Pern 12 - Die Delphine von Pern
Tradition.«
»Bevor ich mehr Leute finde, die Delphineur werden wollen, muß ich wohl Delphineur für die ganze Schule sein.«
Zu seiner Überraschung entdeckte Readis, daß die Delphine zur Eifersucht neigten. Aber Drachen und Feuerechsen
vereinnahmten ja auch auf die eine oder andere Weise den Menschen, mit dem sie verbunden waren, für sich. Rennern war es ziemlich egal, wer sich auf ihren Rücken setzte, was ihn nicht daran gehindert hatte, Delky als speziell ihm gehörig zu betrachten, da er sie geschenkt bekommen hatte. Hunde hörten auf manche Menschen besser als auf andere - vielleicht war dies also eine der universellen Eigenschaften, von denen er in Akkis Dateien erfahren hatte.
»Wie sollen andere Leute Delphineur werden wollen, wenn keiner von dir weiß?« fragte Delfi.
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Hätte Readis irgendeine Bestätigung für die Intelligenz der Delphine gebraucht, so hätte diese Bemerkung genügt.
»Nun, da hast du nicht unrecht, Delfi«, antwortete er und ließ sich mit baumelnden Füßen bequemer auf dem Felssims
nieder. »Sag den Leuten einfach, es gibt jetzt einen Delphineur und eine Gildehalle der Delphineure.« Readis war sich nicht ganz sicher, wie man eine Gildehalle gründete, doch Meister Benelek hatte dies getan, und ebenso Meister Hamian, als er beschlossen hatte, sich auf das Kunststoffmaterial zu speziali-sieren, das die Alten so häufig verwendet hatten. Irgend jemand mußte irgendwann einmal irgendwo anfangen und mit einem guten Grund. Er glaubte, daß er einen hatte: die Sorge um die Delphine, die von den Menschen in ihrem Kampf gegen die Fäden so lange vernachlässigt worden waren. »Gab es in Landing eine Gildehalle der Delphineure?«
»Wo die Glocke läutet, dahin kommen wir. Ist das nicht Gildehalle?« fragte Tursi. Readis erkannte ihn am Netzwerk alter Narben auf dem Schnabel. Er war sehr zufrieden, daß es ihm so schnell gelang, die Einzeltiere der Schule auseinander-zuhalten.
»Dann käme ich nicht dafür in Frage - ich habe keine Glocke«, antwortete Readis.
»Keine Glocke?« »Keine Glocke!« »Keine Glocke!«
Die Worte gingen von Mund zu Mund.
»Darum mußte ich zu euch hinausschwimmen. Ich konnte
euch nicht mit einer Glocke rufen.«
Unter Klicken und Zischen und aus Blaslöchern stiebendem Wasser streckten sie die Köpfe zusammen.
»Morgen Glocke« , ließ Cal am Ende dieser geheimnisvollen Unterredung verlauten.
»Aber gewiß«, antwortete Readis freundlich und streckte lächelnd die Hand aus, um Cal unterm Kinn zu kraulen.
»Kraulst gut« , meinte sie, öffnete den Mund und preßte sich gerade so fest gegen seine Hand, daß er seinen Druck etwas 354
verstärken mußte.
»Wir holen Glocke.«
Damit sprang sie hoch, über die anderen Delphine hinweg, und schwamm aus der Höhle hinaus.
Tursi hatte den Kopf gehoben, um eine ähnliche Aufmerksamkeit zu erbetteln; doch nun zog er sich genauso schnell zurück und folgte Cal nach draußen, die anderen Delphine im Gefolge, wobei alle mit ihren charakteristischen Sprüngen erst einsetzten, als sie die Felsformationen hinter sich hatten.
Readis schaute ihnen nach, froh, wie gut alles gelaufen war, und neugierig, was sie wohl im Sinn haben mochten. Schließ-
lich wuchsen Glocken nicht einfach auf den Bäumen. Und bisher hatten die Delphine kein besonderes Interesse an den Artefakten der Menschen gezeigt. Im Moment war er ganz froh, daß sie ihn allein ließen, denn nun überfielen ihn Müdigkeit und Hunger. Er füllte Delkys Wasser nach, sammelte ihr genug trockenes Gras für die Nacht und aß den Rest des Fischeintopfs vom vorangegangenen Tag auf, bevor er sich dankbar niederlegte und von Delphinliedern träumte.
In der Morgendämmerung wurde er durch sonderbare Laute geweckt. Inzwischen war er an die verschiedenen Geräusche gewöhnt, die beim Einströmen des Meerwassers in die Eingangshöhle entstanden, doch nun ließ ihn ein unbekanntes Schaben, verbunden mit Delkys entsetztem Schnauben, vom Lager aufspringen.
Dort, wo die Weste seine Haut aufgerieben hatte, waren die Arme steif und wund. Er fragte sich, was von seinem kleinen Vorrat an Kleidern wohl zum Polstern geeignet sein mochte.
Dann zog er das Messer aus dem Gürtel und spähte in die Eingangshöhle. Nichts war zu sehen und auch nichts mehr zu hören. Wieder schnaubte Delky, doch schien sie nicht länger verängstigt. Durch die unregelmäßige Öffnung blickte er auf den Felssims.
Dort, auf dem Fels, lag ein großer, tropfnasser Klumpen.
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Auch nasse
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