Perry Rhodan - 2518 - Patrouille der Haluter
Kinder.
*
»Sie können nur ein Ziel haben«, sagte Lingam eine Stunde später.
Allegrement beurteilte die Lage offensichtlich ebenso. »Das von den Gaids besetzte Sonnensystem der Tefroder.«
»Curomia mit dem Planeten Donure.«
Der Kommandant hatte Lingam in seinem privaten Quartier empfangen, was diesen zwang, auf die Decke zu achten, die sich wenige Zentimeter über seinem Kopf befand. Immerhin konnte er sich dort aufhalten, ohne sich zu ducken, was einem normalgroßen Haluter unmöglich gewesen wäre.
An der Wand hing das gerahmte Bild einer terranischen Frau. Erstaunt bemerkte Lingam, dass es sich um keine Aufnahme handelte, sondern um eine Zeichnung. Die glänzenden Farben hinterließen eine unebene Oberfläche. Die Augen der Terranerin wirkten geradezu lebendig und schienen jeden seiner Schritte zu verfolgen.
Lingam wurde darauf aufmerksam, weil Allegrement das Bild musterte, als er die nächsten Worte sprach. Zumindest schaute er in diese Richtung, seitlich an seinem Besucher vorbei. Wahrscheinlich ging sein Blick in Wirklichkeit ins Leere; eine Angewohnheit, die der Haluter schon oft bei Terranern beobachtet hatte, wenn diese konzentriert nachdachten.
Für ihn war das eine seltsame Vorstellung; er nahm stets wahr, was er ansah, und speicherte es im Planhirn ab. Ein Leben mit nur einem Gehirn vermochte er sich ohnehin nicht vorzustellen.
»Die Aktion auf Donure hat Ragers Zorn herausgefordert, und das nicht zu Unrecht. Obwohl es – da stimme ich mit Ihnen überein – nicht unbedingt in unserer Verantwortung liegt, uns in einen Konflikt zwischen Tefrodern und Gaids einzumischen. Allerdings sind nunmehr zwei unserer Besatzungsmitglieder ... lassen Sie es mich neutral ausdrücken ... in diese Angelegenheit hineingezogen worden. Da es momentan für uns ohnehin keine konkreten Aufgaben gibt, werden wir versuchen, diese Besatzungsmitglieder zu ...« Nun wandte er den Blick, hob den Kopf und sah Lingam direkt in die Augen. »Zu befreien .«
»Eine wohlwollende Interpretation der Lage, für die ich Ihnen danke.«
»Ich weiß, was es bedeutet, ein Familienmitglied zu verlieren.«
»Das Bild der Frau?«
Allegrement erstarrte einen Augenblick. Seine Zähne knirschten aufeinander. »Sie sind ein guter Beobachter.«
»Sie haben mir von Ihrem Stammbaum und Ihrer Familie erzählt. Jemanden wie diese Frau erwähnten Sie allerdings nicht.«
»Ich war mit ihr verheiratet. Sie starb bei einem Unfall, als sie schwanger war. Medoroboter haben den Embryo zunächst noch gerettet und versorgt, aber er war zu klein und hatte außerdem ebenfalls eine Verletzung erlitten. Der Splitter eines Gleiters hat sich in den Leib meiner Frau gebohrt.«
Nach den Worten kehrte Schweigen ein, und diesmal musterten beide das Gemälde. Mit einem Mal kam Lingam der Ausdruck in den Augen schmerzhafter vor, als läge tiefe Wehmut darin. Doch das bildete er sich zweifellos nur ein. Er kannte die Terraner nicht gut genug, um das beurteilen zu können. Außerdem war es nur das Werk eines Künstlers. Oder lag gerade deswegen mehr Wahrheit darin als in einer simplen Holo-Aufnahme?
»Wir werden Donure ansteuern, um Ihre Kinder zurückzuholen«, sagte Allegrement schließlich. »Dann sehen wir weiter. Icho und Fancan haben einen großen Fehler begangen, als sie das Schiff ohne Not und Befehl heimlich verlassen haben.«
»Ich weiß.«
»Wir benötigen genaue Koordinaten.«
»Ich habe die schematische Sternenkarte in Ragers Holo gesehen. Beim Vergleich mit aktuellen Ortungsdaten werde ich das System erkennen. Rager sprach von wenigen hundert Lichtjahren Entfernung .«
»Also ein Katzensprung.«
»Katzensprung?«
Allegrement lächelte. »Es war das Lieblingswort meiner Frau. Es bedeutet, dass wir nicht lange benötigen, um dorthin zu kommen.«
»Wir sollten verdeckt operieren und uns nicht zu erkennen geben.«
»Ich werde einen Kurs programmieren, der uns in sicherer Entfernung materialisieren lässt. Danach fliegen wir im Schutz von Antiortung und aktiviertem Deflektor weiter und nähern uns so dem Sonnensystem. Je nachdem, was uns dort erwartet, werden wir die Lage neu beurteilen müssen.«
»Wie lange werden wir unterwegs sein?«
»Es ist ein ...«
»Ich weiß«, unterbrach Lingam. »Ein Katzensprung.«
Sie verließen das Quartier. Schon auf dem Weg zur Zentrale gab der Kommandant Anweisungen, sich auf baldigen Aufbruch vorzubereiten. Er rief alle Offiziere in der Zentrale zu einem Briefing zusammen.
Während der Kommandant
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