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Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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übrigen habe ich bereits ausgekocht.«
    Desdra stellte den Korb vorsichtig neben seinem Bett ab.
    Sie rückte seinen Nachttisch näher und stellte darauf eine Schale mit konzentrierter Rotwurzlösung, ein Bündel Schilfrohre und die in Blätter gehüllten Nadeldorne. Dann schob sie einen dampfenden Kessel auf eine Stahlunterlage. Capiam sah darin einen kleinen Glasbehälter, einen Verschluß und Genjons Spritzen. Aus ihrer Tasche holte Desdra eine Rolle fester Schnur. »So!«
    »Das ist doch nie und nimmer ein Zweiliter-Gefäß!«
    »Nein, aber du bist auch noch nicht kräftig genug, um zwei Liter Blut zu spenden. Mehr als einen halben Liter darfst du nicht verlieren. K'lon wird sicher bald eintreffen.«
    Desdra wusch seinen Arm rasch mit Rotwurz und schnürte ihm den Oberarm mit der Kordel ab, während er die Hand zur Faust ballte, damit die Vene besser hervortrat. Sie lag wie ein dicker bläulicher Strick unter der blassen Haut. Mit einer 242
    Zange nahm Desdra den Glasbehälter aus dem Kessel. Sie öffnete das Bündel mit den Schilfrohren, holte eines heraus und befestigte einen Nadeldorn an seinem Ende. »Ich kenne die Technik zwar, habe sie aber noch nicht oft angewandt.«
    »Dann bekommst du jetzt sicher Übung. Ich kann nicht selbst einstechen, meine Hand zittert zu stark.«
    Desdra preßte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, tauchte die Finger in Rotwurz, stellte den Glasbehälter neben das Bett auf den Boden, hielt das eine Ende des Schilfrohrs schräg hinein und befestigte den Dorn am anderen Ende. Die Spitzen eines Nadeldorns waren so fein, daß man die winzige Öffnung darin kaum sah. Desdra stach ohne große Mühe in die gestaute Ader und lockerte dann den Knebel. Capiam schloß die Augen. Er spürte einen leichten Schwindel, als die ersten Tropfen durch den Dorn und das Ro hr zu fließen begannen und der Blutdruck absank. Der Augenblick der Schwäche ging rasch vorbei, und er beobachtete fasziniert den Weg, den das Blut in den Glasbehälter nahm. Er machte eine Faust, und das Blut floß stärker. Wie aus weiter Ferne schien er wahrzune hmen, daß der Lebenssaft seinen Körper verließ; sein Herz schlug schneller, um sich dem Fließen anzugleichen. Aber das war absurd. Er kämpfte gegen Übelkeit an, als Desdras Finger einen mit Rotwurz getränkten Bausch über die Einstichstelle drückten und den Dorn mit einer geschickten Bewegung
    herauszogen.
    »Das reicht voll und ganz, Meister. Ein Dreiviertelliter ... du bist ganz bleich. Drück den Bausch fest auf! Hier, ein Schluck Schnaps!«
    Sie drückte ihm den Becher in die Linke. Das starke Getränk schien sich sofort in seinen Adern zu verteilen und den Platz des verlorenen Blutes einzunehmen. Aber als Heiler wußte er natürlich, daß diese Vorstellung Unsinn war.
    »Und was nun?« fragte Desdra. Sie hielt das verschlossene Gefäß mit seinem Blut hoch.
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    »Ist der Deckel wirklich fest zugeschraubt?« Und als sie nickte, fuhr er fort: »Dann wickle die Schnur fest um den Hals und verknote sie mehrmals! Gut so. Gib her!«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dich jetzt aufstehen lasse?« Ihre Miene war streng und ihr Blick grimmig entschlossen. Für eine Frau, die immer kühle Gelassenheit predigte, wirkte sie plötzlich sehr besorgt.
    »Gallardy meinte, daß sich die Blutbestandteile unter dem Einfluß der Zentrifugalkraft trennen. Mit anderen Worten, wir müssen das Gefäß schnell herumwirbeln, damit das Serum entstehen kann.«
    »Also schön.« Desdra trat so weit vom Bett zurück, daß sie genügend Bewegungsfreiheit hatte, und begann dann das Glas über ihrem Kopf zu schwingen.
    Capiam sah, daß ihr nach kurzer Zeit der Schweiß auf der Stirn stand. Er war froh, daß sie ihm die Arbeit abgenommen hatte. Er selbst wäre einfach noch zu schwach gewesen.
    »Vielleicht könnten wir die Hunde einsetzen, die sonst den Bratenspieß drehen ... wenn wir sie irgendwie dazu bringen, ihr Tempo zu steigern. Außerdem muß die Drehung gleichmäßig erfolgen ...«
    »Warum? Glaubst du, wir ... müssen das ... noch öfter ...
    tun?«
    »Wenn meine Theorie stimmt, werden wir ziemlich viel von dem Serum brauchen. Hast du ausrichten lassen, daß K'lon sofort nach seiner Ankunft hierhergebracht werden soll?«
    »Ja. Wie ... lange ... noch?«
    Capiam hatte Angst, daß alles umsonst war, wenn sie zu früh mit der Schleuderbewegung aufhörte. Andererseits hatte Meister Gallardy von einer >kurzen Zeit< gesprochen ... wenn die alten Notizen stimmten

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