Pern 10 - Die Renegaten von Pern
sie möglicherweise erschreckt hatten. »Aber sie sind ganz brauchbar, um auf Readis aufzupassen, wenn wir beide außer Haus sind. Und 374
Piemur hat uns gezeigt, daß sie noch viel nützlicher sein können, als wir dachten.«
Sie öffnete eine hohe, breite Schiebetür im größten Gebäude.
»Hier haben wir die meisten verwendbaren Dinge gefunden«, erklärte sie gerade, als Jayge und Piemur sich der Gruppe wieder anschlossen. P'ratan murmelte eine Entschuldigung und schlenderte zu seiner Grünen zurück, die sich im Sand sonnte.
»Was wir brauchen«, sagte der Harfner und stemmte die Fäuste in die Hüften, »ist eine genaue Beschreibung der Siedlung.« Er sah sich in dem düsteren Lagerhaus um, betrachtete den Stapel Netze, das Durcheinander von Kisten und Fässern. »Die Lage aller Gebäude, der Zustand, in dem sie sich befinden - möglichst eine Liste der Gegenstände, die Sie in Gebrauch haben, und von allem, was sonst noch erhalten ist! Dazu lasse ich wohl am besten Perschar kommen. Er hat es ohnehin satt, schnurgerade Reihen von leeren Gebäuden zu zeichnen.«
»Perschar?« rief Jayge.
»Kennen Sie ihn?« Robinton war überrascht.
»Ich war bei dem Angriff auf Thellas Bergfestung dabei.« Jayge stieß ein bellendes Lachen aus. »Und ob ich ihn kenne! Aber ich wußte nicht, daß er einer Ihrer Bekannten ist.«
»Aber natürlich. Ich habe ihn überredet, sein Talent in den Dienst der Harfnerhalle zu stellen, und deshalb wußte ich schon lange über die raffiniert geplanten Raubüberfälle Bescheid, ehe Asgenar und Larad überhaupt merkten, was vorging. Hätten Sie etwas dagegen, wenn Perschar in meinem Auftrag ein paar Tage hierher käme?«
Jayge zögerte, doch dann sah er Aras Nicken und stimmte zu.
»Ein sehr kluger Mann, und er hat Mut.«
»Er hat es gern, wenn er dann und wann ein wenig gefordert wird, aber an Diskretion ist er nicht zu überbieten.« Der Harfner lächelte Ära beruhigend an. »Ich glaube, ein bißchen Gesellschaft bekäme Ihnen beiden bestens. Man kann auch zu lange allein sein.« Piemur 375
hatte den Seitenhieb bemerkt und schnaubte verächtlich. »Ich könnte meinen Zair« - Meister Robinton deutete auf die Bronzeechse, die kurz zuvor auf seiner Schulter gelandet war - »mit einer Botschaft zu Ihren Eltern nach Ruatha schicken, wenn Sie wollen, Aramina. Er ist übrigens in der Lage, auch mehrere Ziele anzusteu-ern«, fügte er mit einem fragenden Blick auf Jayge hinzu.
»Meister Robinton ...« sprudelte Jayge heraus, dann zögerte er und sah Aramina hilflos an. Sie legte einen Arm um ihn.
»Ja?«
»Was sind wir?« Der Harfner sah ihn überrascht an.
»Eindringlinge? Oder was sonst?« Er wies auf die anderen Ge-bäude und das fruchtbare Ackerland dahinter.
»Piemur sagt, das hier ist herrenloses Gebiet.« Seine Stimme klang unsicher, und in seinen Augen stand eine deutliche Bitte.
Piemurs Hoffnung hatte sich erfüllt, der Meisterharfner hatte die jungen Leute ins Herz geschlossen und strahlte sie an.
»Meiner Meinung nach«, sagte er mit einem strengen Blick auf seinen Gesellen, »läßt sich nicht bestreiten, daß Sie sich hier ein festes Anwesen geschaffen haben, das seinen Mann ernährt. Meiner Meinung nach, Grundbesitzer Jayge und Lady Aramina, können Sie nun verfahren, wie Sie es für richtig halten.
Zwei Harfner erklären sich bereit, Ihren Anspruch zu bezeugen.
Wir werden sogar P'ratan aufwecken«, erbot er sich und zeigte zum Strand, wo das alte grüne Weibchen und ihr Reiter in der Sonne dösten, »und mit ihm das Gebiet überfliegen, das Ihren Paradiesflußbesitz umfassen sollte.«
»Paradiesflußbesitz?« fragte Jayge.
»Der Name stammt von mir«, erklärte Piemur leicht verlegen.
»Der Name paßt genau, Jayge«, warf Ara ein. »Oder findest du
>Lilcamp-Siedlung< besser?« Das klang ganz sachlich.
»Ich finde«, Jayge nahm sie bei den Händen und sah ihr tief in die Augen, »es wäre anmaßend, von >Lilcamp-Siedlung< zu reden, nur 376
weil wir hier gestrandet sind. Wir sollten aus Dankbarkeit den alten Namen beibehalten.«
»Oh, Jayge, das finde ich auch!«
Sie umarmte ihn stürmisch und küßte ihn.
»Wird es in Zukunft immer so einfach sein, Grundbesitz zu erwer-ben, Meister Robinton?« fragte Jayge und errötete unter seiner Sonnenbräune.
»Im Süden schon«, erklärte der Harfner entschieden.
»Natürlich werde ich die Angelegenheit den Weyrführern von Benden unterbreiten, die dazu gehört werden sollten, aber Sie haben bewiesen, daß Sie
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