Pern 12 - Die Delphine von Pern
sie es abgebrochen haben, und ob wir Pern zu dem Planeten machen, den sie sich vorgestellt haben. Denn das müssen wir tun, wenn Pern zu dem werden soll, was es sein kann. Verstehst du das?
Das war es, was Meister Robinton wollte. Und das wollen meine Eltern. Aber nicht alle Burgherren und Gildemeister.
Viele bleiben lieber bei dem, was ihnen bequem und vertraut ist.« Er verengte die Augen ein wenig, um den folgenden Worten mehr Nachdruck zu verleihen.
»Die nächsten zwei Dutzend Jahre werden nicht leicht sein, denn jetzt, wo die Fädenfälle aufgehört haben, muß das Pern der Zukunft in Angriff genommen werden.«
»Aber die Fädenfälle haben doch gar nicht aufgehört, oder?«
F'lessan warf ihm einen kurzen Blick zu und lächelte. »Aber das werden sie.«
»Waren Sie«, Readis zögerte, »einer der Drachenreiter, die die Triebwerke zum Roten Stern gebracht haben?«
F'lessan nickte. »Golanth und ich.«
Readis blieb vor Ehrerbietung der Mund offenstehen.
»Für einen Drachenreiter war es ein Tag Arbeit«, suchte F'lessan die Leistung auf seine übliche leichte Art herunterzu-spielen.
Oben auf der Weyrburg hob Golanth den Kopf und ließ ein Willkommenssignal erschallen.
»Ah, ihr werdet abgeholt«, sagte F'leassan und stand auf, obwohl Readis am leeren Himmel noch nichts erkennen
konnte. »Denk über das nach, was ich dir gesagt habe, Readis, über die Delphine und was aus Pern werden könnte.«
240
Readis nickte, die Augen wachsam nach vorne gerichtet ...
und wurde mit dem aufregenden Anblick belohnt, der sein Herz immer höher schlagen ließ: dem plötzlichen Auftauchen eines halben Geschwaders von Drachen.
Sie waren wunderschön; aber nicht für jeden zu haben. Bei Delphinen gab es keine solchen Beschränkungen: Jeder konnte einen Delphin kennenlernen. Er konnte Delphineur und Gutsbesitzer sein. Eine neue Gilde gründen? Der Gedanke gefiel Readis, und er ließ sich diese Möglichkeit durch den Kopf gehen. Seine Mutter bekam natürlich schon einen Anfall, wenn er in ihrer Nähe auch nur im Flüsterton etwas über sein Interesse an den Delphinen verlauten ließ. Sie beharrte eige nsinnig darauf, die Delphine hätten sein Leben in Gefahr gebracht, wo es doch genau anders herum war. Sein Vater könnte mehr Verständnis zeigen, insbesondere nun, wo die Delphine sich in so vieler Hinsicht als nützlich erwiesen hatten, die Küste bewachten, die Fischer vor plötzlichen Unwettern warnten und sie zu den großen Fischschwärmen führten.
Gewiß würde die Beherrschung eines zusätzlichen Handwerks den Baronen und Grundbesitzern nur beweisen, daß Readis, Sohn von Jayge und Aramina, um so mehr fähig war, im Süden eine so bedeutende Besitzung wie das am Paradiesfluß-Gut zu bewirtschaften.
»Danke, F'lessan«, sagte er.
»Wofür?« fragte der Bronzereiter und lächelte zu dem Jungen hinunter.
Plötzlich fühlte Readis sich verlegen und überspielte es, indem er mit einer Handbewegung die Weyrburg umfaßte.
»Für das, was du gerade gesagt hast.«
F'lessan legte lächelnd den Finger an die Nase, um dem Jungen klarzumachen, daß er ihr Gespräch für sich behalten sollte. »Denk darüber nach, Junge. Wir Drachenreiter tun es gewiß.«
Bevor Readis fragen konnte, was diese rätselhafte Bemerkung 241
bedeutetet, war F'lessan auf der Suche nach Meister Samvel davongegangen.
Wieder in der Schule versuchte Readis, wann immer er in seiner Freizeit einen der Terminals benutzen konnte, herauszu-finden, wie genau die Alten sich Pern vorgestellt hatten, bevor die Fäden ihre Pläne durchkreuzten. Schließlich fand er unter GESETZE die Verfassung, und das gab ihm eine Menge Stoff zum Nachdenken. Er hätte gerne noch einmal mit F'lessan gesprochen. Durch geschicktes Nachfragen bekam er heraus, daß der Sohn von F'lar und Lessa als fähiger und sehr vertrau-enswürdiger Geschwaderführer galt, daß er aber vor der Entdeckung der Honshu Weyrburg kaum dazu geneigt hatte, sich viele Gedanken zu machen. Um so mehr Gewicht gab Readis dem, was der Bronzereiter an jenem Tag gesagt hatte.
Natürlich waren die Drachen in der Verfassung nicht erwähnt, da sie zum Zeitpunkt ihrer Niederschr ift noch nicht geschaffen waren. Auch sonst tauchten sie in keinem Unterverzeichnis von GESETZE, REGIERUNG, TIERMEDIZIN oder LANDWIRTSCHAFT auf.
Unter BIOGENETIK waren sie zu finden, doch Readis verstand nicht die Hälfte der dort verwendeten Begriffe und gab den Versuch auf, die rätselhaften Worte in den Aufzeichnungen aus den
Weitere Kostenlose Bücher