Perry Rhodan - 2569 - Das goldene Zeitalter
Worten noch in Gedanken adäquat umzusetzen. Sie bleiben Zahlen- und
Datenreihen, die ich ob ihrer Kühnheit und Eleganz bewundere. Sie streifen an den Grenzen des
Wahrscheinlichen entlang - und geraten oft genug darüber hinaus.
Ich tauche immer tiefer in die Informationen ein, erliege wie so oft der Faszination ihrer
Darstellungen. Ich sauge sie auf, ohne diesmal einen Datenkubus heranzuziehen. Also gerate ich
nicht in Gefahr, mich zu verlieren.
Mein Ich - jenes, das an der Oberfläche des Lebens treibt - nimmt wahr, dass sich mein Körper
in Agonie schüttelt. Die Wirkung der kreislaufunterstützenden Mittel haben nachgelassen, und mein
Herz muss mithilfe einer Sonde künstlich stimuliert werden. Wie so oft während der letzten Wochen
und Monate.
Die diensttuende Ärztin schreckt aus ihrem Dämmerschlaf hoch, eilt auf mich zu und tut die
notwendigen Handgriffe, während ich weiterhin in Informationen schwelge. Sie arbeitet zügig und
professionell.
Ich fühle, wie sich mein Körper beruhigt - und wie mich Schläfrigkeit überkommt. Man schickt
mich in einen »Heilschlaf«.
Ich möchte protestieren. Mich lautstark artikulieren und diese miese Schlampe schimpfen. Sie
hat kein Recht, mich gegen meinen Willen zu betäuben; doch es ist zu spät. Ich verliere den
Kontakt zu Bildern und Daten, ihre Bedeutungen gehen mir verloren.
Ich gleite in den Schlaf und träume von einem Universum, in dem ich frei von allen
Beschränkungen durch Informationscluster treibe.
*
Als ich wieder zu mir komme, blicke ich der Chefärztin, Ana Leshkov, ins hässliche Gesicht.
Haare wuchern wie Gestrüpp aus ihrer Nase, die Glubschaugen drohen aus dem Gesicht zu fallen.
Ihre Vorfahren stammten von der hinterwäldlerischen terranischen Kolonialwelt Shangri-La. Warum
ihre Großeltern und mehr als zweitausend andere Shangri- Lalas vor über 150 Jahren just zu der
Zeit, als die Auswanderung nach Stardust stattfand, auf der Erde weilten, ist mir unklar. Es
interessiert mich auch nicht. Für Marten ist lediglich Marten wichtig.
»Du störst!«, möchte ich sagen, bringe aber bloß ein Krächzen hervor.
»Ganz ruhig.« Sie streichelt über meine Stirn. »Du bist nach wie vor sehr schwach.«
Ich räuspere mich und huste, Leshkov saugt mit einem intelligenten Schwämmchen Schleim aus
meinem Rachen.
»Was willst du?«
»Ich brauche dein Einverständnis für eine Transplantation beider Nieren.«
Ich fühle Erschrecken, dann Müdigkeit, dann Gleichgültigkeit. »Was ist geschehen?«
»Du hast dich überanstrengt. Dein Körper reagiert innerlich auf deine riskanten ... Ausflüge.
Es gibt keine rationale Erklärung dafür. Die vielfältigen Verbindungen zwischen Psyche und Physis
sind noch lange nicht in allen Details aufgeklärt. Tatsache ist, dass die dauernden
Erschöpfungszustände Schäden an deinen Organen verursacht haben. Während wir Herz und Lungen
relativ problemlos stabilisieren konnten, sind die Nieren nicht mehr zu retten.«
»Abgelehnt.«
»Es wäre notwendig!«, drängt die Ärztin. »Wir können dich selbstverständlich mit ständiger
Dialyse am Funktionieren halten oder ein provisorisches, externes Kunstorgan anhängen; aber ich
rate davon ab. Diese Dinger zeigen, obwohl technisch ausgereift, bei einem Patienten wie dir wohl
nur vorübergehende Wirkung.«
Bei einem Patienten wie mir... Sie vermeidet es, mir ins Gesicht zu sagen, dass ich
mich gegen alles und jeden wehre. Dass ich ein Query bin.
Das fliegende Analysegerät klackert vor sich hin. Ich fühle Kälte in meiner Armbeuge - und
gleich darauf ein zunehmendes Interesse an meiner Umgebung. Was eben noch grau und reizlos
erschien, wird nun bunt und mehrdimensional. Ana lässt Adrenalin durch meine Adern pumpen, mehr,
als mir gesund erscheint. Die Welt ringsumher explodiert in Farben und Bildern. Ich verstehe: Die
alte Hexe setzt ihre Möglichkeiten als Ärztin wenig subtil ein, um meine Entscheidung zu
beeinflussen.
»So könnte es immer aussehen, wenn du körperlich und geistig gesund wärst«, sagt sie
ruhig. »Wenn du nur endlich deinen inneren Widerstand gegen eine Heilung aufgeben würdest.«
Ich hebe die Linke. Mühsam und langsam. Die Finger zittern. Ana Leshkov sieht mir fasziniert
zu. Anscheinend hat sie nicht erwartet, dass ich die Kraft für diese Bewegung aufbringe.
Erst als es zu spät ist, durchschaut sie mein Vorhaben. Ich reiße mir mehrere Dutzend
Schläuche aus Arm und
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