Perry Rhodan - Die Chronik - Band 3
Aachen – Kunst und Deutsch – und wollte eventuell Lehrer werden. Mittelprächtig begabt, hatte ich neben dem Studium schon etliches verkaufen können und verdiente für einen Burschen von Anfang zwanzig gar nicht mal schlecht damit: Ölporträts nach Vorlage, Buchillustrationen für kleine regionale Verlage, Raumabwicklungen für Architekten, und – ja, klar – natürlich diese Risszeichnungen. Wie ich dazu kam, ein andermal. Es soll hier und heute ja vornehmlich um diesen vermaledeiten »Redhorse-Jäger« gehen, der wohl einigen Staub aufgewirbelt hat und mehr oder weniger das Ende meiner kurzen »Karriere« als Risszeichner einläutete.
Der »Redhorse-Jäger« war ja eine typische freie Arbeit, die mit dem »Perryversum« nur über die Namensgebung verbunden war, aber sie war nicht im luftleeren Raum entstanden.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ich das Ding bei Jim Burns abgekupfert haben soll – oder zumindest davon motiviert gewesen wäre. Da ist sogar ein bisschen was dran, obwohl ich beim Zeichnen dieses Jägers – soweit ich das in der Erinnerung noch zusammenbekomme – schwer unter dem Eindruck von einer anderen illustren Größe der damaligen Zeit stand: Möbius.
Das nehme ich dir sofort ab. Die beiden verdutzten Piloten vorm Jäger könnten direkt aus der hermetischen Garage gesprungen sein!
Über die ersten Hefte von Metal Hurlant – »Schwermetall« – stolperte ich beim Stöbern im Katalog des Volksverlages, das muss 1979 gewesen sein. Die Möbius-Storys haben mich umgehauen – so locker, so dermaßen gekonnt, erkennbar mit einem Filzer hingeworfen … In einer Rezension las ich dann, dass Möbius angeblich einfach draufloszeichne, ohne konkreten Plan, ohne Vorzeichnung, eben einfach mit dem Filzer. Das wollte ich unbedingt auch versuchen, mit eigenen Comics, aber eben auch mit Risszeichnungen. Ich malte und zeichnete zu der Zeit sowieso sehr viel, probierte nun auch in dieser Richtung herum, entwarf großformatige Arbeiten – halb Comic, halb Risszeichnung –, kombinierte die Rotring-Feder mit dem Edding 3000. Die Ergebnisse waren eher zwiespältig und liegen zum Teil heute noch in meiner Sammlung vergraben.
Das ist eine gute Nachricht!
Ich nicht weiß, warum es eine gute Nachricht sei soll, dass ich noch alte RZs irgendwo vergraben habe. Ist es gut, dass die noch da sind? Oder ist es gut, dass sie so tief vergraben sind?
Spaß beiseite – ungefähr zur gleichen Zeit war ich dann mal wieder zu Besuch bei Willi Voltz zu Hause, um eine eher übliche Risszeichnung – ich weiß nicht mehr welche – abzuliefern, sauber eingerollt in eine Papprolle und fast 300 Kilometer im klapprigen Käfer meiner Freundin transportiert. Willi Voltz fand die RZ prima und nahm sie sofort, und dann schenkte er mir etwas: die beiden Bände »Mechanismo« und »Planeten Story« – beide Bücher habe ich heute noch.
Ich will nicht abstreiten, dass Jim Burns auf mich Eindruck machte (wie gesagt, ein bisschen was mag dran sein, dass der Gaussi-Jäger meinen »Redhorse« beeinflusste), aber – großes Aber! – siehe oben: Zu dem Zeitpunkt waren meine Ideen von halbschrottigen Raumschiffen, die von skurrilen Typen mehr improvisiert als geflogen wurden, von Raumfahrzeugen, denen man einen harten Arbeitsalltag ansah und die mit lockerer Hand eher hingeworfen als durchkonstruiert schienen, schon sehr weit gediehen.
OK, aber eine Risszeichnung ist zuerst einmal keine Comic-Illustration. Gewisse »Freiheiten« hattest du dir in deinen Arbeiten bis dahin immer herausgenommen, aber eben auch durch deine handwerklichen Qualitäten z. B. beim Setzen von Schraffuren so geschickt kaschiert, dass der Eindruck der technischen »Blaupause« immer erhalten geblieben ist. Beim »Redhorse-Jäger« hatte ich den Eindruck, dass du uns sagen wolltest: »Das mache ich jetzt extra schief und absurd!« Damit keiner mehr auf die Idee kommt, das Ding könnte es wirklich mal geben.
Ich war des von mir zumindest so empfundenen Bierernsts der Szene um die RHODAN-Serie eigentlich satt. Als begeisterter, kritischer Leser von Lem, den Strugatzkis u. a. hatte ich den Hype (so würde man heute wohl sagen) um diese Weltraumserie sowieso nie ganz begriffen. Auch wollte ich eigentlich weg von der ganzen Matrosen-Ästhetik mit »Decks«, »Geschützpforten«, »Kommandoständen«, »Außenschotts« etc. Ich war immer der Meinung, Raumschiffe – und die Typen, die sie fliegen – sehen in zweitausend Jahren ganz anders aus als für uns
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