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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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die Hyperdepression zu Ende.
    Aus der Kosmogonie der Vatrox
     

5.

    Die CORRALSO erreichte Hibernation-6 nach einem Flug von eineinhalb Tagen. Die Überlichttriebwerke des Schlachtlichts hätten die Strecke in einem Bruchteil der Zeit bewältigt, aber Sinnafoch hielt es für angemessen, sich etwas Zeit zu lassen.  
    Cedosmo schickte ihnen kommentarlos ein Beiboot. Es bestand aus Formenergie und funkelte wie ein Stern in einer klaren Nacht. Es war robotisch gesteuert, und seine Unterseite war für die Passagiere Sinnafoch und Philip durchsichtig.  
    Zu Sinnafochs Füßen, scheinbar zum Greifen nahe, drehte sich langsam die Kugel von Hibernation-6.  
    Der Anblick des Planeten schien gewöhnlich weder besonderer Aufmerksamkeit, geschweige denn der Rede wert. Hibernation-6 musste dem unkundigen Betrachter als nahezu unberührt erscheinen er wies eine gewisse Ähnlichkeit mit Oxtorne auf, erkannte Sinnafoch zu seiner Überraschung. Nur eine Handvoll technischer Anlagen waren über seine Kontinente verstreut.  
    Sie bildeten im übertragenen Sinn die Spitze des Eisbergs. Im Untergrund durchzog ein dichtes Netz künstlicher Strukturen den Planeten.  
    Sinnafoch vermochte den Blick von Hibernation-6 nicht abzuwenden.  
    Philip, der neben ihm kauerte, alle acht Beine an den Rumpf gezogen, schien es wie ihm zu ergehen.  
    Oder bildete sich Sinnafoch das nur ein?  
    Die Facettenaugen des Okrill erlaubten keine Rückschlüsse auf sein Inneres. Sie hatten weder Lider, noch kannten sie Tränen noch irgendeine andere Möglichkeit der Äußerung. Sie schimmerten von Zeit zu Zeit in den Farben des Regenbogens, je nach Lichteinfall. Aber das war nur eine Reaktion auf die Lichtverhältnisse und hatte keine Bedeutung.  
    Was sah Philip?
    Die Induktivzelle, die Sinnafoch dem Okrill hatte einpflanzen lassen, hatte von einer außergewöhnlichen Fähigkeit Philips berichtet: Der Okrill sah Wärmemuster.  
    An sich eine Nebensächlichkeit, Infrarotsicht existierte in vielen Spezies. Doch Philip sah nicht nur die Wärmemuster der Gegenwart, seine Augen konnten sie zurückverfolgen in die Vergangenheit. Er konnte vor seinem geistigen Auge vergangene Geschehnisse wie einen Film ablaufen lassen. Wie weit diese Gabe reichte, konnte die Induktivzelle noch nicht abschließend benennen.  
    Die Mitteilung hatte in Sinnafoch tiefe Zufriedenheit ausgelöst. Sein Gespür hatte ihn nicht getrogen. In Philip, der wie ein Tier anmutete, schlummerten ungeahnte Potenziale.  
    »Siehst du diese Welt?«, wandte er sich an den Okrill.  
    Philip zirpte und scharrte gleichzeitig mit der rechten Vorderpfote über das Deck. Die Geste bedeutete »ja«. Der Okrill vollführte sie seit Kurzem. Sie war ein Beleg für die Ungeduld Philips, mit Sinnafoch zu kommunizieren. Und natürlich einer für seine Intelligenz: Steckte in dem Schädel des Okrills kein wacher Geist, er hätte niemals eine solche Geste erfinden können.  
    Sinnafoch fragte sich, was Philip sagen würde, konnte er erst sprechen. Doch der Frequenzfolger würde sich noch etwas gedulden müssen: Der Gedankenaufzeichner arbeitete unaufhörlich, dennoch würde es noch Tage oder sogar noch Wochen dauern, bis er die Gedanken des Okrill in Echtzeit in gesprochene Sprache umsetzen konnte.  
    »Diese Welt ist ein besonderer Ort für mich«, sagte Sinnafoch. »Ihr Anblick rührt mich jedes Mal von Neuem an. Er macht mich froh und traurig zugleich. Verstehst du?«  
    Philip scharrte mit der linken Vorderpfote. Nein, er verstand nicht.
    »Dort unten wurde ich geboren«, sagte Sinnafoch. »Viele Male. Achtundzwanzig Mal auf jeden Fall, vielleicht noch öfter. Mein Gedächtnis ist nicht frei von Lücken.«  
    Philip scharrte wieder mit den Vorderpfoten. Er verstand nicht. Natürlich nicht. Wer konnte verstehen, was es bedeutete, achtundzwanzig Mal zu sterben und wiedergeboren zu werden, außer jenem, der es selbst durchlebt hatte?  
    Sinnafoch zeigte auf seinen Leib. »Dies hier«, sagte er, »ist lediglich eine Hülle. Ein Gefäß für mein Vamu, mein eigentliches Ich. Mein Vamu ist unsterblich. Stirbt das Gefäß, kehrt mein Vamu zurück auf diese Welt und beseelt einen neuen Körper ... verstehst du?«  
    Ein zögerliches Scharren mit der rechten Pfote antwortete ihm. Philip war klug. Er erahnte zumindest, was er ihm zu vermitteln versuchte.  
    »Deshalb bin ich froh. Ich lebe viele Leben. Und deshalb bin ich traurig. Jeder Tod schmerzt. Jeder Tod ist ein Scheitern, eine Niederlage. Von jeder

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