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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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meine neue Garderobe abmessen kann!«
    »Tante Sira beaufsichtigt die Webstube.«
    »Was kümmert mich diese Webstube? Ich möchte, daß Sie ein paar Kleider für mich nähen. Sie können doch mit Nadel und Faden umgehen, oder?« Als ich nickte, fuhr sie fort: »Wo sind die Schlüssel?« Ich deutete auf die kleine Truhe. Mit einem triumphierenden kleinen Aufschrei lief sie hin und riß die Schublade so weit auf, daß sie fast aus den Führungen kippte. Die Schlüssel der Burg hatten ihr noch zum Zeichen ihrer neuen Würde gefehlt. Sie mußte den massiven Ring mit beiden Händen festhalten. »Welcher Schlüssel gehört zur Stoffkammer? Und welcher öffnet den Tresor mit dem Familienschmuck? Und den Spezereien-Schrank?«
    »Die einzelnen Stockwerke sind durch Farben
    gekennzeichnet. Die Schlüssel zu den Wirtschaftsräumen sind kleiner als die zu den Wohn-und Schlafräumen. Die goldenen Schlüssel führen in den Speise-und Aufenthaltssaal, die grünen in die Küchengewölbe.«
    Ich verbrachte den Rest des Vormittags damit, meine Stiefmutter durch die verschiedenen Stockwerke der Burg zu führen - bis hinunter in die Gewölbe mit den
    Wirtschaftsräumen. Ihre Fragen beantwortete ich ausführlich und wahrheitsgemäß, aber ich dachte nicht daran, ihr freiwillig irgendwelche Informationen zu liefern. Hinterher wußte ich nicht, was mich mehr ärgerte - mein eigenes Verhalten oder ihre totale Ahnungslosigkeit in Haushalts-und
    Verwaltungsdingen. Hatte ihre Mutter sie denn überhaupt nicht zur Arbeit angehalten, obwohl sie die einzige Tochter des Hofes war? Ich nahm an, daß mein Vater den Tag verwünschen würde, an dem seine Sinnlichkeit über die Vernunft gesiegt hatte. Und die Inkonsequenz seines Verhaltens! Garben, der Mann, der um meine Hand angehalten hatte, war ihm nicht vornehm genug gewesen, obwohl er aus dem gleichen gesellschaftlichen Umfeld stammte wie Anellas Familie.
    Plötzlich wußte ich, daß ich auf keinen Fall hier sein wollte, wenn für Baron Tolocamp das große Erwachen kam.
    Anella brauchte mich zum Zuschneiden einiger Kleider.
    Wenigstens besaß sie so viel Verstand, daß sie Nia und Lilla den Rest der Stoffbahnen für neue Kittel schenkte. Das hatte zur Folge, daß die beiden bereitwillig bei der Näharbeit halfen.
    Sobald die Schnitte geheftet waren und die Mädchen allein zurechtkamen, zog ich mich unter dem Vorwand zurück, daß ich nach meinen Arzneien sehen müßte.
    An diesem Tag erfuhr ich in der Harfner-Halle erstmals von den Blutserum-Injektionen, die man den Kranken verabreicht hatte. Man schilderte mir in Kurzform die alte Heilmethode, an die sich Meister Capiam erinnert hatte: Aus dem Blut der Genesenen wurde durch Ausschleudern des Serums ein Impfstoff gewonnen, der gerade so viele Krankheitskeime enthielt, daß er die Abwehrreaktion des Körpers in Gang setzte und auf diese Weise die Seuche bekämpfte. Die Heiler hatten die ersten Injektionen erhalten, da sie am stärksten gefährdet waren. Bei Meister Fortine, der bereits erkrankt war, verlief der Heilungsprozeß seit der Impfung wesentlich rascher. Man hoffte, daß es bald, sehr bald genug von diesem Serum geben würde, um alle Bewohner von Pern vor der Ansteckung zu schützen. Unser Planet war gerettet!
    Ich blieb trotz der Begeisterungsstürme ein wenig skeptisch, aber die Atmosphäre in der Halle war durchdrungen von Hoffnung und Erleichterung. Als ich in die Burg zurückkehrte, fühlte ich mich befreit von der bedrückenden Angst, daß noch mehr Menschen, die ich liebte, den Tod finden könnten. Ich rannte in die Nähstube, um meinen Schwestern die gute Nachricht zu bringen. Natürlich war auch Anella anwesend; ihr entging kein Wort, und sie befragte mich eingehend, ehe sie aus dem Zimmer stürzte. Vielleicht lag ihr die Gesundheit meines Vaters doch mehr am Herzen als sein großer Besitz.
    Wie es genau geschah, weiß ich nicht, aber am Abend tauchten plötzlich drei Heiler in der Burg auf. Sie wurden sofort in die Privaträume meines Vaters geleitet. Ich nehme an, daß sie ihn zuerst impften. Ganz sicher kamen gleich danach Anella und ihre beiden Kleinen an die Reihe. Zu meiner völligen Verblüffung versammelte Vater jedoch auch seine übrigen Söhne und Töchter und ließ uns allen eine Injektion verabreichen. Meine jüngeren Geschwister ertrugen das Pieksen der Nadeldorne, ohne eine Träne zu vergießen.
    »Der Impfstoff reicht noch für etwa fünfzehn Personen, Lady Nerilka«, flüsterte mir der Heilergeselle zu, während er

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