Pern 07 - Moreta, die Drache
Bodentrupps.
Dann schwebten sie über dem rußgeschwärzten Stein. Orlith verharrte an Ort und Stelle, bis Moreta beide Hänge in Flammen gehüllt hatte. Fäden zischten und kringelten sich, zerfielen zu schwarzer Asche. Systematisch jagte sie das Feuer in einem immer weiteren Bogen über die Fläche. Sie wollte sichergehen, daß auch nicht ein Fingerbreit des Schädlings entkam.
»Wir landen am Rand der verkohlten Zone, Orlith. Ich brauche jetzt ebenfalls einen neuen Tank.«
Schon unterwegs! Orlith setzte mit Leichtigkeit auf.
»Ich möchte mir den Bergrücken genauer ansehen. Bisher konnte ich nicht erkennen, ob er aus Sandstein oder Schiefer besteht.«
Moreta löste die Kampfriemen und glitt zu Boden. Ihre Füße, vom langen Ritt wund und trotz der gefütterten Stiefel kälte-starr, schmerzten bei dem Sprung in die Tiefe. Zögernd ging sie auf die geschwärzte Fläche zu, die Finger an der Düse des Flammenwerfers. Sie spürte die Restwärme der Feuerstrahlen und verlangsamte ihre Schritte noch mehr, einmal um ihre klammen Zehen zu wärmen, zum anderen aber, weil Vorsicht nie schaden konnte. Sie hatte eine Abneigung gegen solche Inspektionen, aber sie waren nötig, und je eher man sie durchführte, desto besser, denn die Fäden gruben sich in die kleinsten Spalten und Nischen.
Die Ostseite des Kamms bestand aus glattem, rissefreiem Urgestein, in dem sich keine Fäden festsetzen konnten. Auch der Westhang bildete eine undurchdringliche Wand. Tapeths Flammen mußten die Parasiten beim Auftreffen vernichtet haben.
Ihre Füße erwärmten sich auf dem Rückweg zu Orlith. Unvermittelt tauchte ein Jungreiter aus dem Dazwischen: Die 176
Fänge seines Drachen schwebten kaum eine Handbreit über dem Felsvorsprung. Blitzschnell zog der Blaue die Schwingen eng an den Körper und landete. Orlith knurrte tief in der Kehle; der junge Drache senkte den Kopf und begann zu zittern. Auch die fröhliche Miene seines Reiters wirkte mit einem Mal gedämpft.
»Du hast wohl vergessen, was F'neldril euch immer über den Sicherheitsabstand predigt!« fauchte Moreta den jungen T'ragel an. »Stell dir vor, du fliegst gegen die Felswand! Du warst noch nie in dieser Gegend und kannst ihre Gefahren nicht beurteilen!«
Der Jungreiter löste stumm den Tank von der Flanke seines Drachen. »Vernunft ist mir lieber als Eleganz!« fuhr Moreta fort und riß ihm den Behälter wütend aus den Händen. »Damit du dieses Tal besser kennenlernst, bleibst du hier, bis sich der Grat abgekühlt hat! Halt Ausschau nach Sporennestern, vor allem da unten, wo sich die Kuhlen mit Moosbewuchs befinden! Kannst du mit einem Flammenwerfer umgehen? Gut! Der Rest in meinem Tank müßte reichen. Aber dein Drache soll sich melden, sobald du das geringste bemerkst. Das geringste -
hast du verstanden?«
Eine Stunde Wachdienst in der Kälte und Einsamkeit würde dem Kerlchen die Liebe zu riskanten Landemanövern vielleicht austreiben. Immer wieder geschah es, daß Jungreiter trotz eindringlicher Warnungen des Weyrführers und der Ausbilder auf unerklärliche Weise verschwanden. Diese Todesfälle, unter denen die älteren Drachen so sehr litten, waren unnötige Verluste, hervorgerufen durch puren Leichtsinn.
Moreta schwang sich wieder auf Orlith. Der Junge hatte sich in Wachposition begeben, allerdings so nahe wie nur möglich bei seinem blauen Drachen. Die beiden sahen klein und verloren aus.
Kadith ruft!
»Ich nehme an, der Sporenregen geht allmählich zu Ende.«
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Moreta schnallte die Kampfriemen fest. Ihre Strafpredigt machte sicher nur den halben Eindruck, wenn sie selbst gegen die Vorschriften der Drachenreiter verstieß!
B'lerion reitet!
Moreta lächelte, als sie Orlith bat, sich zu den übrigen Geschwadern zu gesellen. Und während sie ins Dazwischen tauchten, fragte sie sich einen Moment lang, wie es B'lerion bei Oklina ergangen war.
Dann befanden sie sich auf der Westseite der Nabol-Berge, und die Fäden fielen in dichten Klumpen. Moreta fand keine Zeit, ihren Dank für die frischen Drachen und ihre Reiter zum Ausdruck zu bringen. Aber der Einsatz dauerte nicht lange. Sie versengte gerade noch ein oder zwei Fädenknäuel, als Orlith unvermittelt verkündete: Der Sporenregen ist vorbei!
Die Königin bremste ihren Flug und begann zu gleiten, während Moreta sich müde gegen die Kampfriemen lehnte.
Der Gurt des Flammenwerfers schnitt ihr mit einem Mal tief in die Schulter. Sie spürte einen dumpfen Druck im Kopf, vermutlich weil sie sich auf zu
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