Pern 12 - Die Delphine von Pern
Lernen aufhören.«
»Manchmal tut mir der Kopf weh«, gestand Readis schüchtern ein.
»Das ginge mir genauso«, stimmte F'lessan zu. »Ich war nie ein guter Schüler. Selbst Meister Robinton hat bei mir aufge-geben.«
Readis warf ihm einen überraschten Blick zu.
»Meister Robinton war Ihr Lehrer?«
F'lessan schnaubte abwehrend. »Ich befand mich in einem Raum mit ihm, das ist richtig, aber ich habe nicht aufgepaßt.«
Er lächelte. »Damals war ich wohl zu sehr in mich selbst als Golanths Reiter verliebt. Jaxom, Menolly und Benelek waren die wirklichen Schüler.«
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»Meister Benelek von der Schmiedegilde? Der, der Akkis Geräte am Laufen hält?«
»Genau der.«
Dann warf er einen Blick auf die ehrfürchtige Miene des Jungen. »Wer weiß, was aus einigen deiner Klassenkameraden noch wird? Was aus dir selbst noch wird.«
»Ich weiß, was aus mir wird«, antwortete Readis. »Ich werde Gutsherr des Paradiesfluß-Gutes.« Mit dem Finger zeigte er auf sein rechtes Bein. »Ich werde soviel lernen, daß selbst das hier kein Hindernis für meine Bestätigung als Gutsherr bedeutet.«
»Dein Vater ist ein starker, gesunder Mann. Vielleicht mußt du lange warten, bis du ihm nachfolgen kannst. Und was willst du bis dahin tun?«
Readis hatte schon darüber nachgedacht. Während seiner ersten Jahre in Landing hatte er gemerkt, daß er schon recht gut wußte, wie man ein Gut führte, da er seinen Vater oft begleitet und gehört hatte, welche Anweisungen er gab.
Das Bewirtschaften des Gutes würde eine leichte Aufgabe sein.
»Ich wäre gerne Delphineur.«
»Was? Ach, ja, du hast mit diesen Tieren gesprochen, nicht wahr?«
»Es gibt keine Delphineure mehr, nicht so wie zur Zeit der Alten, und die Delphine sind sehr nützlich, wissen Sie. Für die Fischergilde und für die Heiler. Aber wir rufen sie einfach nur herbei, wenn wir ihre Hilfe brauchen.
Wir tun nicht viel für sie, außer, daß wir ihnen hin und wieder einen Blutfisch entfernen ...« Readis hielt inne, denn er wollte das, was mit den Delphinen erreicht worden war, nicht herabsetzen, doch mußte er dem Drachenreiter gegenüber ehrlich sein. »Ich meine, es ist nicht vergleichbar mit den großartigen Leistungen, die man einst bei der Erforschung der Ozeane und Küsten erbracht hat.«
»Wenn ich recht verstehe, verändert sich die Küstenlinie 238
ständig. Das muß in den Karten nachgetragen werden, nicht wahr? Studierst du Kartographie?«
»Nicht soviel, wie ich gerne würde. Ich bin gut in Mathematik, aber man braucht auch besondere Instrumente.«
»Wie ich gehört habe, stellt Meister Fandarel diese Instrumente her, da anscheinend jedermann ein Stück vom Südkontinent abbekommen möchte«, erwiderte F'lessan lachend.
»Habt nicht ihr Drachenreiter die erste Wahl?«
»Wo hast du das denn her?« F'lessan warf dem Jungen einen abschätzenden Blick zu.
Readis zuckte die Achseln. »Oh, in Landing bekommt man eine Menge zu hören.«
»Da wett' ich drauf«, schnaubte F'lessan. »Hast du dir in der Mediathek die Filme zu den Delphinen angeschaut?«
»Das habe ich gleich während meines ersten Planetenumlaufs in Landig gemacht«, antwortete Readis lächelnd. Dann führte er einige der Handzeichen der alten Delphineure vor, und F'lessans Augen weiteten sich respektvoll.
»So haben die Delphineure den Delphinen unter Wasser
Anweisungen gegeben. Sie kennen sie immer noch. Die
Delphine, meine ich.«
»Da du am Paradiesfluß direkt beim Meer wohnst, kannst du sie bestimmt gut gebrauchen.«
Readis nuschelte zur Antwort etwas Unverfängliches. Dies war nicht die richtige Zeit, sich über Probleme zu Hause auszulassen - und auch nicht die Person, der er sich anvertrauen sollte.
Ohne das Zögern des Jungen zu bemerken, fuhr F'lessan fort.
»Vielleicht gründest du sogar deine eigene Gilde. Das hat Benelek getan, weißt du, indem er soviel wie nur möglich über Akkis Terminals gelernt hat.«
»Wirklich?«
»Wirklich!« Dann lächelte F'lessan Readis aufmunternd an.
»Du und die anderen Schüler in Landing, ihr habt jetzt die 239
denkbar beste Gelegenheit, dafür zu sorgen, daß Pern so wird, wie die Alten es vor Augen hatten, bevor die Fäden ihren Vorstellungen ein Ende setzten.« Der Drachenreiter wies hinter sich auf die Wandgemälde. »Die Summe all ihres Wissens und ihr Überblick über diesen Planeten stehen zu unserer Verfü-
gung. An uns, und vor allem an euch, der jungen Generation, liegt es, ob wir ihr Projekt dort wieder aufnehmen, wo
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