Perry Rhodan - 2548 - Hibernationswelten
Daumen unters Kinn. Mit beiden Zeigefingern massierte er seine Nasenflügel. Die Narbe brannte immer noch wie Feuer.
Er atmete tief durch und lauschte den verhaltenen Geräuschen in der Zentrale der JULES VERNE-2. Trotz des Alarmzustands herrschte Routine.
Es war die Ruhe vor dem Sturm.
Perry Rhodans Gedanken glitten wieder in der Zeit zurück. Erinnerungsfetzen tauchten auf: Heiß brannte die Sonne aus dem Zenit herab. Die Luft war drückend, sie schmeckte nach Sand, nach ausgedörrter Erde und - nach Tod. Der Blick suchte die Gleise der Eisenbahn. Sie schienen in der Ferne zusammenzulaufen, verschwanden im flirrenden Dunst des Horizonts ...
Er massierte sich die Schläfen. In der linken Schulter spürte er ein dumpfes Ziehen. Der implantierte Aktivatorchip schickte belebende Impulse durch den Körper.
Natürlich hatte er in den letzten Tagen zu wenig Schlaf erwischt. Er trieb wie so oft Raubbau mit seinen Reserven. Selbst ein Aktivatorträger brauchte mehr Ruhe, als Rhodan sich gegönnt hatte.
Und wennschon. Er war den Mangel gewohnt.
Die Abteilung Funk und Ortung gab eine Meldung weiter. Rhodan erkannte die raue Stimme. Sie gehörte Salomön DeCarruba, dem drahtigen kleinen Leutnant. Der Funkspezialist erinnerte ihn an die Bilder von Mexikanern, die aus seiner Jugend heraufdämmerten: glattes schwarzes Haar, sonnengebräunte Haut, nur die Patronengurte über der Schulter und ein passender Sombrero fehlten ...
Rhodan verstand kaum, was DeCarruba meldete. Offenbar eine Bestätigung der Wachschiffe, die den Polyport-Hof DARASTO schützten. Freier Anflug für die JULES VERNE-2, was sonst?
Sein Unbehagen blieb, als er sich dem Holo-Globus zuwandte. Gleam war erst als schmale Sichel zu sehen. Im Hintergrund hing der gigantische Feuerring des Situationstransmitters im All wie der Überrest eines planetaren Nebels. Eine Million Kilometer durchmaß er und war von Gleam gut fünfundzwanzig Millionen Kilometer entfernt. Nach wie vor sicherte der Transmitter die Verbindung zum fernen Holoin-Fünfeck.
Der Terraner blinzelte. Die beiden glühenden Augen, hatte er den Eindruck, schwebten nun inmitten des Transmitteraufrisses. Die Feueraugen vom Handelsstern FATICO hatten sich ihm eingeprägt wie ein zu intensiver Lichtreiz auf der Netzhaut.
Gewissermaßen verfolgten sie ihn, seit er über Hyperfunkrelais die Meldung aus dem Bengar-Sternhaufen erhalten hatte. Dort war von einem Feuerauge Psi-Materie freigesetzt worden. Was das für die Einsatzflotte unter dem Apaso-Admiral bedeutete, war Rhodan vollauf bewusst.
Diese Gebilde ähnelten wirklich lodernden Augen. Ihre glühende Aura durchmaß zwar an die tausend Kilometer, der hyperphysikalisch hoch aktive Kern erreichte hingegen gerade die Größe eines Fußballs. Sie waren Objekte aus kaum gebändigter Psi-Materie, kaum ein Kilogramm Masse, aber darin unendliches Zerstörungspotenzial.
Rhodan ertappte sich dabei, dass er die Hände zu Fäusten ballte. Mit den Feueraugen verfügte die Frequenz-Monarchie über eine Offensivwaffe, der sie nichts entgegenzusetzen hatten. Die Zerstörungskraft konnte Sonnensysteme kollabieren lassen, unaufhaltsam, nicht zu bändigen. Auch das war für Rhodan ein gewichtiger Grund, schnell gegen die Bedrohung durch die Frequenz-Monarchie vorzugehen, die Glut auszutreten, bevor sie zum Flächenbrand wurde.
Die beiden Feueraugen beim Handelsstern waren seinetwegen erschienen. Daran zweifelte er nicht. Eine unübersehbare Warnung, nachdem er mit seinem Controller FATICO mehrmals auf null zurückgesetzt und danach wieder hochgefahren hatte. Jedes Mal wurde die Sonnentarnung kurzzeitig ausgeschaltet, und das wiederholte Neustarten nahezu aller Systeme verhinderte nicht nur den Zugriff der Frequenz-Monarchie, es forderte den Gegner vollends heraus.
Eigentlich hatte die Frequenz Monarchie völlig andere Probleme als ein paar Galaktiker, die während der letzten Jahrtausende groß geworden waren und nach den Sternen gegriffen hatten. Ihr PARALOX-ARSENAL war verschwunden, während die Vatrox auf den verborgenen Hibernationswelten im Todesschlaf die Zeit bis zur neuen Hyperdepression überdauert hatten, und ihre Furcht vor der Konfrontation mit VATROX- VAMU war geradezu greifbar.
Was zählten da schon ein paar nicht mehr zugängliche oder verschwundene Polyport-Höfe? Aus Sicht der Frequenz-Monarchie sehr viel, denn irgendwo musste eine Spur des ARSENALS zu finden sein.
Sogar im Solsystem befand sich ein Polyport-Hof. Im Nachhinein gesehen war
Weitere Kostenlose Bücher