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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Haupt. Was soll er sagen? Er ahnt, daß mit Polly Sir Douglas’ Tochter gemeint ist, aber reicht das aus für eine Antwort auf etwas, das man nicht verstanden hat? Dankbar registriert er, daß Sir Douglas anscheinend gewillt ist, die unrühmliche Szene zu beenden:
    „Nun reg dich nicht auf, Pamela“, spricht er mit sanfter, zärtlicher Stimme und streichelt ihr behutsam über dieHand, während Henry pikiert zur Seite schaut. „Ich glaube, es ist gut, wenn du dich jetzt ein bißchen hinlegst. Mister Clifton ist ja noch längere Zeit da.“
    War das nicht ein ängstlicher Blick, den Perry eben aus Lady Pamelas Augen auffing, oder hatte er sich getäuscht? „Es wird tatsächlich das beste sein, ich danke dir, Douglas, es geht schon.“ Lady Pamela schiebt den Arm ihres Bruders zur Seite und erhebt sich. Mit einem kurzen Nicken zu Perry Clifton hin verläßt sie den Raum. An den nervös spielenden Fingern von Sir Douglas kann Perry Clifton erkennen, wie peinlich diesem alles zu sein scheint. Perry ist bereit, zu einem anderen Thema überzuwechseln, als Sir Henry spricht:
    „Bitte, Mister Clifton, tragen Sie es ihr nicht nach, wenn sie ein bißchen viel spricht, aber sie hat vor Jahren bei einem Unglücksfall ihren Mann verloren.“
    Perry antwortet nicht. Dafür wirft Sir Douglas jetzt etwas ungeduldig ein: „Darüber ist sie hinweg. Ich weiß nicht, was ihr solchen Kummer macht.“
    „Ein Arzt…?“ Doch Perry kommt nicht weiter, denn Sir Douglas winkt energisch ab.
    „Das ist keine Angelegenheit für einen Arzt. Gegen Sprunghaftigkeit gibt es keine Tabletten. Und meine Schwester ist sprunghaft, seit zirka einem Jahr geht das so. Ich hoffe, daß sich das wieder verliert.“
    „Aha“, erwidert Perry, eigenartig von der Zurechtweisung berührt, „entschuldigen Sie.“
    „Ich hörte“, beginnt Sir Henry, „daß Sie heute nacht von unseren Geistern besucht worden sind.“
    „Ja, stimmt, Sir, man hielt uns eines Besuchs für würdig.“ Perry zuckt dabei mit den Schultern, als wolle er sagen: Solche Dinge bringen uns nicht aus der Ruhe.
    „Es tut mir leid, Mister Clifton“, murmelt Sir Douglas Everbridge mit einem raschen, um Entschuldigung bittenden Blick, der offenläßt, ob diese Entschuldigung den Geistern galt oder seiner Heftigkeit von kurz vorher.
    Clifton winkt ab. „Ich bin nicht so leicht in die Flucht zu schlagen. Mir gefällt es hier. Ob mit oder ohne Geister, ist mir ziemlich einerlei.“
    Sir Henry, der Perry Clifton scharf beobachtet, zeigt ein oberflächliches Lächeln, und mehr feststellend als fragend sagt er: „Mit anderen Worten: Sie denken nicht ans Abreisen?“
    „Keine Spur, Sir!“
    Sir Henry wendet sich seinem Bruder zu. „Na, was sagst du nun, Douglas? Endlich einmal ein Gast, der sich nicht bange machen läßt.“
    „Du hast recht, Henry“, erwidert Douglas, und ein forschender Blick streift seinen Bruder, bevor er sich Perry zuwendet: „Mein Bruder hat wirklich recht. Bisher war es so, daß unsere Besucher und Freunde meist schon am anderen Morgen Catmoor verließen.“
    „Bedauerlich für Sie, Sir, das gebe ich zu. Das einzige, was mir persönlich bei diesem Geisterspiel nicht gefällt, ist, daß diese krächzenden Raben und Gespenster trotz verriegelter Tür Einlaß finden.“
    Douglas starrt Perry Clifton ungläubig an. „Das gibt es doch nicht… davon hat noch nie jemand etwas gesagt!“ Everbridges Stimme ist belegt.
    In leicht ironischem Tonfall meint Clifton: „Ich weiß nicht… aber fast neige ich zu der Annahme, daß die Geister von Catmoor sehr lebendige Geschöpfe sind, für die es eine Art Sport zu sein scheint, andere Leute in Angst und Schrecken zu versetzen.“
    Sir Henry tritt vor Perry hin. Alles in seinem Gesicht ist Erregung.
    „Wer?“ fragt er heiser. „Wer, Mister Clifton, tut so etwas? Wer kann ein Interesse daran haben, daß wir…“ Ohne den Satz zu vollenden, wendet sich Sir Henry abrupt ab. Er hat bereits die Klinke in der Hand, als Perry Clifton den angefangenen Satz vollendet: „Daß wir Catmoor verlassen. Das meinten Sie doch, Sir Henry?“
    Langsam wendet sich Henry Everbridge Perry zu. Er kneift sekundenlang die Augen zusammen, als sei er etwas kurzsichtig und könne den Detektiv nicht richtig erkennen. Seine Backenmuskeln mahlen in einem erregten Rhythmus. Es hat zuerst den Anschein, als wolle er noch etwas sagen, doch dann wendet er sich seinem Bruder zu: „Entschuldige, Douglas, ich möchte nach Pamela sehen.“

    Zur gleichen

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