Perry Rhodan - 2557 - Der Mentalpilot
besaßen sie das Wissen, die Mittel und den Mut, um auf herkömmliche elektrische Pumpen oder Handbetrieb umzustellen.
Dennoch ließ ihn der Gedanke nicht los, dass die Besatzung in diesen Stunden ums Überleben kämpfte. Er hoffte, dass es so war - obwohl es ebenso sein konnte, dass die Frauen und Männer längst bewusstlos im Schiff lagen. Betäubt, handlungsunfähig, im schlimmsten Fall dem Tod näher als dem Leben.
Mondra. Urismaki. Pral. Gemeinsam würden sie einen Weg finden, in einen Polyport-Hof irgendwo in Anthuresta oder auf eine der Scheibenwelten zu wechseln.
Die Worte des Esnur ließen Rhodan nicht los. Immer wieder rief er sie sich in Erinnerung. Clun'stal vermutete die Ursache für die unkontrollierte Reaktion der Psi-Materie im Auftauchen eines Gegners in TALIN ANTHURESTA. Ihm schwante, dass es sich dabei um die Frequenz-Monarchie handeln musste.
Mein Bewusstsein und die Instrumente des Schiffes reichen nicht aus, um den Psi-Sturm zu durchqueren und zu einem der Nebelgebilde vorzudringen, überlegte er. Wozu habe ich diesen Kompass namens Controller bei mir?
Er tastete nach der Brusttasche des SERUNS und vergewisserte sich, dass das Gerät tatsächlich vorhanden war. Einen Versuch war es wert.
Während er die handtellergroße, elfenbeinfarbene Scheibe hervorholte, nahm er gezielt Einfluss auf sein eigenes Bewusstsein. Er verlangsamte den Übergang, tastete sich schrittweise voran. Meter um Meter ergriff er von MIKRU-JON Besitz. Immer wieder hielt er inne. Dann wartete er, bis er sich seiner Sache ganz sicher fühlte. Auf diese Weise lernte er das Schiff noch besser kennen als beim ersten Mal.
Rhodan hob den B-Controller vor das Gesicht. Dunkelgrau erschien er ihm jetzt. Er aktivierte ihn - und der Controller explodierte förmlich.
Für einen kurzen Augenblick überlagerten sich in Rhodans Kopf alle möglichen Wahrnehmungen. Er sah Tausende Transferkamine, nein, Zehntausende. Sie türmten sich in alle Richtungen zu Gebirgen auf, neigten sich ihm zu. Sie füllten sein gesamtes Universum aus. Hastig schaltete er das Gerät aus.
Die Bilder blieben. Er versuchte sie zu verscheuchen, aber sie widersetzten sich ihm. Rhodan - das Schiff - analysierte sie. Nach und nach erkannte er die doppelt vorhandenen Holoprojektionen. Sie durchdrangen sich gegenseitig, es machte eine Orientierung schwierig. Undeutlich identifizierte er Transferkamine der Scheibenwelten. Dort, wo sich die Holos gegenseitig durchbohrten, knickten die Röhren ab. Es dauerte eine Weile, bis sie sich einander angeglichen hatten. Dann verblasste ein Teil der Holos. Ungefähr die Hälfte blieb erhalten.
Rhodan umklammerte die Scheibe. Die übrigen Holos stammten nicht von seinem Controller. Und sie verschwanden nicht von selbst. Er musste mit einem Gedankenbefehl die Holos einklappen und den Befehl zum Abschalten geben.
Dieses Schiff besitzt einen eigenen Controller! Er hielt mit seinen Sinnen danach Ausschau, fand ihn aber nicht.
»Mikru?«
»Ich höre.«
»Es existiert ein Controller in MIKRU-JON. Warum habe ich das nicht erfahren?«
»Tut mir leid. Diese Information stand mir nicht zur Verfügung.«
Rhodan gab einen Suchbefehl an die Speicher. Das Schiff konnte - oder wollte? - ihm aber keine weitere Auskunft geben, und der Terraner fragte sich, weshalb. Die Erbauer von MIKRU-JON hatten den Controller aus triftigen Gründen verborgen, das stand fest.
Vermutlich handelte es sich um ein Gerät der A-Klasse, denn die Halbspur-Changeure hatten laut eigenen Aussagen nur einen einzigen B-Controller besessen und keinen der C- Klasse.
Der Terraner löste sich aus der Mentalverbindung mit dem Schiff. »Der Controller des Obelisken hat auf meinen B-Controller reagiert. Es fand so etwas wie ein Synchronisationsversuch statt.«
»Probier es noch mal«, schlug Mikru vor.
Er wiederholte den Vorgang. Die Holos des Schiff-Controllers blieben, bis er sie willentlich abschaltete. Zuvor gab das Gerät eine Meldung aus. Sie besagte, dass die Synchronisierung weiterlief.
Rhodan rief das Eingabeholo seines Gerätes auf und tippte eine diesbezügliche Frage ein. »Auf welche Funktionen erstreckt sich die Synchronisierung?«
5.
Die Tage verrannen langsamer, als das Wasser der Kaskaden in die Tiefe stürzte. Und das geschah in extremer Zeitlupe.
Mondra genoss den kleinen Ausflug mit der Robotsänfte, die ein paar Servoroboter vor Wochen extra für sie zusammengebaut hatten. Sie fragte sich, was dahintersteckte. Wiedergutmachung oder
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