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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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weiß ich noch.  
    Ich niese dankbar. Kruuper versteht mich nicht.  
    »Du nicht sprechen kannst?«
    Ich zirpe verlegen. Noch nicht!, will ich sagen, aber ich kann es nur laut denken, und dann hört es nur mein Freund und niemand sonst.  
    »Vorschlag ich dir mache.« Kruuper spricht anders als Sinnafoch oder mein Freund, aber es macht mir nichts aus. Ich verstehe ihn gut. Glaube ich. »Wenn meinen du >ja<, du kratzt mit Krallen hier.«  
    Er streckt einen Arm aus und legt die Hand auf meine rechte Vorderpfote.  
    Kruuper hat keine Angst. Gar keine. Ich mag ihn.  
    »Wenn meinen du >nein<, du kratzt mit Krallen hier.« Er legt die Hand auf meine linke Vorderpfote. »Ja?«  
    Ja. Ich kratze mit der rechten Pfote.  
    »Gefallen dir hier?«
    Rechte Pfote.
    »Sinnafoch zu dir gut?«
    Rechte Pfote. Ich kratze ganz fest. Es quietscht laut.  
    Sinnafoch ist so gut zu mir. Er spricht mit mir. Ich verstehe nicht viel von dem, was er sagt. Er sagt viele Wörter, die ich nicht kenne. Viele, viele Wörter. Aber mein Freund hilft mir, und mir ist egal, was Sinnafoch sagt, solange er mit mir spricht.  
    Ich bin glücklich.
    Nur ab und zu geht Sinnafoch in seine Kabine, und er sagt mir, ich soll bleiben. Ich bleibe dann. Aber es macht mich traurig. Ich will bei Sinnafoch sein. Immer. Aber das geht nicht. Manchmal muss ich ohne ihn sein. Wie jetzt.  
    Ich sehe in das heiße Gesicht Kruupers. Es hat ein Auge von vorne. An der Seite hat es noch eins. Und noch eins auf der anderen Seite. Eins und eins und eins. Macht drei. Ich lerne zählen. Manchmal verbringe ich Stunden nur damit. Ich zähle, wie viele Okrivar in der Zentrale sind. Wie viele Lichter auf den Konsolen leuchten. Wie viele Kratzer meine Krallen in den Boden gemacht haben. Zählen macht Spaß. Zählt man etwas, fühlt es sich so an, als würde es einem gehören.  
    Ich sehe zurück. Kruupers Gesicht wird dunkler, immer dunkler, als ich in der Zeit zurückgehe. Als ich ganz zurück bin, ist es beinahe erloschen. Ein trauriges Gesicht. Jetzt ist es hell. Aber ich sehe darunter die Schwärze. Sie ist die echte Farbe seines Gesichts. Das Licht ist nicht echt.  
    Es macht mich traurig. Niemand soll traurig sein. Niemand soll in Schwärze sein.  
    »Kommst du her von Milchstraße?«, fragt Kruuper.  
    M-I-L-C-H-S-T-R-A-S-S-E. Ich habe das Wort schon gehört. Aber ich weiß nicht, was es sagt. Ich kratze mit beiden Pfoten.  
    »Kommst du her von weit?«
    Ja!, kratze ich.  
    »Zuhause weit weg. Traurig du, nicht?«  
    Nein!, kratze ich.  
    »Allein, du?«
    Nein.
    »Verstehen.«
    Ich sehe seine Hitze, seine Traurigkeit und verstehe. Kruuper ist allein. Er hat keinen Freund in seinen Gedanken wie ich und Sinnafoch. Deshalb ist er traurig. Er ist ganz, ganz, ganz allein.  
    Mir kommt ein Gedanke. Wenn ich sprechen kann bald! -, bitte ich Sinnafoch, dass er Kruuper einen Gedanken freund schenkt. Er hat mir einen geschenkt. Wieso nicht auch Kruuper?  
    »Du gut«, sagt Kruuper. »Ich spüre.«
    Er legt beide Hände auf meine Pfoten. Ich spüre seine Finger kaum. Sie sind dünn wie Grashalme auf Oxtorne.  
    »Aber aufpass, du«, sagt er. »Freunde, die sagen sind Freunde, nicht immer Freunde sein.«  
    Ich verstehe die Wörter, aber nicht, was er mir sagen will. Plötzlich bekomme ich Angst. Ich will die Pfoten wegziehen. Es geht nicht. Kruuper ist plötzlich schwer.  
    »Freunde Leben sind, aber Leben nicht Freunde. Leben du. Du entscheiden, nicht Freunde. Du aufpass!«  
    Kruuper steht auf und geht.
    Ich sehe ihm nach. Ich zittere. Wieso? Er hat nur mit mir geredet. Ich mag es, wenn man mit mir redet. Dachte ich.  
    Was hat er gesagt?, wende ich mich an meinen Freund.  
    Nichts, sagt er. Nichts von Bedeutung.  
    Wieso sagt er es dann?
    Okrivar sind seltsam, kommt die Antwort. Sie machen manchmal Dinge, die wir nicht verstehen. Mach dir nichts draus, Philip.  
    Ja, denke ich laut.  
    Und leise denke ich, dass ich wieder etwas gelernt habe.  
    Ich weiß nur nicht, was.

    Das PARALOX-ARSENAL gab uns Macht.  
    Wir fanden heraus, dass wir mit der angesammelten Psi-Materie Vernichtung säen konnten, die unaussprechlich war.  
    Sterne starben, wenn es unser Wille war.  
    Sternhaufen, Abertausende von Sternen starben, wenn es unser Wille war.
    Und es war unser Wille. Denn Macht ist nur dann Macht, wenn man bereit ist, von ihr Gebrauch zu machen.  
    Bald wagte es niemand mehr, uns zu trotzen. Wir glaubten uns sicher.  
    Dann ging nach acht Jahrzehntausenden

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