Perry Rhodan - 2569 - Das goldene Zeitalter
Solche Stärken können mitunter den Untergang ganzer Sternengruppen bewirken und
gewaltige Gebiete in Mitleidenschaft ziehen.
Ich bemühe mich um Ruhe. Die Sturmwogen kämpfen miteinander, wie ich es vorausberechnet habe.
Irgendwann werden sie sich aufbäumen und gegenseitig auffressen. Bis dahin müssen wir in Bewegung
bleiben, das Maximum aus den Sublichttriebwerken der Schiffe herausholen und die Paratronschirme
möglichst gezielt gegen die anbrandenden Wellenfronten einsetzen.
Stuart Lexa, sein Kommandant und sein Pilot müssen die Nerven behalten. Sie dürfen keine
Transitionen wagen. Auch keinen Versuch, in den Linearraum vorzudringen. Einfach dahintreiben,
die rasch flutenden Wogen des Sturms über sich ergehen lassen. Entlang jenes Kurses, dessen
Berechnung sich bislang als hundertprozentig richtig erwiesen hat.
Hyperfunk ist angesichts der Verhältnisse unmöglich, die Ortung äußerst eingeschränkt. Wir
wissen, wo sich unser Zielobjekt, der Planetoid P-17-25-1463, befindet. Der Kristallraumer in
seiner unmittelbaren Nähe lässt sich durch indirekte Berechnungen anmessen. Er ist, wie erhofft,
an Ort und Stelle geblieben und stemmt sich den brutalen Elementen des Hypersturms entgegen.
Scheinbar glaubt die Besatzung, den Bedingungen trotzen zu können.
Ein Paratronschirm-Element muss an Backbord ausgetauscht werden. Schützende Zweit- und
Drittkreisläufe greifen und verschaffen uns in diesen kritischen Minuten höchstmögliche
Sicherheit. Die Lage ist dennoch prekär; ein weiterer Ausfall, und wir wären dem Sturm hilflos
ausgeliefert.
Die Techniker und ihre Roboteinheiten arbeiten zügig und mit höchster Konzentration. Ich
empfinde fast so etwas wie Bewunderung für sie und muss Stuart Lexa Abbitte leisten: Er hat seine
Leute selbst während der wenigen Leerzeiten, da die KATARAKT nicht gegen die Unbilden der Reise
ankämpfen musste, gequält und gedrillt. Immer wieder, weit über das übliche Maß im Flottenbetrieb
hinaus. Er hat sie auf diese Stunden der Entscheidung vorbereitet.
Ana Leshkov blickt mich an. Sie will mir gewiss sagen, dass ich meine körperlichen Reserven
wieder einmal über alle Maße ausreize. Ich muss wirklich ausgebrannt sein. Andernfalls würde mich
das Eintauchen in diese wenige Bilder nicht derart anstrengen.
»Ist schon gut«, komme ich ihr zuvor. »Ich schalte die Bilder weg.«
Leshkov wirkt überrascht. Sie hat Widerstand erwartet.
Doch was hätte ich davon? Wir werden noch weitere viereinhalb Stunden dahintreiben, ohne eine
Chance, unser Schicksal zu beeinflussen. Der selbst gewählte Kurs erscheint stabil; eine Änderung
käme mit einem Todesurteil gleich.
Mit dem Ende der Frist werde ich gebraucht. Dann muss ich fit sein und neue Kurse für die
Flotte berechnen.
»Vier Stunden Schlaf«, fordere ich sie auf. Und füge hinzu: »Bitte!«
Ana lächelt mich an und tut, worum ich sie gebeten habe.
Sie ist leicht zu manipulieren, wie die meisten Mediziner und Therapeuten. Ein freundliches
Wort reicht oft, um Hoffnung in ihnen zu wecken. Sie träumen von »Fortschritten«, von
»Entwicklungen«, von »Genesung«. Weil diese Gedanken ihnen helfen, mit ihrer Arbeit
zurechtzukommen. In einer Welt, in der man ständig mit Tod und Elend konfrontiert wird, zählt ein
jedes Erfolgserlebnis.
Du meine Güte. Wie kann man einerseits intelligent und andererseits derart leicht zu
manipulieren sein?
*
Ich schleppe mich in die Zentrale. Ein Robot stützt mich. Meine Anwesenheit ist nun dringend
erforderlich, ebenso ein Höchstmaß an Konzentration. Unbemerkt von Ana habe ich mehrere Tabletten
eingeworfen, die mir helfen werden, die nächsten Stunden zu überstehen. Was danach kommt, spielt
keine Rolle.
Stuart Lexa begrüßt mich; auch die anderen Anwesenden werfen mir anerkennende Blicke zu. Es
verschafft mir keinerlei Befriedigung. Diese Leute stehen weit unter mir. Es schert mich nicht,
ob mir einige Insekten Respekt entgegenbringen oder nicht.
»Ich überwache dich und nehme dich aus dem Datennetz, sobald ich bemerke, dass du dich
überanstrengst«, flüstert Ana. »Die Schiffspositronik kann deine Arbeit ebenso gut tun.«
Ich lasse sie in dem Glauben. Sie hat ja keine Ahnung, welch enorme Schwächen das
Schiffsgehirn zeigt. Selbstverständlich nicht in allen Bereichen, doch zumindest in der Ortung.
Es ist nicht in der Lage, eingefangene Bilder und Informationen wie ich zu verarbeiten. Es
imitiert das
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