Perry Rhodan - Jupiter
das schiere Bewusstsein dessen, dass sie dieses Glück willentlich herbeigeführt hatten, entwertete unerklärlicherweise vielen das Glück. Sie verließen Yntor und die Ratsgefilde, manche sogar die Quellgalaxis. Die Glücklichen, die blieben, erlebten, wie jedes physische Glück den Körper anstrengte und erschöpfte. Die Physis, bislang Medium des Glücks, wurde zum Hindernis, zum Schwachpunkt. Also lösten sie ihr Bewusstsein von diesem Träger ab und übertrugen es zunächst auf abgemachte Zeit, schließlich unbefristet in para-neuronale Mentaltresore, in die Euphorischen Pandaimonien. So gingen sie ein in das unaufhörliche Glück.«
»Was ist aus ihnen geworden?«, fragte Rhodan.
»Das weiß ich nicht. Vermutlich treiben die Euphorischen Pandaimonien immer noch im Halo der Quellgalaxis, eingelagert in die Leerraumkatakomben aus Dunkler Materie, in Betrieb gehalten von der Dunklen Energie. Manche von denen, die den Beigeschmack des genetisch, pharmakologisch oder psychomechanisch Herbeigeführten nicht ertrugen, aber auf Yntor geblieben waren, gingen einen anderen Weg. Sie bauten Glückseligkeitsmaschinen.«
»Glückseligkeitsmaschinen«, wiederholte Rhodan. Er sah die gewaltigen Produktionsanlagen auf vielen Welten, deren Aufgabe darin bestand, Maschinen zu konstruieren und herzustellen, deren einziger Daseinszweck es war, Glück zu empfinden.
Maschinen aus nahezu unverwüstlichen Keramiken. Maschinen, die ebenso Energie aus höheren Dimensionen abzapfen wie Energieschaum aus dem Virtuellen Vakuum abschöpfen konnten. Maschinen voller Sensorien, die nach außen wie nach innen gerichtet waren, voller künstlicher Sinnesorgane, die elektromagnetische und Schallwellen wahrnehmen konnten, Gerüche und Geschmäcker, Wärme und Kälte und die Polarisation des Lichtes und Hunderte andere, fantastische Arten Nachrichten von der Realität.
Und mitten hineingesetzt in die Fluten der Informationen ein künstliches Selbst, das all das gewahrte und genoss und guthieß und glücklich war.
»Warum?«, fragte Rhodan. »Warum dieser Aufwand?«
»Um – so hatte der Rat sich entscheiden – das Maß an Glück im Universum zu erhöhen«, sagte die Rede.
Eine Zivilisation, die Maschinen baute, um die Glücksbilanz des Universums zu verbessern – der Resident wollte auflachen, aber etwas gefror in ihm. Er sah die Parade der Glückseligkeitsmaschinen, einige von ihnen biomechanische Androiden, auf acht Beinen laufenden Riesenschnecken ähnlich – Abbilder ihrer Erbauer? Andere ähnelten Türmen aus Stahlgeflecht, zwischen deren Verstrebungen es irrlichterte; wieder andere waren nichts als kognitive Architekturen, virtuelle Bewusstseinsmodelle in den Neurotroniken dieser Technosphäre.
»Und?«, fragte Rhodan. »Sind sie glücklich geworden?« Ihm war nicht klar, ob er die Antwort, die er bereits kannte, fürchten sollte. War dies etwa kein respektables Projekt? Hatte er und hatten seine Terraner nicht immer wieder unter Zivilisationen gelitten, die ganz andere, sehr viel egoistischere Ziele verfolgten, Ziele, die doch immer wieder in einem Ziel zusammenliefen? Hatten nicht alle Invasoren, die je das Solsystem heimgesucht hatten, die Uleb wie die Cappins, die Völker des Schwarms wie das Hetos der Sieben, am Ende sogar die Terminale Kolonne TRAITOR, dieses Ziel: das Wohlbefinden der eigenen Art, das eigene Wohlbefinden zu erhöhen? Sich sicherer zu fühlen als zuvor? Sich mächtiger zu wissen? Kurz gesagt: glücklicher zu sein?
»Selbstverständlich sind die Glückseligkeitsmaschinen glücklich. Das ist ihre bestimmende Funktion. Möglicherweise hatten einige der früheren Baureihen zu leiden, möglicherweise waren einige wenige Maschinen defekt und mussten repariert werden. Vielleicht begingen einige Dutzend von ihnen Suizid. Aber insgesamt generierten die Maschinen ungeheuere Mengen an Glück. Sie sind wunderbare Konstrukte, beinahe vollendet, denn ihre – und meine – Baumeister waren erleuchtete Geister, ihre Technologie war allen Technosphären der Quellgalaxis uneinholbar überlegen.«
»Bist du auch eine solche Glückseligkeitsmaschine?«
»Nein. Ich bin etwas anderes. Jede Glückseligkeitsmaschine braucht ein Selbst. Es existiert kein Glück, es sei denn, ein Selbst empfände es. Und über ein Selbst verfüge ich nicht.«
Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen sich zu erkundigen, inwieweit das, was Rhodan vermutete, zutraf: dass der Thesaurus ein Gefäß war, in dem Psionische Sporen, vielleicht winzige Fraktale
Weitere Kostenlose Bücher