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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ich. Auf mein langes dichtes Haar war ich immer sehr stolz gewesen. Aber dann nahm ich kurzentschlossen die Schere, schnitt die dicken Flechten ab und schob sie in den dunkelsten Winkel meines Zimmers. In den nächsten Stunden würde wohl kaum jemand auf den Gedanken kommen, mein Zimmer zu durchsuchen.
    Und das kurze Haar paßte gut zu der Rolle, die ich von nun an im Leben spielen wollte.
    Ich kämmte die Haare straff nach hinten und band sie mit einer Lederschnur im Nacken zusammen. Dann verließ ich das Zimmer, das mir seit meinem achtzehnten Sommer Zuflucht geboten hatte, und huschte über die Wendeltreppe in den ersten Stock, wo sich die Suite meines Vaters befand.
    Dicht neben der Tür zu seinen Räumen bildete ein Torbogen eine Nische an der inneren Korridorwand. Kaum hatte ich in seinem Schatten Stellung bezogen, als von der Harfner-Halle die Trommeln herüberdröhnten. Sie verkündeten, daß Orlith fünfundzwanzig Eier gelegt hatte und daß sich darunter ein Königinnen-Ei befand. Endlich eine gute Nachricht! Sicher herrschte im Fort-Weyr großer Jubel über das Ereignis. In diesem Moment vernahm ich die mürrische, unzufriedene Stimme meines Vaters jenseits der Tür. Ich schüttelte den Kopf. Zu normalen Zeiten hätte er ein Gelege des Fort-Weyrs mit einer Runde Wein für alle gefeiert.
    Es befand sich niemand in der Nähe. Zu dieser frühen Stunde hatte das Gesinde in den Wirtschaftsräumen mehr als genug zu tun. Ich trat dicht an die Tür heran und preßte das Ohr gegen das Holz. So konnte ich den größten Teil der Unterredung verstehen. Capiam und Tirone hatten klare, kräftige Stimmen, die weit trugen - besonders jetzt, da sie ärgerlich schienen. Nur meinen Vater verstand ich schlecht.
    »Fünfundzwanzig Eier sind eine ganze Menge!« sagte Capiam gerade. »Wir befinden uns immerhin kurz vor einem Intervall.«
    »Moreta ... Kadith ... Paarungsflug aufsteigt. Sh'gall ... sehr krank.«
    »Das sind Dinge, die uns nichts angehen«, hörte ich Meister Tirone sagen. »Außerdem hat die Krankheit eines Reiters keine Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit eines Drachen. Und da Sh'gall heute in Nerat gegen die Sporen kämpft, scheint er wieder gesund zu sein.«
    Ich wußte, daß beide Weyrführer an der Seuche erkrankt waren, denn man hatte in aller Eile Jallora von der Heiler-Halle in den Fort-Weyr entsandt, nachdem der dortige Heiler gestorben war. Weshalb Sh'gall allerdings in Nerat Fäden bekämpfte, entzog sich meiner Kenntnis.
    »Ich wollte, man würde uns über die Verhältnisse in den Weyrn besser aufklären«, meinte mein Vater. »Ich mache mir solche Sorgen ...«
    »Die Weyrn«, - Tirone betonte das Wort -, »haben ihre Pflichten gegenüber den Burgen auch in dieser schweren Zeit erfüllt, wie es die Tradition verlangt.«
    »Habe ich etwa die Krankheit in den Weyrn eingeschleppt?«
    fragte mein Vater streitsüchtig. »Oder in den Burgen? Wenn die Drachenreiter nicht ständig hierhin und dorthin flögen ...«
    »Und die Burgherren nicht so sehr darauf bedacht wären, in jedem Winkel des Kontinents ...«, zischte Capiam wütend.
    »Jetzt ist nicht der geeignete Augenblick für gegenseitige Vorwürfe!« unterbrach Tirone sie rasch. »Tolocamp, Sie wissen ebensogut, wenn nicht besser als wir alle, daß ein paar Seeleute dieses Katzenscheusal auf unseren Kontinent brachten!« In der Stimme des Meisterharfners schwang Mißbilligung mit. »Kehren wir lieber zu dem Thema zurück, das von der Trommelbotschaft unterbrochen wurde. In dem Lazarett, das Sie errichten ließen, liegt eine Reihe von Schwerkranken. Wir haben im Moment nicht genug Impfstoff, um ihnen zu helfen, aber man könnte ihnen wenigstens anständige Quartiere beschaffen und eine gute Pflege angedeihen lassen.«
    »Sagten Sie nicht selbst, daß Heiler bei ihnen sind?« Die Stimme meines Vaters klang unwirsch.
    »Heiler sind nicht immun gegen Viren, und auch sie können ohne Medikamente nichts ausrichten«, sagte Capiam drängend.
    »Sie besitzen große Arzneivorräte ...«
    »... die noch meine verstorbene Gemahlin gesammelt und zubereitet hatte ...«
    »Baron Tolocamp«, - ich konnte den Zorn in Meister Capiams Stimme spüren -, »wir brauchen diese Arzneien!«
    »Für Ruatha, habe ich recht?«
    »Es gibt noch mehr Burgen und Höfe auf Pern!« erklärte Capiam, und das klang, als stünde Ruatha ganz unten auf seiner Liste.
    »Die Vorratshaltung gehört zu den Pflichten eines jeden Burgherrn. Ich denke nicht daran, meinen Untertanen die Dinge

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