Perry Rhodan HC 123 - Terra im Schussfeld
aufhalten!« Srimavos Stimme klang wie das Klirren von Eis. Ein Schauder lief über meinen Rücken, bis ich in ihre Augen sah. Sie lächelte.
»Natürlich werden wir diesen Berg toter Wurzeln überwinden«, sagte ich. »Parnatzel soll sich nicht so anstellen.«
Srimavo kletterte vor mir an dem Geflecht in die Höhe. Langsam kehrten die Geräusche des Urwalds wieder in meinen Kopf zurück. Die Erschöpfung musste mir einen Streich gespielt haben. Zudem fiel es mir jetzt leicht, zwischen den Wurzeln hindurchzuklettern. Parnatzel schob sich an mir vorbei nach oben. Als er einen festen Halt fand, nahm er mit einem seiner Pseudoarme das Gepäck von meinem Rücken und zog es hoch.
Ich kam Srimavo nahe und sah keinen Schweißtropfen in ihrem Gesicht. Es war unheimlich, wie sie diese Strapazen meisterte.
Endlich sahen wir den Fluss, das Ufer war nur noch etwa 50 Meter vor uns. Der Weg dorthin erschien mir allerdings völlig überwuchert.
»Ich habe gedacht, dass die Kraft ausreicht«, sagte Srimavo neben mir.
»Welche Kraft?«, fragte ich.
»Um den Fluss zu erreichen«, erklärte Sri.
»Woher willst du gewusst haben, dass die Reste des Wurzelwesens noch am Leben waren und überhaupt bis zu dieser Stelle den Urwald durchdringen konnten?« Kaum ausgesprochen, empfand ich meine eigene Frage als Frevel. Wie konnte ich an Srimavos Worten zweifeln?
Sie lächelte mich wieder an. »Wer behauptet denn, dass ich das gewusst habe?«, fragte sie leichthin.
Ich schwieg und beobachtete Parnatzel, der sich bereits an den Abstieg machte. Meine Gedanken rasten, während ich dem Matten-Willy folgte. Der Wurzelsymbiont war vor Wochen gestorben. Nach allem, was ich mittlerweile über Lokvorth erfahren hatte, war er das einzige übergroße Wesen dieser Welt gewesen.
Kirt Dorell-Ehkesh hatte dieses Geschöpf völlig vernichtet. Aber wie konnten Wochen später noch Reste leben und sogar eine mehrere Dutzend Kilometer lange Schneise durch den Urwald pflügen? Das alles war mir zu unwirklich.
Sri kam als Letzte unten an.
»Es geht nicht weiter«, stellte ich fest.
»Vorsicht!«, warnte das Mädchen.
Vor uns teilte sich das Dickicht. Ein großer Kopf wurde sichtbar, der mich an den Schädel einer Schlange erinnerte, nur war dieses Tier weit massiger. Eine gespaltene Zunge zuckte auf Parnatzel zu, der dem Tier am nächsten stand. Der Matten-Willy prallte zurück.
Ich trug nur meinen kleinen Lähmstrahler. Es war fraglich, ob ich mit dieser Waffe etwas ausrichten konnte, dennoch zielte ich auf den Kopf der Riesenschlange. Mit wütendem Zischen zog sie sich einige Meter zurück.
»Hinterher!«, bestimmte Srimavo.
Ich folgte der Schlange, und jetzt sah ich ihren Leib. Er war gut und gern an die zwanzig Meter lang und besaß eine Vielzahl von Stummelbeinen. Das Tier bewegte sich sowohl auf diesen Füßen als auch durch die Ringelbewegungen seines Schlangenkörpers und riss kleine Büsche und Bäume einfach um.
Wie von blindem Eifer besessen hastete ich diesem Wesen hinterher. Kurz bevor ich das Ufer des Virenstroms erreichte, verschwand es mit einem gewaltigen Satz im Fluss.
Schwer atmend und keuchend stand ich im Ufersand. Parnatzel ließ sich wortlos neben mir auf den Boden sinken.
»Wir brauchen ein Floß«, stellte Srimavo sachlich fest. »Das Wasser wird uns bis dicht an unser Ziel bringen.«
Eine Reihe von dünnen Bäumen, die nahe am Ufer standen, bot sich für den Bau eines Behelfsfloßes an. Aus dem Ausrüstungssack holte ich ein kleines Beil. Parnatzel nahm sich ein Messer und ging daran, Lianen zuzuschneiden.
Srimavo starrte schweigend über das gelbe Wasser hinweg. Ich hatte dabei den Eindruck, dass ihre Sinne in eine weite Ferne schweiften.
Plötzlich stand sie auf. »Macht weiter!«, sagte sie. »Ich bin gleich zurück.«
Sie nahm meine Wasserflasche und ging stromaufwärts. Rasch verschwand sie hinter der nächsten Flussbiegung.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte mich Parnatzel leise.
»Ich weiß es nicht, mein Freund«, antwortete ich. »Manchmal glaube ich, dass sie uns nach ihrem Willen dirigiert. Warum bin ich wie ein Verrückter hinter der Schlange hergerannt? Ich hätte doch niemals etwas gegen das Riesentier ausrichten können.«
»Mir geht es auch manchmal so, dass ich glaube, nicht mehr Herr meiner Sinne zu sein«, gestand der Matten-Willy.
Wir konzentrierten uns auf den Bau des Floßes. Das Holz der Bäume war weich. Ich konnte es mit dem Beil einfach bearbeiten. Parnatzel zeigte sich sehr
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