Perry Rhodan - Die Chronik - Band 3
vorstellbar. Raumschiff Orion mit seiner ganz eigenen Ästhetik imponierte mir z.B. viel mehr als der ganze Star Wars-Kram.
Also, langer Rede kurzer Sinn: Es musste mal was Spaßiges, was anderes her, und zudem lebte ich in dem Gottvertrauen darauf, dass man mir auch »so was« im wahrsten Sinne des Wortes abkaufen würde, vielleicht sogar Verständnis dafür hätte, mich unterstützen würde … Ansonsten konnte ich ja noch genug alte Omas und Kommunionskinder in Öl produzieren.
Interessant, dass du doch deutlich in Distanz zu PERRY RHODAN gehst – gerade, wenn man deine urtypisch »rhodanesken« Arbeiten Shift und Korvette (Neukonstruktion) aus den PR-Sonderheften betrachtet.
Ich hatte meinen Adlatus Ralf, einem Freund aus der Abi-Zeit, der mir als verschworener RHODAN-Freak von Anfang an immer gerne die notwendigen Daten lieferte. So entwarf ich also an einem Nachmittag den »Redhorse- Jäger« (und ich meine ehrlich, ich hatte da den Gaussi- Jäger zumindest bewusst schon wieder vergessen oder verdrängt). Hatte ich bisher immer sorgfältig tagelang mit Bleistift vorgezeichnet und dann Stück um Stück mit Rotring nachgearbeitet, so warf ich jetzt nur die Perspektive und ungefähre Abmessungen Freihand mit Bleistift aufs A2-Papier, um dann sofort mit Rotring und Edding loszulegen. Wobei diese Kombination im Original nie besonders gut aussah, denn der Rotring trocknete tiefschwarz, der Edding eher matt und gräulich.
Schade, dass bei dieser »integrativen« Zeichentechnik im Gegensatz zur »klassischen« Methode mit dem Abtuschen auf Transparentpapier die oft sehr ausdrucksstarke Bleistiftvorzeichnung vernichtet wird.
Nun, wie dem auch sei: das Ding wurde sehr schnell fertig, sah im Original ulkig und gar nicht mal schlecht aus. Und Ralf konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, noch mehr Blödsinn einzubauen. Er prophezeite mir weise vorausschauend, ein schlimmes (Risszeichner)-Ende. Aber ich war nicht mehr zu halten: Das Ding musste auf den Postweg, mal gucken wie der Verlag reagiert … Ich könnte ja auch gerne wieder, falls gewünscht, was »Normales« zeichnen, dachte ich ganz naiv damals.
Als ob deine anderen RZs jemals »normal« gewesen wären …
Tja, das »Ding« wurde dann tatsächlich also gedruckt, ohne vorher mal nachzufragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte, oder ohne das »Ding« einfach kommentarlos zurückzuschicken mit der freundlichen Bitte, mich erst mal gründlich auszuschlafen und dann noch mal anzurufen … Ich hätte es verstanden. Den Mut des nun Verantwortlichen in der Redaktion – ich habe heute keine Ahnung mehr, wer das war – bewundere ich ehrlich, die »etablierten« RHODAN- Leser mit dieser »ernstgemeinten Spaßnummer« von einem Raumvogel zu düpieren. Immerhin war ich bis dahin nur im PERRY RHODAN-Magazin gedruckt worden.
Also meines Wissens war Willi Voltz doch zu dieser Zeit der dafür Verantwortliche. Ich kann mich an ein Risszeichnertreffen im Oktober 1982 bei Willi in Heusenstamm erinnern – für mich damals ein Ritterschlag, dabei sein zu dürfen –, bei dem du auch gewesen bist und noch faszinierendere Arbeiten präsentiert hast.
Aber neben diesem Gag und all dem Spaß, den Ralf und ich damit hatten, bleibt für mich bis heute der durchaus ernst zu nehmende Hintergrund und Anlass für diese Zeichnung, das eigentliche Unvermögen, sich wirklich vorzustellen, wie solche Fahrzeuge in ein- oder zweitausend Jahren aussehen und funktionieren mögen. Wer sich einen Raumjäger als perfektionierten Düsenjäger vorstellt und einen Raumkreuzer als Weltkriegsschlachtschiff mit Laserkanonen und großen Heckflossen, begeht m. E. den gleichen Fehler wie die phantastischen Autoren des 18. bzw. 19. Jahrhunderts, die auch nur ihre Kenntnisse von Technik lediglich in die Zukunft umsetzten. Wobei Jules Verne der Sache noch am nächsten kam, aber letztlich ja auch der Ästhetik seiner Zeit verhaftet blieb.
In diese Kerbe haut auch das Leitmotiv dieses Blogs: »Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.« (Arthur C. Clarke )
Aber andere – und vielleicht bessere – Risszeichner als ich erkannten das ja auch, setzen diesen Gedanken aber vielleicht etwas »sozialverträglicher« (sprich »serienverträglicher«) um.
Jedenfalls war meine kurze Karriere als »Shooting-Star« der RZ-Szene (vom »technisch und zeichnerisch höchst begabten Leser«, siehe PERRY RHODAN-SONDERHEFT Nr. 1, hin zum Sündenfall der Szene mit anschließendem
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