbewohner, egal ob
Reiter, Pächter oder Burgherr! Erteilt alle notwendigen Befehle vom Sattel aus, am besten im Flug! Berührt nichts und nie-163
manden! Habe ich mich wenigstens diesmal klar und deutlich ausgedrückt?« Wieder warf er Moreta einen anklagenden Blick zu.
»Wie gedenkt Sh'gall dieses Verbot durchzusetzen?« raunte Kamiana der Weyrherrin zu.
Moreta winkte ungeduldig ab. Sh'gall war mit seiner Rede noch nicht zu Ende.
»Heute kämpfen wir gegen die Sporen!« fuhr er laut, aber etwas weniger aggressiv fort. »Nur die Drachen und ihre Reiter können Pern frei von Fäden halten. Deshalb leben wir abge-schieden in unseren Felsenfestungen, und deshalb müssen wir uns von den übrigen Bewohnern Perns absondern. Denkt
daran! Nur Drachenreiter können Pern frei von Fäden halten!
Wir müssen dieser Aufgabe gewachsen bleiben.«
»Wie das die Leute aufmuntert!« sagte Lidora halblaut zu Moreta. In ihrer Stimme schwang Ärger mit, und auf ihren Wangen zeigten sich hektische rote Flecken. »Glaubt er etwa, er kann uns ewig hier einsperren?«
Moreta warf der dunkelhaarigen Frau einen langen, scharfen Blick zu. Lidora begann an ihrer Unterlippe zu nagen.
»Ärgerlich, Lidora, ich weiß. Aber Liebeleien auf einem Fest sind ohnehin selten von Dauer.« Sie hatte die Ursache von Lidoras Unmut richtig erraten und überlegte nun, wer wohl die Leidenschaft der Reiterin auf dem Fest von Ruatha geweckt haben mochte. Scheinbar gleichgültig wandte sie sich ab, aber sie dachte wieder an Alessan und die herrlichen Stunden, die sie mit ihm verbracht hatte. War das nun die Strafe? Sie hatte ein wenig angegeben, als sie dem gestürzten Renner zu Hilfe kam, hatte versucht, Alessans Aufmerksamkeit zu erringen ...
Bänke und Stiefel scharrten über den harten Stein. Das Ge-räusch rief sie in die Wirklichkeit zurück. Hastig erhob sie sich.
Die Tradition verlangte, daß Sh'gall dem KöniginnenGeschwader letzte Anweisungen erteilte. Moreta blieb ein paar Schritte vor seinem Tisch stehen, gewarnt von dem Blick, den 164
er ihr zuwarf.
»Leri besteht darauf, mitzufliegen?«
»Es gibt keinen Grund, sie davon abzuhalten.«
»Sag ihr noch einmal ausdrücklich, daß sie nicht absteigen darf!«
»Das tut sie nie.«
Sh'gall zuckte mit den Schultern, als wollte er andeuten, daß damit seine Verantwortung gegenüber Leri endete. »Dann kümmert euch um eure Drachen! Der Sporenregen ist für Mittag angekündigt.« Er drehte sich um und winkte die Geschwaderführer zu sich.
»Hat er schon wieder was an Leri auszusetzen?« erkundigte sich Kamiana, wobei sie vergaß, daß sie kurz zuvor selbst Bedenken geäußert hatte.
»Halb so schlimm.« Moreta verließ die Höhle, gefolgt von den Königinreiterinnen.
Überall im Weyr herrschte Aufbruchstimmung. Auf den
Felsensimsen und der Kesselsohle legten Reiter ihren Drachen die Kampfriemen an und befestigten Säcke mit Feuerstein.
Manche rieben Ö l in eben erst verheilte Wunden oder massier-ten rauhe Hautstellen am Rumpf und an den Schwingen ihrer Gefährten. Die Geschwaderführer und ihre Stellvertreter überwachten die Vorbereitungen. Jungreiter flitzten auf Botengängen hin und her. Die Atmosphäre war betriebsam, aber nicht hektisch. Die Geschäftigkeit machte einen vertrauten, ja beinahe tröstlichen Eindruck auf Moreta. Wenn sie überlegte, daß jetzt anderswo Menschen und Tiere im Sterben lagen ...
Das ist kein guter Gedanke, ermahnte Orlith sie streng.
»Du hast recht. Ich sollte mich lieber auf den Fädeneinfall konzentrieren. Verzeih mir!«
Schon gut. Wir haben einen klaren Tag und werden die Sporen vernichten.
Orliths Ruhe und Zuversicht erfüllten Moreta mit Optimis-165
mus. Das erste Sonnenlicht fiel vom Osten in den Kessel ein, und die frische Luft wirkte nach dem feuchtkalten Wetter des letzten Tages belebend. Ein richtiger Frost wäre jetzt ein Segen, dachte sie, als sie die Felsentreppe erklomm. Keine längere Kälteperiode, nur ein paar kühle Tage, in denen die lästigen Insekten erfroren und die junge Brut der Tunne lschlangen einging.
»Ich kümmere mich zuerst um Holths Geschirr.«
Leri hat Hilfe.
Moreta lachte über Orliths Ungeduld. Das war Kampfgeist!
Als sie ihren Weyr betrat, hatte sich die Drachenkönigin bereits aus ihrer
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