Perry Rhodan 117: Duell der Erbfeinde (Silberband) - Darlton, C: Perry Rhodan 117: Duell der Erbfeinde (Silberban
empfand Ehrfurcht und zugleich ein beklemmendes Gefühl der Unsicherheit. Ehrfurcht wie immer, wenn sie sich an einem Ort befand, der einem intelligenten Geschöpf als heilig galt. Und Beklemmung, weil sie erkannte, wie schwierig die Verständigung zwischen Mensch und Kristall sein musste.
Es gab Dutzende bewährter Prozeduren in den Datenspeichern jedes Fernraumschiffs, mit denen der Dialog zwischen grundsätzlich verschiedenartigen Intelligenzen eingeleitet werden konnte. Alle hielten sich an harte Fakten, die jedem reflektierenden Geschöpf einleuchten mussten: Eins plus eins ist zwei.
Larsa hatte keine Wahl. Der Ablauf des Geschehens wurde von der Kristallintelligenz diktiert. Rubin Frekk stand seit dem Zwischenfall wieder unter Njasis Einfluss, seine straffe und selbstbewusste Haltung war das deutlichste Zeichen dafür.
»Das erste der drei Bücher des Seins ist das Buch Taknar«, sagte Rubin Frekk. »Es spricht von den Grunderfordernissen der Formung. Die Formung ist der naturgegebene Trieb jeder Substanz. Aber nur wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind, führt die Formung zur Einheit, dem erstrebenswertesten Seinszustand.
Die erste Bedingung ist, dass die Substanz, die in den Prozess der Formung eintritt, die Fähigkeit besitzt, Informationen aus ihrer Umgebung aufzunehmen, sie zu verarbeiten und auf sie zu reagieren ...«
Larsa Hiob erinnerte sich nicht, jemals so erschöpft gewesen zu sein. Mehr als zwei Stunden lang hatte sie Frekks Worte auf sich einwirken lassen, mit denen die Kristallintelligenz ihr den Inhalt der Bücher Taknar und Odom vermittelte. Die Terminologie war gewohnt, da Njasi den Wortschatz, dessen sie sich bediente, Rubins Bewusstsein entnahm. Aber die semantische Entsprechung war nicht immer vorhanden. Larsa hatte bald herausgefunden, dass »Informationen aus der Umgebung aufzunehmen« annähernd dasselbe bedeutete wie »Reize aus der Umgebung zu empfinden« und dass manche Angaben, die ziemlich hochtrabend klangen, in Wirklichkeit viel weniger besagten. Während andere, in einfache Worte gepackt, überaus komplexe Vorgänge beschrieben.
Sie hatte aufmerksam zugehört, ihr Verstand war ausgelaugt. Sie hatte alles in sich aufgenommen, was ihr Gedächtnis zu fassen vermochte. Jedoch war sie viel zu müde, als dass sie hätte entscheiden können, wie viel davon sie wirklich verstanden hatte und wie umfangreich der Rest war, der nur als eine Summe von Wortechos erhalten geblieben war.
Hunderte von Fragen hatten ihr auf der Zunge gelegen. Aber Rubin hatte keine Pause eingelegt, und nun konnte Larsa sich kaum noch an eine der Fragen erinnern. Noch viel weniger hatte sie die Kraft für eine Unterhaltung mit Njasi.
Nur eines wollte sie noch wissen, bevor sie sich irgendwo hinlegte und ihrem müden Verstand einige Ruhestunden gönnte.
»Du hast ausführlich zu uns gesprochen, über das Buch Taknar und das Buch Odom. Was ist mit dem dritten unter den Büchern des Seins, dem Buch Merison?«
Rubin wandte sich ihr zu. »Das Buch Merison spricht von der Vollkommenheit. Seine Worte sind verschlossen und dürfen erst geöffnet werden, wenn der Zustand der Einheit erreicht ist.«
»Wann wird das geschehen?«
»Ich kann ihn aus eigener Kraft nicht erreichen. Ich bedarf eurer Hilfe.«
»Wir sind bereit zu helfen«, erklärte Larsa. »In welcher Weise soll das geschehen?«
»Kehrt dorthin zurück, von wo ihr gekommen seid. Ihr werdet sehen.«
Larsa hatte sich mit der Antwort begnügt, weil sie zum Argumentieren nicht mehr genug Kraft besaß. Gemeinsam verließen sie den Raum der Bücher und kehrten zum Serpentinenpfad zurück. Als sie die Bruchstelle erreichten, ordnete Larsa eine zweistündige Verschnaufpause an. Sie selbst schlief ein, kaum dass ihre Schultern den Boden berührten. Als Valba sie nach Ablauf der vereinbarten Zeit weckte, fühlte sie sich einigermaßen gekräftigt.
Es dauerte geraume Zeit, die Faltung zu überwinden, danach setzte sie ihren Weg in aller Eile fort. Rubin Frekk sah aus, als brauchte er einige Tage Ruhe. Njasi hatte ihn aus ihrem Einfluss entlassen, doch war unverkennbar, dass der häufige Wechsel zwischen eigener und fremder Persönlichkeit dem Jungen nicht nur geistig, sondern auch körperlich zu schaffen machte.
Sie erreichten den Ausgang des Felsenpfads kurz nach Sonnenaufgang. Larsa setzte sich sofort mit der TRANTOR in Verbindung. Sie erfuhr von den Entwicklungen während der Nacht und machte in ihrem Ärger keinen Hehl daraus, dass sie Grador Shako
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