Perry Rhodan HC 123 - Terra im Schussfeld
gewartet, das ihren blitzartigen Einsatz auslösen sollte.
Der fünfte Versuch an diesem vierten Februar des Jahres 425 NGZ. Es war soeben zehn Uhr geworden, die Außenmikrofone übertrugen das Sirenengeheul der Sicherungsfahrzeuge, die jeden Plasmatransport zur ZPV begleiteten.
»Wir müssen Geduld haben«, sagte Rhodan. »Er ist darauf angewiesen, sich Zellplasma zu beschaffen. Die Laboruntersuchungen haben ergeben, dass die Enzyme, mit denen die Vorverdauung des Plasmas eingeleitet wurde, nur bei Zellplasma von der Hundertsonnenwelt wirkt. Er kann also nicht ausweichen.«
Die Gleiterkolonne bog aus der Tajiri Kase Street in die Joaquin Cascal Street ein, die vor dem Gebäudekomplex der Zentralen Plasmaverteilerstelle endete. Drei Spezialgleiter transportierten das Zellplasma, sechs Kampfgleiter der Hanse eskortierten.
»Die Willys sind aufgeregt, zeigen aber mit keiner Reaktion, dass sie die Ausstrahlung des Fremden spüren«, berichtete Gucky.
»Es ist noch zu früh für ihn«, erwiderte Fellmer Lloyd.
Ein schmerzliches Lächeln huschte über Rhodans Gesicht, als er sich an die Zeit erinnerte, als die Antis unter dem Deckmantel ihres Báalol-Kults versucht hatten, das zerbröckelnde Große Imperium der Arkoniden zu übernehmen und alle anderen Völker der Milchstraße zu unterwerfen. Zwar existierte der Báalol-Kult noch immer, aber er hatte einen völlig anderen Gehalt bekommen und betrieb in erster Linie philosophische Studien.
»Achtung!«, rief Gucky. »Er kommt mit einem Schiff!«
Rhodan blickte hinaus zu der Gleiterkolonne. Ein lang gestrecktes Oval, vorn zu einer abgestumpften Spitze zulaufend und über dem geraden Heck mit zwei Stabilisierungsflossen versehen, stürzte vom Himmel herab.
Das registrierte Rhodan, während er bereits das Signal sendete, das die Gruppe Bull veranlasste, ihre zwölf »fliegenden Paratronfeldprojektoren« zu Boden zu bringen.
»Er ist es!«, sagte Gucky. »Die Willys haben seine Ausstrahlung identifiziert. Aber wie soll ich ihn einfangen? Ich habe nicht geahnt, dass er mit einem Raumboot kommen würde.«
»Versuche, es telekinetisch festzuhalten!«, rief Rhodan dem Mausbiber zu und den Antis: »Unterstützt Gucky!«
Das Boot des Fremden stieß auf den letzten Spezialtransporter herab, verankerte sich und startete sofort durch. Gleichzeitig fielen die Paratronfeldgleiter mit heulenden Warnsirenen wie Steine in die Tiefe. Der Platz mit den Kuppeln der Verteilerzentrale war bereits wie leer gefegt und über ihm spannte sich schon im nächsten Moment ein halbkugelförmiger Paratronschirm.
»Ich habe ihn!«, schrie Gucky hochgradig erregt. »Packt mit zu, Antis! Nur den Fremden festhalten, nicht sein Schiff!«
Die telekinetischen Kräfte des Ilts und der Antis reichten nicht aus, um das Raumboot an der Flucht zu hindern. Wenn es ihnen aber gelang, den Fremden festzuhalten, dann zwangen sie ihn auf diese Weise, entweder sein Boot zu stoppen oder auszusteigen. Wenn es ihnen gelang ...
Wie schnell und logisch der Unheimliche reagierte, zeigte sich schon nach wenigen Sekunden. Stoppte er sein Raumboot, dann geriet es mit dem gekaperten Plasmatransporter in die Gewalt der Terraner – und er vielleicht auch. Stieg er dagegen aus, konnte er versuchen, das Boot mithilfe eines wahrscheinlich feststehenden Fluchtprogramms mit dem dringend benötigten Plasma in Sicherheit zu bringen und sich selbst freizukämpfen.
»Festhalten!«, rief Gucky. »Er steigt aus!«
Das Raumboot beschleunigte horizontal, dann richtete es sich auf und jagte dem Zenit des Paratronschirms zu. Schlagartig war es in grelles blauweißes Leuchten gehüllt – der Paratronschirm brach mit grellen Entladungen zusammen. Von den Gleitern der Gruppe Bull zuckten Stichflammen auf.
Rhodan sah sich nach Gucky um. Aber der Mausbiber war verschwunden.
»Die Antis haben den Fremden fest im Griff!«, erklärte Lloyd. »Gucky schaltet ihn vollends aus.«
Rhodan blickte wieder angespannt auf den Platz. Die optische Vergrößerung seines Elektronenfeldstechers zeigte ihm den Mausbiber, der mit dem Paralysator auf eine Stelle feuerte, an der absolut nichts zu sein schien.
Einen Moment später schälte sich scheinbar aus dem Nichts eine Gestalt heraus – ein etwa drei Meter großes Wesen, das sogar für Rhodan exotisch aussah. Er erkannte ein verwirrendes Gemisch von Körperteilen und Farben, die, jeweils für sich betrachtet, an einen Leoparden, eine Languste, ein Chamäleon und an eine Gottesanbeterin erinnerten.
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