Pern 12 - Die Delphine von Pern
sehen?«
»Sehen, sehen« , quietschten die Delphine.
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»Zieht ihr mich zurück?« fragte Readis und hob die rechte Hand so, daß er eine Rückenfinne packen konnte.
»Ich!« schrie Cal und schlängelte sich durch die anderen hindurch, damit Readis nach ihr greifen konnte.
Daraufhin gab es ein Gespritze und Geplatsche, und einige Delphine versuchten, ihn von Cal wegzuschieben.
»He, Moment mal! Ihr könnt euch abwechseln«, rief Readis und schluckte prompt Wasser. Seine Lunge wollte gar nicht wieder frei werden, und ohne Weste hätte er sich nicht mehr über Wasser halten können.
Beinahe sofort hörte das Gezanke auf. Zwei Delphine hielten ihn, bis er wieder zu Luft gekommen war, wobei ihm allerdings das verschluckte Meerwasser Übelkeit bereitete.
»Genug jetzt, Delphine, nehmt mal Rücksicht auf mich armen Menschen. Am besten wechselt ihr euch ab, damit ihr nicht müde werdet.«
»Müde? Was müde?«
»Hmmm, schlapp werden, Kraft verlieren, erschöpft sein.«
Readis machte Bewegungen, als fie le das Schwimmen ihm schwer. »Wie Menschen, die ihr rettet, alle müde, weil das Schiff untergeht.«
Verächtliche Fontänen stiegen aus Blaslöchern hoch, und zwei Delphine wälzten sich belustigt im Wasser.
»Delphine schwimmen um ganz Pern herum und werden nicht müde« , erklärte Cal mit breiterem Lächeln denn je.
»Dich zum Strand bringen ist leicht. Leicht, leicht, leicht.«
Mit diesen Worten streifte Cal sanft die Seite seines Gesichts mit dem Schnabel.
»Wir schwimmen jetzt. Wir wechseln ab. Du hältst Hand oben.«
Und so wurde er zum Strand gezogen; wie ihm auffiel mit wesentlich geringerer Geschwindigkeit, als ihm von damals, als sie Onkel Alemi und ihn nach dem Sturm gerettet hatten, in Erinnerung war. Immer wenn er wechseln wollte, hielt sich 351
schon ungeduldig ein neuer Delphin bereit. Cal zog ihn schließlich ein zweites Mal, als sich vor ihnen der Strand ausbreitete.
»Steuerbord ...« Readis zeigte mit der linken Hand nach rechts. »Rechts von hier.«
»Kenn Steuerbord. Kenn Backbord. Cal ist klug.«
»Ganz gewiß. Warst du schon in diesen Höhlen?«
»Jaaaa, war in Becken hier. Gute Stelle. Readis klug, findet gute Stelle.«
Ihre Stimme hallte in der Felshöhle wider, und Delky wiehe r-te vor Furcht.
»Ruhig, Delky«, rief Readis, der befürchtete, sie könnte in ihrer Angst das aus Ranken geflochtene Seil zerreißen.
»Du hast Fffferd?« fragte Cal und hob sich vorsichtig weit genug aus dem Wasser, um einen Blick auf das erschreckte Tier werfen zu können.
»Ffferd?« Readis lachte. »Delky ist ein Renner. Und zwar ein ziemlich winziger. Ruhig, braves Mädchen. Alles in Ordnung.«
»Sieht ffferdisch aus« , beharrte Cal.
»Name Delky? Delky, ich Cal.«
»Renner können nicht sprechen, Cal.«
»Schade. Wir können jetzt besser sprechen, wo wir dich zum Sprechen haben.«
»Ich finde, ihr sprecht schon ziemlich gut, Cal«, erwiderte Readis und hievte sich aus dem Wasser. Die Weste hatte ihn zwar gut über Wasser gehalten, doch sie hatte ihm die Haut unter den Armen, an den Schultern und am Hals aufgescheuert.
Er würde etwas zum Polstern suchen müssen. Jetzt brannten die aufgeschürften Stellen. Außerdem hatte er Durst.
»Warte hier bitte einen Moment auf mich, Cal.«
Er stand auf und mußte sich an der Wand festhalten, um nicht hinzufallen. Er hatte gar nicht gewußt, wie müde er war, und sein schlimmes Bein war fast nicht zu gebrauchen. Zum ersten Mal fiel ihm auf, daß die Delphine niemals etwas zu seinem 352
verkümmerten Bein sagten. Ihnen wenigstens schien es nichts auszumachen.
Er griff nach einer seiner selbstgemachten Wasserflaschen, kehrte zum Becken zurück und fand es zum Bersten voll mit Delphinen.
»Ist die ganze Schule hier drin?«
»Ja, wollen Menschs Land Platz sehen« , erklärte Delfi und hob ihren Körper aus dem Wasser, um sich umzusehen.
»Nett hier.«
Sie ließ sich wieder zurückfallen.
»Soll ich bei irgend jemandem einen Blutfisch entfernen?«
fragte Readis, der seine Nützlichkeit unter Beweis stellen wollte. Er war aber so müde, daß er dankbar war, als niemand auf sein Angebot zurückgriff.
»Wir starke Schule« , erklärte Cal mit verständlichem Stolz.
»Vielleicht später. Wenn wir näher zum Land hin schwimmen, wo Riffe und Zeugs Schnitte machen.«
»Ich helfe gern, wann immer ich kann«, erklärte Readis.
»Kannst nicht Delphineur für ganze Schule sein« , bemerkte Cal. »Nicht richtig. Eins zu eins ist
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