Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden
nächstes aufwarten. Aber das würde es sowieso. Egal, was er tat oder
unterließ. Das Schicksal spielte ein Spiel mit ihm, wie Demeiro es mit ihm, Sinnafoch und Philip
tat. Nur, dass das Schicksal unendlich viel grausamer und phantasievoller war als selbst ein
Vatrox.
Einfach nur abdrücken.
Er würde nicht leiden, wahrscheinlich nicht einmal erfahren, was er getan hatte. Der
Energiestrahl würde sein Gehirn verdampfen, bevor die Nerven ihm den Schmerz melden konnten.
Das Flimmern der Mündung würde das Letzte sein, was Kruuper wahrnahm.
Es war gut so.
Kruuper krümmte den Finger, als ihm ein Gedanke kam. Er war nicht allein. Demeiro würde das
Geschehen aus dem Orbit verfolgen. Der Frequenzmittler würde seinen Tod beobachten, Kameras
würden ihn aufzeichnen. Der Gedanke widerte ihn an.
Kruuper senkte die Waffe.
Nein, sein Tod sollte kein Spektakel sein. Er wollte sterben, wie er es zu leben vorgezogen
hatte: allein, in Würde.
Der Okrivar stand auf.
*
Kruuper machte sich auf den Weg in die Ruinenstadt.
Die Sonne Bargerons, ein kleiner, aber kräftiger Stern, stand hoch am Himmel. Das Licht war so
grell, dass die Landschaft ausgebleicht schien. Das rostige Rot mutierte zum Rosa, Konturen und
Kontraste verschwammen in der beinahe übergangslos vor Hitze flimmernden Luft. Vor Kurzem hatte
noch Raureif das Land überzogen, Überbleibsel einer Nacht, deren Kälte an Intensität dem Tag
nicht nachstand.
In der Stadt stand kein Stein mehr auf dem anderen. Der Okrivar hielt an und besah sich einen
der Haufen, die einmal Gebäude gewesen waren. Was für Wesen mochten einst an diesem Ort gewohnt
haben? Hatte diese Stadt den Invasoren gehört, die sich in der Ära der verminderten Hyperimpedanz
eine Welt angeeignet hatten, die die Frequenz Monarchie beanspruchte? Oder hatte es sich um
Verbündete der Vatrox gehandelt, ähnlich wie sein eigenes Volk? Hatte die Frequenz-Monarchie
versucht, sie von einer Okkupation zu befreien? Wenn ja, war das Vorhaben misslungen. Die
Bewohner Bargerons hatten die Befreiung nicht überlebt, hatte Demeiro gesagt, und Kruuper sah
keinen Anlass, diesen Worten des Frequenzmittlers zu misstrauen.
Kruuper hob einen Stein auf. Er war selbst für die niedrige Schwerkraft Bargerons überraschend
leicht, dazu regelmäßig geformt. Aus industrieller Fertigung und aus Lehm oder Ton gebrannt. Das
geringe Gewicht musste verborgenen Hohlräumen zu verdanken sein. Der Baustein verriet einen
technischen Stand über jenem des Landes D'Tar, aber weit hinter dem der Frequenz Monarchie. Wer
immer die Bewohner Bargerons gewesen sein mochten, bei der Befreiung des Planeten waren sie dazu
verurteilt gewesen, ohnmächtige Zuschauer zu sein ... und schließlich Opfer.
Der Okrivar ging weiter. Seine drei Augen nahmen jede Einzelheit seiner Umgebung auf. Selbst
bei der Suche nach einem Platz, an dem er unbeobachtet seinem Leben ein Ende setzen konnte, blieb
seine Neugierde ungebrochen.
Die Steinhaufen ragten nicht in der Mitte der Grundrisse auf, sondern am südöstlichen Rand,
erstreckten sich sogar über diesen. Eine Druckwelle, ähnlich jener, die das detonierende Raumboot
vor kurzer Zeit ausgelöst hatte, musste die Gebäude der Stadt umgeworfen haben. Nur, dass die
Explosion ungleich heftiger gewesen sein musste. Für Kruuper hatte diese Erkenntnis einen
praktischen Wert: Die Straßen, die in Richtung der Druckwelle verliefen, waren praktisch frei von
Trümmern, erlaubten ihm ein müheloses Vorankommen.
Als Kruuper so tief in die Ruinenstadt eingedrungen war, dass sich nach allen Seiten die
Trümmerhügel bis an den Horizont erstreckten, fand er, wonach er suchte: eine Öffnung.
Einem flüchtigen Beobachter wäre sie verborgen geblieben. Ein Sturm hatte Gestrüpp über sie
geweht, Dornen hatten sich zwischen den Steinen verhakt und es festgehalten. Die Bausteine
wiederum waren so gefallen, dass ein unscheinbarer, unregelmäßiger Spalt entstanden war, gerade
groß genug für die Faust eines Okrivars.
Doch Kruuper hatte drei gute Augen und einen wachen Geist, die Öffnung entging ihm nicht. Mit
langsamen, prüfenden Schritten kletterte er auf den Steinhaufen. Der Gedanke, er könnte
verschüttet werden und müsste hilflos eingeklemmt darauf warten, dass sein Wasserstoffvorrat zu
Ende ging, mahnte ihn zur Vorsicht.
Er riss das widerspenstige Gestrüpp weg. Er spürte die Dornen durch das Material der
Handschuhe, aber
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