Perry Rhodan HC 123 - Terra im Schussfeld

Ras Tschubai schlief, über den Helmfunk konnte Gucky hören, dass der Afroterraner leicht schnarchte.
    Der Mausbiber war bereits seit einer Stunde wieder wach. Auf dem Rücken liegend, schaute er zur Lichtbrücke hoch. Bislang hatte sich nichts verändert. Wo oder wann sie sich befanden, war nicht herauszufinden. In Betracht kam eine andere Dimension ebenso wie ein Paralleluniversum oder einfach Zukunft oder Vergangenheit.
    Die Impulse von beiden Bomben erinnerten ihn an das regelmäßige Ticken einer alten Uhr. Gucky stand auf und betrachtete das zugeschüttete Loch. Zum ersten Mal kamen ihm Bedenken. Hätten die Bomben tiefer eingegraben werden müssen? Welche Masseaufnahme war für einen Probelauf der Zeitweiche eigentlich notwendig?
    Tschubai wachte auf. »Noch nichts?«, fragte er, seine Stimme klang belegt.
    »Es kann jederzeit losgehen«, antwortete Gucky.
    »Optimist.«
    »Wetten?«
    Ehe Ras Tschubai sich zu dem Angebot äußern konnte, hatte der Mausbiber die angebotene Wette bereits gewonnen. Die Lichtbrücke leuchtete plötzlich intensiver, nach wenigen Sekunden in einem so grellen Schein, dass die Helme den Blendschutz aktivierten.
    Gucky wollte teleportieren, doch da fühlte er sich bereits von einer unsichtbaren Riesenfaust ergriffen und davongewirbelt. Er wurde in die Höhe gerissen, hinein ins absolute Nichts im Irgendwo oder Irgendwann und entmaterialisierte. Ras Tschubai erging es keinen Deut anders. Beide hätten sie später nicht mehr zu sagen vermocht, wie viel Zeit verging. Die Chronometerfunktion ihrer Armbänder versagte.
    Als Gucky rematerialisierte, galt seine erste Sorge Tschubai. Der Freund stürzte über ihn hinweg in einen Berg von Staub und Geröll, der eben erst unter ihm verstofflichte. Schwerfällig richtete sich der Teleporter auf. Im nächsten Moment wich er aber schon deutlich geschmeidiger aus dem Nichts fallenden Bimssteinbrocken aus.
    Dass Tschubai die Lippen bewegte, sah Gucky. Aber der Helmfunk übertrug nichts, und espern konnte er ebenso wenig. Ihm war sofort klar, dass beides nicht funktionierte, solange die Weiche in Betrieb war.
    Also konnte es auch keinen Kontakt mit Fellmer Lloyd geben. Gucky versuchte es, und seine Befürchtung erwies sich als richtig. Nur wenige Lichtminuten oder Lichtstunden von der Rettung entfernt war nicht einmal an Teleportation zu denken.
    Wenigstens konnten sie sich durch Zeichen verständigen.
    »Verletzt?«, fragte Tschubai.
    »Das nicht«, gab Gucky zurück. »Aber ich habe keinen Kontakt zu Fellmer.«
    Eine Felsplatte verstofflichte wenige Meter von ihnen entfernt und brach auseinander. Gucky glaubte, den Stein zu erkennen, unter dem sie die Bomben vergraben hatten. Prompt versuchte er, die künstlichen Mentalimpulse aufzuspüren, aber das war vergebliche Mühe. Er würde erst dann Erfolg haben, wenn die Zweitweiche den Betrieb wieder einstellte, falls die Bomben bis dahin überhaupt schon eingetroffen waren.
    Zum ersten Mal sah er die Leuchtspirale, von der Waringer gesprochen hatte. Sie schien dem Erlöschen nah und erzeugte keine messbaren Turbulenzen, doch sie verhinderte den Einsatz mentaler Kräfte.
    Der Zeitmüll schien sich gleichmäßig in der Weiche zu verteilen. Wäre alles auf einem Berg zusammengekommen, hätte es schlimm ausgesehen. Ein ausgeklügeltes System bewirkte, dass der Boden in der Weiche bis hin zur Ausstoßmündung überall gleich hoch mit Schutt bedeckt wurde. Allmählich häufte sich das Material einen Meter hoch an. Damit wurde es wahrscheinlich, dass sich die beiden Bomben bereits in der Weiche befanden.
    »Wir müssen hier weg!«, gestikulierte Gucky besorgt.
    Tschubai nickte. »In den Abstrahlbereich«, bedeutete er dem Mausbiber.
    Es würde Stunden dauern, bis sie dorthin gelangten, das konnten sich beide ausrechnen. Da half auch die geringe Gravitation nicht viel, die immerhin weite Sprünge erlaubte. Aber etwas anderes bereitete Gucky größere Probleme: Wenn seine Vermutung stimmte und sich die Bomben bereits in der Zeitweiche befanden, würde er sie nicht zünden können. Solange sich ihnen keine klare Fluchtmöglichkeit bot, sah es nicht gerade rosig aus.
    Andererseits konnte die Weiche jederzeit beginnen, den Müll abzustoßen. Wenn die Bomben dabei waren, würden sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden, und alles war umsonst gewesen.
    Die Weiche nahm zwar weiterhin Materie auf, jedoch schon in deutlich geringeren Mengen.
    Kurze Zeit später war die Spirale erloschen. Auch der Beginn der Lichtbrücke