Perry Rhodan - 2526 - Die Gespenster von Gleam
störte es ihn, dass Peta Hanussen an der Oberfläche Gleams zurückgeblieben war.
»Wenn ich es richtig sehe, handelte es sich um Plünderer, die sich Bauteile eines Hawk II geschnappt haben. Post-Hyperimpedanz-Technik also. Vorrangig Elemente des Energiekupplers und der Librations-Stabilisatoren.«
Piraten. Marodeure, die die Lager der Galaktiker ausgeräumt und deshalb einen Kampf in Kauf genommen hatten, der mehrere hundert Menschen das Leben kostete?
War die Antwort auf ihre Fragen wirklich so banal? Warum sollten die Maahks unter die Plünderer gegangen sein? Die Wasserstoffatmer arbeiteten nicht erst seit dem Tod des Gelben Meisters und dem Verschwinden TRAITORS vorbildlich mit anderen Völkern Andromedas zusammen. Ihr stets auf strenge Logik ausgerichtetes Handeln passte so ganz und gar nicht mit dem Bild zusammen, das man von Dieben hatte. Nicht ohne Grund wollte sie Atlan, Anführer ihrer Expedition in die Große Sterneninsel, um Unterstützung im Kampf gegen die Frequenz-Monarchie ersuchen.
»Zwei Leute und ihre TARAS bleiben zur weiteren Spurensicherung zurück«, ordnete Lethem Shettle an. »Der Rest rückt weiter in die Tiefe vor, mit zehn TARAS an der Spitze. Soldatin Berkoff ist für diese Vorhut verantwortlich. Achtet auf Spuren der Verwüstung und der Plünderung. Behaltet die Analysegeräte im Auge.
Nun, da wir wissen, dass wir es mit Maahks zu tun haben, können wir gezielter vorgehen.«
Sie lächelte, und dieses Lächeln vertiefte sich noch, als Lethem ihr zunickte. Er wusste ganz genau, was er tat. Es war eine Rosskur. Er forcierte sie nicht nur, nein! Er zwang sie, weit über die Grenzen hinauszugehen.
Anais übernahm den Befehl über die zehn TARAS und wies sie an auszuschwärmen. Sie sollten nahe gelegene Antigravschächte ausfindig machen und weiter unten gelegene Ebenen nach geplünderten Warenlagern untersuchen.
Sie blickte auf die Uhr. Es waren erst sechs Stunden vergangen, seitdem sie Gleam betreten hatte. Es waren die sechs längsten Stunden ihres Lebens.
7. Der Kommandant
28. Februar 1463 NGZ. Stunde neun
Lethem Shettle zweifelte an seiner eigenen Theorie über den toten Maahk, und noch mehr zweifelte er daran, dass er Anais Berkoff etwas Gutes tat, indem er sie in eine ungeliebte Rolle als Soldatin an vorderster Front zwang.
Sie hielt sich gut und verbarg die Anzeichen einer beginnenden Krise hinter forschem Gehabe. Doch er wusste die Symptome zu deuten. Ihr Gang war schleppend, ihre Stimme zitterte. Er würde sich in ihrer Nähe aufhalten müssen, um sie aufzufangen, wenn sie fiel. Sie war zu jung, um dem Druck auf Dauer standzuhalten.
Wie viele Leute hatte er bereits versagen sehen, und wie wenigen war es gelungen, seinen Ansprüchen gerecht zu werden? – Er konnte sie an einer oder bestenfalls zwei Händen abzählen. Doch auf diese Lichtgestalten kam es ihm an. Sie suchte und förderte er, um sie irgendwann, wenn er meinte, alles über diese Schutzbefohlenen zu wissen, ans Flottenkommando zu übergeben und für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Lethem folgte Anais in die Tiefen eines breiten Antigravschachts, nachdem sie ein Freizeichen gegeben hatte. Mittlerweile befanden sie sich in einer Tiefe von nahezu 200 Metern. Weitere sieben Hauptebenen trennten sie vom Kommandodeck, das für die diebischen Maahks sicherlich die größte Anziehungskraft ausgestrahlt hatte.
Ein weiteres Mal überdachte er seine Theorien, die Eindringlinge betreffend. Etwas stimmte nicht. Woran war der Wasserstoffatmer gestorben? Warum hatte er sich allem Anschein nach abseits von seinen Kollegen durch die Anlagen bewegt? War er geflohen, hatte er sich vor den marodierenden Landsleuten in Sicherheit bringen wollen?
Welche Zusammenhänge bestanden zwischen ihnen und dem Wrack jenes Schiffs, das zwischen Stadt und Raumhafen lag? In keinster Weise hatte es einem Walzen- oder Diskusraumer geähnelt, wie sie die Maahks seit jeher bauten.
Zu viele Teilchen, zu wenige Zusammenhänge.
Er konzentrierte sich auf Anais. Sie arbeitete gewissenhaft. Ihre Anweisungen an die TARAS kamen präzise, sie folgte exakt dem Plan ihrer Lernunterlagen. Wenn die Vorschriften nicht mehr weiterhalfen, improvisierte sie.
Ihre Biowerte blieben nun stets im grünen Bereich. Sie hatte sich an das Stress-Niveau gewöhnt und wusste damit umzugehen. Gefahr drohte ihr nur dann, wenn sie mit einer unerwarteten Situation konfrontiert wurde.
Lethem verarbeitete jene Berichte, die ihm von der Oberfläche Gleams geliefert
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