Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
»Niemand am Leben? Nicht einmal die Hir ten draußen bei den Rennern?«
    Leri schüttelte langsam den Kopf. »Weder die Hirten noch die Renner«, wisperte sie. Moreta konnte die Tragödie nicht in ihrem vollen Ausmaß erfassen. Was sie im Moment am
    meisten schmerzte, war die Vernichtung des Gestüts. Als vor zwanzig Planetenumläufen die Suche der Drachenreiter positiv verlaufen war, hatte sie sich dem Wunsch ihrer Familie gefügt und ein neues Leben im Weyr begonnen. Natürlich bedauerte sie den Tod ihrer Familie; sie hatte ihre Mutter, ihre Brüder und den alten Onkel, der im Hause lebte, sehr gern gehabt und ihrem Vater großen Respekt entgegengebracht. Aber die Renner, die ihre Vorfahren seit acht Generationen mit soviel Sorgfalt gezüchtet hatten ... der Verlust traf sie tief.
    Orlith summte leise, und das Mitgefühl ihres Drachen wurde sanft verstärkt von einem zweiten Gedankenstrom. Moreta spürte, wie das entsetzliche Gewicht ihres Kummers durch 252
    Liebe und Zuneigung erleichtert wurde, durch ein tiefes Verständnis für ihr umfassendes Leid, durch die Bereitscha ft, ihr einen Teil des schweren Druckes und der Trauer abzune hmen.
    Tränen strömten Moreta über die Wangen und versiegten erst, als sie sich völlig leergeweint hatte. Ihre Gefühle schienen merkwürdig losgelöst von Körper und Geist zu schweben. Mit merkwürdiger Klarheit erkannte sie, daß Leri ein starkes Mittel in ihren Wein gemischt hatte. Dann sah sie, daß die alte Frau sie mit unendlich müden, traurigen Augen beobachtete. Jede Linie und Falte in dem schmalen Gesicht wirkte noch tiefer eingegraben als sonst.
    »Das Werk meiner Familie ist also völlig zerstört?« fragte Moreta schließlich.
    »Vielleicht haben einige Jungtiere auf den Ebenen überwin-tert. Der Harfner konnte es nicht überprüfen, weil er nicht wußte, wo sich die Weiden befinden. Und wir hatten noch keine Zeit, einen Patrouillenreiter loszuschicken.«
    »Nein, nein, natürlich nicht ...« Moreta begriff, daß es in der augenblicklichen Lage unmöglich war, solche Dinge herauszufinden. Aber sie klammerte sich insgeheim an diese Hoffnung.
    »Die Einjährigen und die trächtigen Tiere standen im allgemeinen auf der Winterweide. Jemand vom Hof hat sie sicher versorgt ...«
    Gefühle der Liebe und Zuversicht hüllten sie ein.
    Wir sind bei dir!
    Orlith, ist das Holth?
    Natürlich.
    Ich danke euch. Moretas Gedanken schwebten umher, losge-rissen Von ihrem Körper, bis sie Leris ängstlichen Gesichtsausdruck bemerkte. »Ich habe mich gefaßt. Holth wird es dir bestätigen. Wußtest du, daß sie mit mir spricht?«
    »Ja, sie hat sich während deiner Krankheit daran gewöhnt, dich zu beobachten«, meinte Leri mit einem freundlichen, 253
    gelassenen Lächeln.
    »Was hast du in den Wein gemischt? Ich fühle mich ...
    schwerelos.«
    »Genau das wollte ich erreichen. Fellissaft, Betäubungskraut und ein paar Tropfen einer Euphorie-Droge. Nur um den Schock zu dämpfen.«
    »Kommt noch mehr?« An Leris zitternden Lippen erkannte Moreta, daß sie in der Tat noch nicht alle schlimmen Nachric hten erfahren hatte. »Dann ... berichte, solange ich mich noch in diesem merkwürdigen Schwebezustand befinde! Der Hof
    meiner Familie ... kann kein Einzelfall gewesen sein.«
    Leri schüttelte den Kopf. »Ruatha?« fragte Moreta zögernd.
    »Wurde schwer geprüft.«
    »Alessan?« Angst stieg in ihr auf. Der junge Erbbaron, der eben erst sein Amt übernommen hatte ...
    »Nein, er hat die Krankheit überstanden und befindet sich auf dem Weg der Genesung. Aber in seiner Familie und unter den Gästen hat die Epidemie entsetzlich gewütet. Auch in den Rennställen ...«
    »Dag?«
    »Wir erfuhren kaum Namen. Der Igen-Weyr und die Burg
    sind nahezu menschenleer. Baron Fitatric, seine Gemahlin, die Hälfte ihrer Kinder ...«
    »Beim Großen Ei, wurde denn nichts und niemand ve rschont?«
    »Doch. Auf Bitra, Lemos, Nerat, Benden und Tillek gab es verhältnismäßig wenige Kranke, und diese Leute wurden sofort isoliert, so daß sich die Ansteckung in Grenzen hielt. Die Burgen sandten Helfer aus ...«
    »Warum?« Moreta ballte die Fäuste. »Warum? So dicht vor dem Ende unserer Leiden! Noch acht Planetenumläufe bis zum nächsten Intervall! Moretas Stimme klang hart und schrill.
    »Wußtest du, daß sich meine Familie nach dem letzten Vorbeizug des Roten Sterns in Keroon niederließ? Daß sie bereits 254
    damals die Rennerzucht begründete? Und jetzt - so kurz vor dem Ende der Sporenplage - wird alles

Weitere Kostenlose Bücher