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Perry Rhodan - 2553 - Die Stadt in der Mitte der Welt

Perry Rhodan - 2553 - Die Stadt in der Mitte der Welt

Titel: Perry Rhodan - 2553 - Die Stadt in der Mitte der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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aktiviert. Tarnung war längst hinfällig geworden.
    Sinnafoch sah das Grau des Leichentuchs vor sich; es füllte die gesamte Sichtfläche seines

Helms aus. Linien markierten die Grate, an denen die großen Netze einander berührten. Sinnafoch

war an von der Sonne ausgetrockneten Matsch erinnert, der in unzählige Platten aufgeplatzt war.

Und diese Landschaft wurde immer wieder von Lichtblitzen in grelles Licht getaucht, als entluden

sich Gewitter über ihr.
    »Wie du siehst, kämpfen einige unserer Kameraden noch«, erläuterte Deliachlan. »Die Blitze

sind Energieemissionen von Strahlern. Die Xerxen werden die Nacht nutzen, um die Versprengten zu

töten.«
    Sinnafoch verfolgte schweigend das Schauspiel der Blitze. Dutzende von Kameraden gingen in

diesen Augenblicken über Konneski verstreut in den Tod. Und er und Deliachlan waren machtlos.

Ihnen blieb nur, ihrem Ende zuzusehen ...
    Ein greller weißer Blitz erfasste plötzlich die gesamte Fläche des Displays, blendete

Sinnafoch.
    »Was war das?«, fragte Sinnafoch. Er blinzelte rasch, versuchte die bunten Schemen zu

vertreiben, die auf seinen Netzhäuten tanzten. Seine Finger drehten den Stein, erspürten seine

scharfen Kanten.
    »Asche zu Asche«, flüsterte Deliachlan. »Ein Kamerad ist von uns gegangen. Sieh!« Der D'Tar

schaltete die Orteranzeige ab, lenkte den Blick Sinnafochs mit einem ausgestreckten Arm auf das

Leichentuch zu ihren Füßen.
    Der Fels unter Sinnafoch erzitterte. Er hörte einen dumpfen Knall, gefolgt von einem Rumpeln.

Die Stelle des Leichentuchs, auf die Deliachlan zeigte, wölbte sich. Ein Blase bildete sich,

platzte, und ein Pilz aus waberndem Rauch und Staub stieg auf.
    Eine atomare Explosion.
    »Was ist da passiert?«, fragte Sinnafoch. Eine plötzliche Bö strich ihm über das Gesicht. Die

Luft war warm und roch verbrannt.
    »Ein Kamerad ist gestorben und hat so viele Xerxen wie möglich mit in den Tod genommen.«
    »Wieso dann die Explosion? Hat er eine Geschützanlage der Xerxen getroffen?« Sinnafoch

umfasste den Stein fester. Die scharfe Kante schnitt wie Klinge eines Messers in sein

Fleisch.
    »Nein.« Deliachlan griff mit der linken Hand in eine der Oberschenkeltaschen seines

Kampfanzugs. Er zog ein flaches Gehäuse hervor. »Er hat einen taktischen atomaren Sprengsatz

gezündet wie diesen hier.«
    Sinnafoch beäugte das Gehäuse skeptisch. »Ich habe noch nie von diesen Sprengsätzen gehört. Im

Flottenhandbuch ... «
    »... wirst du keine Silbe über sie finden. Offiziell gibt es sie nicht. Die Landungssoldaten

führen nur Handwaffen mit sich, um irreparable Schäden auf den Planeten zu vermeiden, die wir

befreien. Die Sprengsätze sind allein unsere Idee.«
    »Ihr ... ihr sprengt euch in die Luft?«
    »Ja. Am Ende. Wenn es keinen Ausweg mehr gibt. Wir kämpfen bis zum letzten Augenblick, aber

wenn der Zeitpunkt unseres Todes gekommen ist, zögern wir nicht. Asche zu Asche.«
    »Das heißt, du wirst diese Bombe zünden, wenn die Xerxen uns angreifen?« Unwillkürlich rückte

Sinnafoch von Deliachlan ab, als würden einige Zentimeter zusätzlicher Abstand ihn vor der

atomaren Explosion retten können.
    »Natürlich. Aber erst, wenn der Augenblick gekommen ist. Noch ist es nicht so weit. Am Tag

werden die Xerxen uns ungeschoren lassen. Wir sollten ihn genießen. Er ist unser letzter.«
    »Genießen ...?« Schwindel erfasste Sinnafoch, ein Gefühl der Unwirklichkeit. Hatte er gehört,

was er gehört hatte? »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Was denkst du? Dass ich Scherze mache?«
    »Nein! Aber ... aber wir können nicht einfach aufgeben!«
    »Wir geben nicht auf.« Deliachlan steckte den Sprengsatz wieder in die Tasche. Er tat es

beiläufig, als schiebe er seine Wasserflasche zurück in die Halterung. »Wir schöpfen unser Dasein

nur bis zum Letzten aus. Was bleibt uns sonst? Uns aus Angst vor dem Tod das Leben nehmen? Oder

sollen wir in die Welt der Xerxen hinabsteigen? Willst du dort sterben? Denn das würden wir.

Selbst wenn es uns gelingen sollte, Hunderte oder Tausende von ihnen zu töten, bleiben

Abermillionen, die nicht aufgeben werden, bis wir tot sind.«
    Sinnafoch sah hinab auf das Leichentuch. Nein, er wollte nicht in der Dämmerwelt sterben, die

unter dem Tuch lag. Aber ...
    »Wir müssen hier weg!«, stieß er hervor. Blut quoll aus dem Schnitt über seine Finger.

Sinnafoch nahm den Schmerz kaum wahr.
    »Natürlich«, stimmte Deliachlan ihm zu.

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