Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
seiner eigene n Gilde, von denen jeder ein besonderes Talent besessen hatte ... Das alles war nun ausgelöscht - durch eine kurze, tödliche Krankheit!
    »Es gibt vielleicht sehr viel mehr festzuhalten als die Zusammenhänge einer Epidemie, Tirone. Das sollte Euch in Unruhe versetzen! Nicht nur das Leben, auch das Wissen von Pern geht unwiederbringlich verloren. Was Ihr so bald wie möglich niederschreiben solltet, ist das aussterbende Wissen, sind die Techniken, die uns nicht mehr zugänglich sind!« Capiam deutete auf die alten Schriften. »Wir können den Aufzeichnungen der Alten bereits heute nicht mehr genau entnehmen, auf welche Weise sie ihre Wunder vollbrachten. Dabei sind es noch nicht einmal die Wunder, an denen uns liegt, sondern all die Kleinigkeiten, die sie einfach nicht erwähnten, weil sie ihnen selbstverständlich erschienen, weil sie Allgemeinwissen waren. Allgemeinwissen, das heute keinem mehr geläufig ist!
    Das uns fehlt! Und es sieht so aus, als hätten wir im Lauf der letzten sieben Tage wieder ein gewaltiges Stück dieses Allgemeinwissens verloren! Mehr, als wir je ersetzen können ...«
    Capiam lehnte sich zurück, erschöpft von seinem Ausbruch.
    Die Aufzeichnungen lagen ihm wie ein drückendes Gewicht auf den Knien. Das Gefühl des Verlustes, der Druck der Angst waren ständig in ihm gewachsen. An diesem Morgen, als die Lethargie erstmals schwand, war er sich der vielen Fakten und 235
    Praktiken, der Eingebungen und Ideen bewußt geworden, die er nie niedergeschrieben oder nur flüchtig angedeutet hatte. Im Normalfall hätte er sie irgendwann beiläufig an seine Gesellen weitergegeben, wenn diese das komplexe Gefüge ihres Berufes erfaßt hatten. Auch er war auf diese Weise in den Besitz vieler Informationen gelangt, fast immer durch mündliche Überliefe-rung, durch Diskussionen und Gespräche mit seinen Lehrern und anderen Meistern.
    Capiam merkte, daß Tirone ihn scharf musterte. Es lag ihm fern, Reden zu schwingen. Das war im allgemeinen die
    Aufgabe der Harfner.
    »Ihr habt nur zu recht, Capiam«, begann Tirone zögernd.
    Er räusperte sich und fuhr dann fort: »Aber ein wenig Ge-heimniskrämerei scheint zu allen Gilden zu gehören, sogar zur Hierarchie der einzelnen Berufsgruppen ...«
    »Oh, nicht schon wieder die Trommeln!« Capiam vergrub den Kopf in den Händen und preßte die Daumen an die Ohren, um das Dröhnen auszusperren.
    Tirones Miene hellte sich auf. Er gab Capiam durch Gesten zu verstehen, daß er die Hände von den Ohren nehmen solle.
    »Eine gute Nachricht! Von Igen. Sie haben den Fädeneinfall unversehrt überstanden. Zwölf Geschwader stiegen zum
    Kampf auf.«
    »Zwölf?« Capiam überschlug im Geist noch einmal die Zahl der Toten und Kranken. »Igen kann nie und nimmer zwölf Geschwader stellen!«
    »Drachenreiter müssen streiten, wenn Silberfäden vom Himmel gleiten!« In Tirones wohl tönender Stimme schwang Stolz und Freude mit.
    Capiam starrte ihn an. Also hatten sich die Weyr vereint, um die Gefahr, die vom Roten Stern drohte, zu bekämpfen?
    »Das Kämpfen liegt ihnen im Blut. Trotz ihrer entsetzlichen Verluste steigen sie auf wie eh und je, um den Kontinent zu verteidigen ...«
236
    Tirone starrte in weite Ferne, fast in Trance versunken.
    Ärgerlich sah Capiam ihn an. Jetzt war nicht der rechte Moment, Balladen und Lehrgesänge zu verfassen! Und doch lösten die Worte des Meisterharfners irgendeine Erinnerung aus, rührten an längst vergessene Dinge ...
    »Seid einen Augenblick still, Tirone! Ich muß nachdenken.
    Es gibt einen Weg, Pern von dieser Epidemie zu befreien.
    Bitte, laßt mich jetzt allein!«
    Blut! murmelte Capiam. Es liegt ihnen im Blut ... Blut ... Er schlug sich mit den Fäusten gegen die Schläfen, als könnte er die verschütteten Erinnerungen aus seinem Gehirn prügeln.
    Aus weiter Ferne glaubte er die brüchige Stimme von Meister Gallardy zu hören. Ja, er hatte sich auf seine Gesellenprüfung vorbereitet, und der alte Gallardy hatte Stunde um Stunde von außergewöhnlichen und veralteten Heilmethoden erzählt.
    Dabei war auch die Rede von Blut gewesen ... von den heilen-den Eigenschaften, die das Blut ... nein, das Blutserum hatte!
    Genau das war es!
    »Capiam?« Desdra stand besorgt neben ihm. »Geht es dir gut? Tirone meinte ...«
    »Mir geht es ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet! Was hast du immer zu mir gesagt? Wenn man eine Krankheit nicht heilen kann, muß man sie eben ertragen. Aber es gibt noch einen anderen Weg. Man kann sich

Weitere Kostenlose Bücher