Pern 12 - Die Delphine von Pern
Labors der Alten zu entschlüsseln.
Auf jeden Fall würden in etwa zwanzig Umläufen die Fädenfälle aufhören und danach nie wieder welche auf Pern nieder-gehen. Was würden die Drachenreiter dann tun?
Es mußte doch irgend etwas Besonderes geben. Readis schauderte. Pern ohne Drachen wäre einfach undenkbar. Der Erfindergeist, dessen Ergebnis die Drachen waren, flößte ihm große Hochachtung ein. Er hatte genug Biologie gelernt, um die Idee der Biogenese zu verstehen, wenn es auch auf Pern niemanden gab, der so etwas hätte durchführen können. Was würden die Drachen tun, wenn die Fädenbedrohung endgültig beseitigt war?
Mehrere Wochen lang arbeitete er sich an dieser Frage ab.
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Drachen taten so vieles, was mit der Fädenbekämpfung nichts zu tun hatte. Sie transportierten Menschen und seit einiger Zeit auch häufig Materialien, deren Beförderung per Wagen oder Schiff Tage in Anspruch nehmen würde. Nun, die Grünen und Blauen taten das, und gelegentlich auch die Braunen und die jungen Bronzenen, bevor sie gegen die Fäden flogen. Für einen erwachsenen Drachen haftete Transportaufgaben jedoch etwas Erniedrigendes an. Er konnte sich nicht vorstellen, daß eine Königin Dinge von einer Burg oder einer Gildeha lle zu einer anderen schleppen würde.
Für Delphine gab es eine Menge nur ihnen vorbehaltener Dinge zu tun, da sie Wassergeschöpfe waren.
Drachen gehörten in die Luft. Es mußte etwas geben, was nur Drachen tun konnten.
Readis Gedankenverlorenheit war nicht unbemerkt geblieben.
Meister Samvel trat zu ihm, als er gerade einen Bildschirm anstarrte, auf dem der erste Drachenflug zu sehen war: Drachen nicht größer als große Renner.
»Ich wollte schon seit einiger Zeit mit dir reden, Readis«, begann Samvel und setzte sich auf den nächsten Stuhl.
»Du paßt zur Zeit im Unterricht nicht so gut auf wie sonst.
Hast du irgendwelche Sorgen?«
Readis holte tief Atem. »Meister Samvel, was wird mit den Drachen geschehen?«
Samvel blinzelte überrascht, lächelte dann und strich Readis mit einer seltenen Geste der Freundlichkeit übers Haar.
»Du bist nicht der einzige, der über diese Frage nachdenkt, Readis.«
»Ja, aber was für eine Aufgabe können sie übernehmen, wenn keine Fäden mehr fallen?«
»Dies ist ein riesiger Planet, Readis, und es gibt viel zu tun, bis das ganze uns verfügbare Land besiedelt ist. Zur Zeit überfliegen die Drachenreiter den Südkontinent und verfertigen eine so detaillierte Karte wie nur möglich. Wir kennen bisher 243
nur einen kleinen Teil des Kontinents, und ein großer Bereich ist zu Fuß unpassierbar oder bis zum Ende der Fädenfälle unbewohnbar. Mach dir um die Drachen keine Sorgen. Ihre Reiter werden sich um sie kümmern, wie sie es immer getan haben. Aber es spricht für dich, daß du dir Gedanken machst.
Wir dürfe n auf Pern niemals vergessen, was die Drachen zweitausend fünfhundert Umdrehungen lang für uns getan haben.«
»Wie könnten wir das je vergessen?« fragte Readis, den schon der Gedanke an eine solche Undankbarkeit entsetzte.
In Samvels Lächeln lag Traurigkeit. »In langen Intervallen ist das mehr als oft genug geschehen. Kümmer du dich nur um deinen Unterrichtsstoff, Junge, und laß die Weyr für sich selber sorgen. Du mußt dir um deine eigene Zukunft Gedanken
machen.«
Das rief Readis wieder F'lessans Ratschlag in Erinnerung: mehr über die Delphine zu lernen. So griff er ein weiteres Mal auf die vorliegenden Informationen zurück, obwohl er den größten Teil davon inzwischen schon auswendig kannte und die Handzeichen für den Unterwassergebrauch recht flüssig beherrschte.
>Unter Wasser< war das entscheidende Wort. Readis hatte zwar gelernt, den Atem so lange anzuhalten, daß er die Delphine bei einigen ihrer flacheren Tauchgänge begleiten konnte, doch die Alten hatten eine spezielle Ausrüstung besessen, die es ihnen gestattete, längere Zeit unter Wasser zu verbringen. Ein Behälter, ähnlich dem eines Flammenwerfers, nur kleiner, war auf dem Rücken eines Schwimmers befestigt worden. Mit einer Gesichtsmaske hatte man Nase und Mund bedeckt, und der Schwimmer hatte mittels eines Schlauchs frische Luft aus dem Behälter geatmet. Die Vorrichtung erschien Readis recht einfach, wenn er auch nicht wußte, wie er sich so etwas verschaffen konnte. Er hatte einen kleinen Schatz von Marken, da sein Vater ihn bei der letzten und vorletzten 244
Ernte für seine Hilfe bezahlt hatte, doch hatte er Zweifel, ob diese ausreichen
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