Perry Rhodan - 2559 - Splitter des Boesen
des Kosmos
vor Augen, indem er ihn Fragen stellen ließ.« Die Worte klangen, als würde sie der Jaranoc aus
seinem Gedächtnis aufsagen. »VATROX-VAMU gab dem ersten Jaranoc einen Schnabel und einen Schwanz,
gefährliche Waffen, mit denen er sich gegen diejenigen wehren konnte, die ihn zuvor verspottet
hatten. VATROX- VAMU gab dem ersten Jaranoc einen Auftrag. Um ihn erfüllen zu können, stellte er
ihm viele Jaranoc an die Seite. So wurde VATROX-VAMU zum Herrn der Jaranoc.«
»Ist das die Legende deines Volkes?«, fragte Saedelaere.
»Das ist die Legende der Jaranoc.«
Saedelaere nickte. »Als du mir gesagt hast, dass dein Leben nun mir gehören würde - bedeutete
dies auch, dass du dich von deinem Herrn VATROX-VAMU abgewendet hast?«
Korte Hanner blickte beschämt zu Boden. Sein Schnabel zitterte. »Kein Jaranoc könnte dies
tun.«
Plötzlich verspürte Saedelaere starkes Mitleid mit dem Jaranoc. Ganz offensichtlich fühlte er
sich beiden Herren verpflichtet. Deswegen hatte er den Terraner unterstützt, so gut es ihm
möglich war, ohne ihm allzu viel über VATROX-VAMU zu verraten.
»Du hast nichts von mir zu befürchten, Alaska!« Der Jaranoc blickte auf, sah ihn beinahe
flehend an. »Ich bin der letzte Jaranoc in der Immateriellen Stadt. Alle meine Gefährten wurden
durch die aufgebrachten Bewohner getötet. Ich habe nur Vergangenheit, aber keine Zukunft.«
»Was hättest du gemacht, wenn du mich nicht getroffen hättest?«
»Dann wäre ich jetzt tot.«
»Ich stelle die Frage anders: Was hast du in der Zeit getan, als du auf dich allein gestellt
warst?«
»Ich habe die Stadt durchstreift. Meistens die Außenbezirke. Ich hoffte, dass VATROX-VAMU nach
mir suchen und mich über eine andere Immaterielle Stadt retten würde.«
»Du gehst davon aus, dass VATROX- VAMU eine weitere Immaterielle Stadt erobern und mit ihr
sein Vorhaben fortsetzen wird?«
Der Jaranoc hob unsicher seine Hände. »Es war der Wille unseres Herrn. Weshalb sollte er ihn
ändern?«
»Könnte es sein, dass ihm dies in der Zwischenzeit gelungen ist?«
»Ich hoffe es. VATROX-VAMU ist mächtig - es muss ihm gelingen.«
»Aber würde das nicht bedeuten, dass er Connajent und dich inzwischen aufgegeben hat?«
Korte Hanner ließ den Kopf sinken. »Ich weiß nicht.«
»Dann erzähl mir, was VATROX-VAMUS Splitter beabsichtigt.«
Korte Hanner blickte auf. »Ich weiß es nicht. Der ... Teil meines Herrn, der hier ist, spricht
nicht mit mir.«
Alaska Saedelaere hörte genau auf den Klang von Korte Hanners Worten. Lag Schmerz in ihnen?
Unverständnis? Angst? Oder vielleicht sogar eine Spur von Wut?
»Ich habe keine Zukunft«, sagte der Jaranoc erneut. »Ich bin ein Verlassener in einer
gestrandeten Stadt.«
Alaska Saedelaere schwieg lange.
Er hatte schon sehr früh geahnt, dass der Jaranoc Geheimnisse vor ihm hatte. Nun erst hatte
sich das wahre Ausmaß des Konflikts offenbart, in dem sein Begleiter steckte.
Die Loyalität zu diesem Geisteswesen, das sich VATROX-VAMU nannte, schien eine geradezu
religiöse Tiefe zu besitzen. In ihrer Legende machten die Jaranoc es gar zum Schöpfer ihrer
selbst und ihrer Kultur.
»Weshalb schweigst du?«, fragte Korte Hanner.
»Ich denke darüber nach, ob ich dir vertrauen kann«, antwortete der Maskenträger.
»Misstraust du mir oder dem Ehrenkodex der Jaranoc?«
Saedelaere dachte nach. »Das ist eine gute Frage, Korte. Wenn du mich so fragst, richtet sich
mein Misstrauen eher gegen den Ehrenkodex.«
Der Jaranoc erhob sich in einer mühseligen, umständlichen Bewegung. Durch die Wölbung des
Bodens standen die beiden so dicht beieinander, dass Saedelaere unwillkürlich einen Schritt
zurückwich, als Korte Hanners Hörner ihm bedrohlich nahe kamen.
Korte Hanner legte beide Hände auf seine Brust. »Der Ehrenkodex ist der sichere Weg eines
jeden Jaranoc«, erklärte er mit Nachdruck. »Er gibt uns Halt und verhindert, dass wir abstürzen.
Ein Jaranoc, der seinem Ehrenkodex zuwider handelt, ist nicht länger Jaranoc.«
»Und was geschieht, wenn dir der Splitter befiehlt, dich gegen mich zu wenden?«
Korte Hanner sah den Terraner verblüfft an. »Das wird er nicht.«
»Weshalb?«
»Weil der Teil meines Herrn, der hier ist, nicht mit mir spricht.«
Saedelaere seufzte. »Das ist eine schlechte Erklärung, Korte. Nur, weil er es bisher nicht
getan hat, heißt das nicht, dass er es nicht plötzlich tun wird.«
Der Jaranoc blickte ihn
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