Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Tuero und der Burgherr begegneten, kamen sie auf dieses Thema zu sprechen. Tuero war mit anderen Musikanten zum Fest von Ruatha gekommen, um mit dem Harfner der Burg zum Tanz aufzuspielen. Er war der einzige Überlebende seiner Gilde geblieben. Alessan wollte ihn behalten, und seit Tuero das wußte, stellte er - natürlich im Spaß - ständig neue Bedingungen.
Als wir zurückkehrten, hatten die Männer die Zentrifugen sowie die großen Glasballons in eine Ecke des Großen Saals geschafft und dort gestapelt. Alessan und Tuero räumten den großen Tisch frei, wo wir bis jetzt unsere hastigen Mahlzeiten eingenommen hatten. Dag und Fergal brachten das dampfende Stew aus der Küche, Desdra schleppte Brote und eine große Holzschale mit Obst und Käse an, und Folien holte die Becher und einen Korkenzieher.
Draußen hörten wir die gedämpften Stimmen der Helfer, die während der vergangenen zwei Tage kaum einmal zur Ruhe gekommen waren und sich nun zum erstenmal entspannten.
Wir selbst saßen zu acht am Tisch, eine bunt
zusammengewürfelte Gruppe - der >harte Kern< von Alessans Arbeitsmannschaft. Das Wissen, daß wir eine nahezu unmögliche Herausforderung geschafft hatten, machte uns alle zu Freunden. Sogar Fergal schlossen wir ein, obwohl der Bengel einen Becher Benden-Wein mit solcher Entschiedenheit ablehnte, daß Alessan fast gekränkt war. Ich hätte wetten mögen, daß der Junge genau wußte, welche Ehre er da ausschlug. Er gehörte zu denen, die bereits naseweis auf die Welt kommen und denen absolut nichts verborgen bleibt. Mir gefiel Fergal - trotz seiner Frechheit und seiner mißtrauischen Art gegenüber allen Erwachsenen.
Das Abendessen machte mich sehr glücklich. Alessan hatte neben mir Platz genommen, und ich fand seine Nähe höchst beunruhigend. Da wir sehr eng zusammengerückt waren, blieb es nicht aus, daß wir uns gelegentlich berührten, und dann klopfte mein Herz zum Zerspringen. Ich merkte, daß ich etwas zu laut und schrill lachte, wenn Tuero seine Spaße machte.
Vielleicht war ich überreizt von der Arbeit, oder der hervorragende Benden-Wein vernebelte mir den Kopf.
Dann wandte sich Alessan mir zu und schlang einen Moment lang den Arm um meine Schultern. Meine Haut begann zu kribbeln.
»Nun, wie findest du den Benden-Weißen, Rill?«
»Er macht mich schwindlig«, entgegnete ich rasch. Falls er mein sonderbares Benehmen bemerkt hatte, akzeptierte er den Wein vielleicht als Ausrede.
»Das ist nicht weiter schlimm. Entspann dich! Das haben wir uns redlich verdient.«
»Sie mehr als alle anderen, Alessan.«
Er zuckte mit den Schultern und starrte in seinen Becher. Um uns wogte reges Stimmengewirr und Gelächter. »Ich tue, was getan werden muß«, entgegnete er leise.
»Für Ruatha«, murmelte ich.
Er schaute mich überrascht an, und in seinen eigenartig grünen Augen schimmerte Wärme. »Du scheinst das
Wesentliche zu sehen, Rill. War ich in den letzten Tagen ein strenger Zuchtmeister?«
»Ruatha verdient es, daß man sein Letztes gibt.«
»Das hier«, - er deutete auf die Zentrifugen und die leeren Gläser -, »geschah nicht für Ruatha.«
»O doch! Sie haben es selbst gesagt. Ruatha tut sein Bestmögliches ... das sind wir Pern schuldig!«
Er wirkte ein wenig verlegen, aber sein Lächeln verriet Wärme, und ich glaube, daß ihm meine Antwort gefiel.
»Ruatha wird die Krise überwinden, davon bin ich
überzeugt.« Ich fand es am sichersten, über Ruathas Zukunft zu sprechen.
Über Alessans Züge huschte ein sonderbarer Ausdruck.
»Dann hat Oklina mit dir gesprochen? Du überlegst dir meine Bitte?«
»Ich würde gern auf Ruatha bleiben. Die Epidemie hat mein Leben grundlegend verändert.«
Seine warmen kräftigen Finger legten sich auf meine, und er drückte mir mitfühlend die Hand. »Und welche Bedingungen stellst du, Rill, um unseren Kontrakt zu festigen?« Er warf einen amüsierten Blick in Richtung Tuero.
Seine Frage kam so unerwartet, daß ich nicht recht wußte, was ich antworten sollte. Mein einziger Gedanke war, daß sich mein sehnlichster Wunsch erfüllt hatte. So begann ich zu stammeln, und Alessan nahm wieder meine Hand.
»Denk in Ruhe darüber nach, Rill, und sag es mir später. Du wirst sehen, daß ich meine Leute gut behandle.«
»Ich hatte es auch nicht anders erwartet.«
Er lachte über den Nachdruck meiner Worte, und dann besiegelten wir unseren Kontrakt in traditioneller Weise mit einem Glas Wein - auch wenn meine Kehle so zugeschnürt war, daß ich kaum
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