Perry Rhodan - 2503 - Die Falle von Dhogar
durchzudringen und kaute heftig auf seiner Unterlippe, während er der Antwort zuhörte.
»Das verstehe ich jetzt nicht so richtig ... Irgendwas mit Sorge und unseren Robotern. Anscheinend hat Sinnafoch Angst, dass wir ihn einfach erschießen, sobald er aus seiner Deckung kommt.«
Das, fand Bull, war interessant und gab wahrscheinlich einen Einblick, wie der Frequenzfolger tickte. Man neigte ja dazu, anderen genau die Schlechtigkeiten zu unterstellen, zu denen man selber insgeheim bereit war.
Aber es konnte auch eine Falle sein. Ein taktisches Manöver.
Bull überlegte, doch ihm fiel nichts ein, wie Sinnafoch aus seiner momentanen misslichen Lage Kapital schlagen konnte.
Außer, er rechnete jeden Augenblick mit der Ankunft von Verstärkung. Dann war es einfach ein Spiel auf Zeit.
Zeit, die man ihm nicht lassen durfte.
»Okay«, sagte Bull. »Wir ziehen alle Roboter aus der Kampfzone ab und behalten nur die Schirme oben. Damit vergeben wir uns nichts.«
»Ist das nicht zu riskant?«, fragte Oberleutnant Kajosh. »Wenn die Darturka dann einen neuen, konzentrierten Angriff starten, knacken sie vielleicht unsere Schirme, ehe wir die TARAS wieder drin haben.«
»Sind es denn noch so viele, dass sie das schaffen könnten?«
Der Oberleutnant mit den imposanten Schmucknarben zögerte. »Hmm. Sie müssten schon verdammt Dusel haben, zugegeben.«
»Und Dusel hatten sie bis jetzt nicht. Im Gegenteil, ich würde sagen, heute ist definitiv nicht deren Tag.« Bull gab dem Robotführer ein Zeichen. »Wir ziehen ab, aber die Roboter halten sich natürlich bereit, umgehend wieder eingeschleust zu werden, falls irgendwas Faules läuft.«
*
Sinnafoch starb immer ungern.
Erstens war der Vorgang häufig mit Schmerzen verbunden. Nicht jedes Mal – und diesmal hatte er vor, alles zu tun, um sie zu vermeiden –, aber nie mit Sicherheit auszuschließen.
Zweitens wurde es ungern gesehen, wenn man während einer wichtigen Mission starb. Es zog hochnotpeinliche Fragen nach sich, mehr oder minder ausgiebige Zweifel an der eigenen Kompetenz, und alles in allem konnte man jedes Mal froh sein, wenn man die Sache ohne Gesichtsverlust überstanden hatte.
Und drittens war man danach zunächst aus dem Gefecht. Mit allen strategischen und taktischen Nachteilen, die das mit sich brachte.
Doch wenigstens brauchte er nicht zu befürchten, tot zu bleiben. Er war ein Vatrox! Diesem Volk anzugehören war ein existenzieller Glücksfall, den man kaum hoch genug einschätzen konnte. Soweit bekannt, waren die Vatrox das einzige Volk, dessen Vamu nicht flüchtig war, sondern stets an den Ausgangsort zurückkehrte.
Sinnafoch würde sterben, nach Möglichkeit, indem er noch ein paar der Terraner – vor allem ihren derzeitigen Anführer, diesen Reginald Bull – mit in den Tod riss. Doch während deren Vamu nach der Beendigung ihrer körperlichen Funktionen rettungslos verwehen würde, würde das seine zurückkehren zu den Hibernationswelten der Frequenz-Monarchie, wo man seinen Körper klonen und schließlich mit seinem Vamu neu beseelen würde.
Einige Dutzend solcher Wiedergeburten lagen hinter ihm, und an viele davon erinnerte er sich noch gut. Nicht an alle, leider. Die Gefahr beim Sterben war die, zu vergessen. Das war das, was er zu fürchten hatte: Teile seiner Erinnerungen einzubüßen.
Doch während Sinnafoch aus der Deckung des tragbaren Geschützes heraus beobachtete, wie die Kampfroboter der Terraner abrückten, wuchs in ihm die Sicherheit, dass er diesmal nicht vergessen würde. Nicht diese Schmach. Nicht diese Niederlage, die die Terraner ihm und der Frequenz-Monarchie zugefügt hatten. Er würde zurückkehren, so bald wie möglich, und furchtbare Rache nehmen.
*
Weißt Du, Katarissa, was eine der gefährlichsten Situationen überhaupt ist? Wenn man denkt, dass eine Bedrohung so gut wie überstanden ist. Wenn man die Sache abhakt und mit den Gedanken schon beim nächsten Punkt ist, noch ehe sie wirklich ganz und gar vorbei ist. Wenn man denkt, »okay, der Rest ist Formsache«.
So ging es mir. Keine Ahnung, ob es Bull und den anderen auch so ging; wenn man eine gewisse Lebenserfahrung hat – und wer im weiten Umkreis hätte mehr davon als Reginald Bull? – , passiert einem das wahrscheinlich nicht so leicht. Wenn ich jetzt zurückdenke an gestern, ist mir tatsächlich, als sei Bull wachsamer gewesen, als mir bewusst war. Er wirkt manchmal entspannter, als er ist, glaube ich.
Jedenfalls, als dieser Anführer der anderen Seite,
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