Perry Rhodan - Jupiter
kannst du das zulassen, DANAE? Du bist verantwortlich für all die Insassen!« Sie wandte sich zur Seite, wies auf die Bewaffneten. »Ihr werdet ebenfalls sterben, ist euch das nicht klar? Quantrill wird euch hängenlassen!«
Der Jaguar vor ihr lachte schallend. DANAE kicherte und blies sich eine Strähne des pechschwarzen Haares aus dem Gesicht, genau wie Mondra es als Kind immer getan hatte. »Du kannst sie nicht auf deine Seite ziehen. Sie sind wie ich.«
»Wie du? Was willst du damit sagen?«
DANAE zwinkerte, und einer der Bewaffneten begann zu schweben, ehe er sich funkensprühend auflöste.
»Holografien!«, entfuhr es Mondra.
»Deren Schüsse aber genauso tödlich sind wie echte Waffen. Es sind pseudomaterielle Strahlenquellen. Gib dich also keinen Illusionen hin. Du kannst nicht entkommen.«
»Wer spricht von Entkommen? Wir stehen mitten in einem klassischen Patt. Wir können uns gegenseitig töten, was weder für dich noch für mich akzeptabel sein dürfte. Noch einmal, Schiffsgehirn: Wenn die Faktorei vom Gravo-Fraß denaturiert wird, wirst du zerstört. Geht deine Hingabe an Oread Quantrill so weit?«
»Ich werde im Unterschied zu dir überleben.«
»Wie kannst du dir das einbilden? MERLIN wird vergehen und ...« Mondra stockte. »Die TYCHE! Du wirst deinen Speicherinhalt in die TYCHE transferieren.«
Das Gesicht lächelte. »Meine Bedingung dafür, dass ich Quantrill zu Willen bin und den Tau-acht-Transport in seinem Sinne lenke. Er braucht mich, und er bietet zugleich die einzige Chance für mich, zu überleben.«
Mondra wusste genug. Obwohl sie scheinbar zahlreichen Gegnern gegenüberstand, konzentrierte es sich in Wahrheit nur auf einen einzigen Feind: DANAE. Die Techno-Jaguare mussten als Robotermodelle von der Großpositronik gesteuert werden; die holografischen Abbilder der Bewaffneten waren ohnehin vom Schiffsgehirn abhängig.
Sie hatte also tatsächlich eine Chance. Nach der Zündung musste sie nur lange genug überleben, bis sich das Problem DANAE von selbst erledigte. Je schneller sie die Entscheidung herbeizwang, umso besser.
Was jedoch nach der Zündung geschah, vermochte niemand vorherzusehen. Die möglichen Folgen waren zu zahlreich.
Entschlossen klickte sie dreimal rasch nacheinander auf die Oberseite des Würfels.
Zwanzig Sekunden.
Gerade genug Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Aber wenn sie die Box jetzt schon schleuderte, würden DANAE mit der Geschwindigkeit eines Positronenhirns genug Möglichkeiten bleiben, das tödliche Geschenk wieder zu entfernen.
»Wie viel Prozent der Station sind bereits vom Gravo-Fraß befallen?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
Sechzehn Sekunden.
»Ich kümmere mich nicht darum.«
»Du kannst nicht«, behauptete Mondra, »weil auch von dir selbst zu viel zerstört wurde.«
Neun Sekunden.
Mondra stand etwa zehn Meter vom Torbogen entfernt. Es konnte ein sauberer Wurf werden.
Das Mädchen zog einen Schmollmund, und in diesem Moment verstand Mondra, was sie bereits seit dem ersten Anblick des Gesichtes derart verwirrte. DANAE trug Züge ihrer selbst, als sie noch ein Kind gewesen war. Ihr Gegner spielte mit allen Mitteln, wollte sie psychologisch austricksen, vielleicht Hemmungen wecken.
»Du hast keine Ahnung«, sagte DANAE.
»Ich kann ...«
»Nichts kannst du!« Die Stimme wurde schärfer, und Mondra löste sich nur mit Mühe vom Anblick des Mädchens, von der absonderlichen Mixtur zwischen DANAE und ihr selbst, der kleinen Agalija Teekate, die sie einst gewesen war, ehe ihr neues Leben begonnen hatte, das nichts mehr mit der Beschaulichkeit einer Existenz auf einem Hinterwäldler-Planeten zu tun hatte.
Ein Adrenalinstoß jagte schmerzhaft durch Mondras Körper, als ihr klar wurde, dass sie sich hatte ablenken lassen; dass sie die Sekunden nicht mitgezählt hatte, dass es vielleicht schon zu spät war ...
Sie schleuderte den Metallwürfel und sprang zur Seite, krümmte sich im Flug und verwandelte den Sturz in eine Rolle.
Es klackte, als der Terkonitbehälter gegen den Torbogen stieß.
Das Mädchen brüllte.
Ein Jaguar jagte heran, packte den Würfel mit dem weit aufgerissenen Maul, noch ehe dieser zu Boden fiel. Mondra sah es aus dem Augenwinkel und wusste, dass sie verloren hatte.
Der zweite Jaguar sprang auf Mondra zu, Klauen und Zähne blitzten. Einige Hologramme schossen auf sie, doch sie war längst wieder auf den Füßen und rannte hakenschlagend durch das Casino. Sie hechtete hinter einen Spieltisch, der sofort von
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